Richard Strauss’ „Capriccio“ ist eine Oper, die sich ausgiebig selbst betrachtet. Der Komponist – und maßgebliche Librettist – hatte am Ende seines Lebens ja auch einiges mitzuteilen aus eigener Erfahrung, und er verknüpfte dies mit den Fragen, die diese Gattung seit jeher bewegen. Wem soll in einer Oper der Vorrang eingeräumt werden, der Musik, die so unvergleichlich zu rühren vermag, oder doch nicht eher dem Wort, das auf seine Weise Bezauberung auslöst? Oder vielleicht der Bühne, die das Auge mit visuellem Pomp überwältigen kann? In „Capriccio“ wird darüber heftig diskutiert, aber das macht nur die Hälfte des Reizes dieses Schlusssteins im Strauss’schen Opernwerk aus. Höchst lebendig hineingeflochten sind hier, in Wort wie in Musik, Empfindungen des Gefühls, erotische Schwärmerei, Konkurrenzneid, äußere Maske und innere Wahrheit. Es menschelt gewaltig, während ästhetische Diskurse geführt werden, und diese Doppelbödigkeit macht „Capriccio“ zu einem besonderen Stück.
Premiere