Kann sie Cannes? Iris Knobloch ist die Präsidentin des Filmfestivals
Sie ist die erste Frau und die erste Nichtfranzösin, die die berühmten Festspiele in Cannes leitet. Seitdem wird Charlotte Knoblochs Tochter angefeindet.
Wenn sie Französisch spricht, ist ihr bayerischer Einschlag direkt zu hören. Was Iris Knobloch früher in Frankreich noch als verführerische Eigenschaft ausgelegt wurde, kritisieren dort nun viele. Die 60-jährige Knobloch ist die erste Nichtfranzösin, die das nun beginnende Filmfestival in Cannes leitet. Die erste Frau ist sie auch. Letztes Jahr wurde Knobloch zur Cannes-Präsidentin gewählt. Vor ihrem ersten Festival muss sie sich nun gegen viele Vorwürfe verteidigen.
Öffnet Knobloch Netflix und Co. die Tore nach Cannes?
Die gebürtige Münchnerin ist in der Filmwelt keine Unbekannte. Und genau das bringt ihr viel Kritik ein. Knobloch arbeitete lange als Top-Managerin des US-Filmriesen Warner – der aus europäischer Branchensicht ewige Rivale aus Hollywood. Außerdem ist Knobloch Chefin im Verwaltungsrat des Streaming-Anbieters Deezer. Viele Franzosen haben deshalb die Sorge, Knobloch könnte das prestigeträchtige Filmfestival in Cannes zu sehr für Amerika sowie Netflix und Co. öffnen.
Erste Anzeichen dafür gibt es bereits. Bisher waren in Cannes von Streaming-Diensten produzierte Filme verboten. Bis Knobloch jüngst ein Abkommen mit Netflix abschloss: Nun dürfen Netflix-Filme, die von französischen Regisseurinnen und Regisseuren produziert wurden, in Cannes gezeigt werden. Filmschaffende aus anderen Ländern bleiben ausgeschlossen. Für viele ein Skandal.
Knobloch: "Deutschsein im Ausland ist schwer"
Auch das Wahlverfahren Knoblochs zur Präsidentin sorgt für Ärger. Das höchste Amt von Cannes ist in Frankreichs Kulturpolitik eine wichtige Position. Viele Filmschaffende kritisieren die Wahl als zu intransparent. Frankreichs Präsident Emmanuel Marcon gilt als großer Verfechter der Münchnerin, die mittlerweile in Paris lebt. Er erhofft sich von ihr einen Strategieschwenk, um auch künftig Cannes' internationales Ansehen zu erhalten.
Weitere Anfeindungen muss Knobloch wegen ihrer Nationalität ertragen. Besonders vom linken und rechten Rand französischer Politiker wurden in der Vergangenheit antideutsche Ressentiments lauter, auch auf kulturpolitischer Ebene. Das weiß auch Knobloch: "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Deutschsein im Ausland weiter sehr schwierig sein kann", sagte sie vor kurzem in einem Interview.
Charlotte Knobloch spielt in Frankreich keine Rolle mehr
Einzig wegen ihres Geschlechts und ihrer bekannten Mutter musste Knobloch bisher keine Kritik einstecken. Denn über Charlotte Knobloch, Ex-Präsidentin des Zentralrats der Juden, redet in Frankreich kaum noch jemand. Klar ist: Iris Knobloch wird weiterhin polarisieren – unabhängig davon, ob sie Cannes kann.
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