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PEN-Zentrum
04.07.2022

Josef Haslinger: „Als Interimspräsident bin ich mit meinem Ziel gescheitert“

Er habe verhindern wollen, dass der PEN auseinanderbricht, das betont Josef Haslinger. Schon einmal war er Präsident des PEN, von 2013 bis 2017. Seit 25 Jahren lehrt er am Deutschen Literaturinstitut Leipzig.
Foto: Jens Wolf

Das deutsche PEN-Zentrum steckt in der Krise, der Schriftstellerverband hat sich in zwei Lager geteilt. Der Österreicher Josef Haslinger leitet nun den alten PEN. Ein Gespräch über die Krise, die Spaltung – und den Krieg.

Was von diesem Streit in Gotha in Erinnerung bleibt, ist vor allem ein kurioser Vergleich. Ein kulinarischer. „Ich möchte nicht Präsident einer Bratwurstbude sein“, rief Deniz Yücel in die aufgewühlte, aufgebrachte Menge der Schriftsteller und Schriftstellerinnen. Doch da war Yücel, Journalist im Dienst der Tageszeitung Die Welt, tatsächlich noch Präsident dieser Versammlung. Er war der Chef des deutschen Zentrums des namhaften Schriftstellerverbands PEN. Gerade hatte ihn das Plenum in Gotha sogar noch mit knapper Mehrheit wiedergewählt. Aber da ging schon ein tiefer Riss durch die Gruppe.

Der Streit war am russischen Überfall auf die Ukraine entbrannt. Yücel forderte eine Flugverbotszone und zudem schwere Waffen als Unterstützung für das attackierte Land. Andere Autoren empfanden das als Verstoß gegen die friedlichen Prinzipien des PEN. Doch schon lange hatte es im Verband rumort, aus vielen Gründen.

Josef Haslinger hat schon einmal den deutschen PEN geleitet

Bratwurstbude ... wie hart trifft so ein Vergleich den aktuellen Interims-Präsidenten? Den Chef, der jetzt den Autorenbund aus der Krise führen soll? „Na mein Gott, er hat das sicher sehr despektierlich gemeint“, sagt Josef Haslinger im Ton der Gelassenheit. „Ich finde an einer Bratwurstbude aber nichts Verwerfliches. Ich kenne sie vor allem in Form des Wiener Würstlstands. Man trifft dort Menschen aus vielen Ländern, die beim Essen miteinander ins Gespräch kommen und sich sehr zivilisiert verhalten.“ Nur – zivilisierten Gespräche scheinen zwischen den zerstrittenen PEN–Lagern gerade undenkbar. Der Verband hat sich in zwei gespalten. Autoren um prominente Köpfe wie Deniz Yücel und Eva Menasse haben einen PEN Berlin als Alternative gegründet.

Josef Haslinger, 66 Jahre, Niederösterreicher, hat von 2013 bis 2017 schon einmal den deutschen PEN geleitet. Sein Laufbahn hatte 1995 Fahrt aufgenommen, mit seinem Wien-Thriller „Opernball“. 2007 beschrieb er in „Phi Phi Island“, wie er mit seiner Familie den Tsunami in Thailand 2004 überlebt hatte. Seit dem Zoff von Gotha ist er allerdings ein besonders gefragter Mann. Jeder will wissen, wie sich sein PEN, der ursprüngliche, nun nach der Spaltung verhält. Hat Haslinger da überhaupt noch den Nerv für seinen Hauptberuf ? „Ich bin zurzeit überhaupt nicht in der Lage, an mein Schreiben zu denken“, sagt er. Eine Lesung, ein Gespräch über Literatur – das sei für ihn schon Entspannung. An diesem Tag liest er im Augsburger Annahof aus seinem jüngsten Buch „Mein Fall“. Eine Abwechselung, eine Ausnahme, zwischen zig Anfragen zum Chaos um seinen Verband.

Der neue PEN um Yücel baut tatsächlich auf derselben Grundregel-Charta auf wie der alte

Doch wie tief geht der Riss? Der neue PEN um Yücel baut tatsächlich auf derselben Grundregel-Charta auf wie der alte. An den Grundfesten wollen also auch jene nichts ändern, die gegangen sind. War der Bruch nicht doch vermeidbar? Ist man sich im Ziel einig, also Frieden – nur nicht in den Mitteln, die es braucht, um Frieden zu schaffen? Haslinger widerspricht: „In Bezug auf die Ukraine liegen wir weit auseinander, Deniz Yücel und ich. Er vertritt eine bellizistische Position, ich hab eine völlig andere. Ich denke, dass kriegerische Auseinandersetzungen keine mögliche Handlungsoption im Sinne der PEN-Charta sind.“

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Alle Mitglieder verpflichten sich, „für das Ideal einer einigen Welt und einer in Frieden lebenden Menschheit“ einzutreten – so lautet ein Grundsatz, den Autoren unterschreiben, wenn sie dem PEN-Verband beitreten. Haslinger betont, dass er unter Friedfertigkeit etwas anderes versteht, als Waffen zu liefern in Kriegsgebiete: „Wir brauchen Lösungen, die auch dem Eingedenken der europäischen Geschichte gerecht werden. Kriege haben in Europa immer wieder Verheerungen angerichtet und am Ende gar nichts gelöst, sondern nur Voraussetzungen für den nächsten Krieg geschaffen.“

Ein offener Brief von Intellektuellen löste vergangenen Donnerstag einen neuen Wirbel aus – ein Brief von einigen in letzter Zeit. Josef Haslinger hat ihn mit namhaften Kolleginnen wie Juli Zeh unterzeichnet. Sie fordern: Waffenstillstand, Deeskalation, Verhandlungen mit Russland. Haslinger ist überzeigt, je länger der Krieg dauert, desto schlimmer werden die Folgen, vor allem für die Zukunft: „Wir verheizen die Jugend der Ukraine mit unseren Waffen.“

Haslinger muss sich kritischen Fragen stellen

Der Autor erklärt: „Ich bin meinen christlichen Wurzeln eigentlich nie näher gewesen als jetzt.“ Er sei ein Kind der Friedensbewegung, aber eben auch ein Kind des Glaubens. Als Sängerknabe war er Schüler an einem Klostergymnasium im österreichischen Zwettl. Seine Erinnerungen, vor allem an die dunklen Seiten dieser Zeit, an die Erfahrung von sexuellem Missbrauch, den er selbst erlitten hat, hat er in „Mein Fall“ niedergeschrieben. „Ich habe ein Stück eigener Souveränität durch das Buch zurückgewonnen. Das war ein langer Weg für mich“, erklärt er. „Man muss sich diesen Erlebnissen stellen, auch den eigenen Lügen, die man sich zusammengebastelt hat, um damit besser leben zu können. Und das ist durch das Buch geschehen. Es erzählt auch meine persönliche Geschichte der Annäherung an die Wahrheit.“

Die christlichen Werte, die hätten ihn trotzdem geprägt. In diesen Tagen sei er enttäuscht von der Haltung vieler Staats- und Regierungschefs Europas. „Die Gewaltlösung wird als die einzige überhaupt denkbare hingestellt. Jeder, der nach anderen Lösungen Ausschau hält, gilt fast als Verräter, der der Ukraine in den Rücken fällt.“ Es sei verständlich, dass sich die Ukraine verteidige, betont Haslinger. „Aber wir müssen eine Perspektive für den Frieden entwickeln, auch für die Zeit danach.“

Doch er muss sich kritischen Fragen stellen: Wie kann man sich Verhandlungen mit einem Russland unter Putin überhaupt vorstellen? „Ich weiß es nicht. Aber das Mindeste ist doch, dass man gemeinsam auf ihn zugeht und sagt: Wir sind bereit zu verhandeln.“ Für Ideen wie diese erntet er auch Schelte. Der Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk, wetterte auf Twitter gegen den neuen offenen Brief: Das alles seien Forderungen von pseudointellektuellen Versagern. Haslingers Reaktion? Kopfschütteln.

Haslinger wirft Yücel nicht nur eine kriegerische Haltung vor

Der PEN versteht sich vor allem auch als Helfer für Autoren, die in Krisengebieten Unterdrückung erleben. „Wir bekommen vor allem von Verfolgungen von Schriftstellern, Künstlern und Intellektuellen mit“, erzählt Haslinger. „Den Krieg als solchen zu bezeichnen, ist dort offenbar schon ein Verhaftungsgrund.“ Im Programm „Writers in Exile“ unterstütze das PEN-Zentrum aktuell etwa 15 Geflüchtete mit Unterschlupf und Hilfe. „Damit hätten wir eigentlich genug zu tun. Stattdessen streiten wir, wer der bessere PEN ist. Eigentlich ist das doch Schwachsinn.“

Haslinger wirft Yücel aber nicht nur eine kriegerische Haltung vor. Der Ruf nach einer Flugverbotszone sei nicht der einzige Grund gewesen, warum es Abwahlanträge für Yücel gegeben habe. Es hätten sich viele interne Konflikte angestaunt, die Yücel nicht habe bewältigen können. Autoren hatten die Strukturen des PEN nicht nur als veraltet, sondern auch als homophob und rassistisch kritisiert. „Das ist ein Quatsch. Das sind neu erfundene Mythen zur Rechtfertigung des eigenen Rachefeldzugs“, sagt Haslinger. Eines aber müsse er einräumen: „Als Interimspräsident bin ich mit meinem Ziel gescheitert, den Bruch zu verhindern. Vor allem brauchen wir jetzt als PEN einen klaren Neustart.“

Sein Ziel: Er will nun vor allem neue junge Autoren in den alten PEN bringen. Vielleicht brauche es dafür auch ein neues Manifest, das sich noch einmal deutlich und wörtlich gegen Rassismus stellt, dazu Neuwahlen. Gut 700 Mitglieder zählt der alte PEN nach der Spaltung, mit Lücken in der jungen Generation. PEN-Doppelmitglieder gebe es auch, aber das sei noch kein Problem, sagt Haslinger. Die internationale Dachorganisation müsse den PEN Berlin erst einmal offiziell anerkennen.

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