Susan Arndt: "Sprache war immer ein wichtiges Instrument, um Menschen abzuwerten"
Plus Die Literaturwissenschaftlerin Susan Arndt hält den Roman "Tauben im Gras" von Wolfgang Koeppen als Pflichtlektüre in der Schule für ungeeignet. Warum? Ein Gespräch über Rassismus, Weißsein und die Macht von Sprache.
Frau Arndt, um den Roman "Tauben im Gras" von Wolfgang Koeppen ist eine Debatte entbrannt. Eine Lehrerin wollte ihn nicht besprechen, weil dutzende Male das N-Wort fällt. Können Sie die Reaktion verstehen?
Susan Arndt: Ich finde es absolut nachvollziehbar, dass sie den Text nicht besprechen wollte. Sie setzt ein wichtiges Zeichen, denn wir müssen darüber reden, wie Themen im Unterricht behandelt werden. Kultusministerin Theresa Schopper erklärte, anhand des Romans solle gezeigt werden, wie Rassismus Gesellschaften prägt. Sie würde aber hoffentlich nicht auf die Idee kommen, NS-Propaganda zu benutzen, um den Nationalsozialismus zu lehren. Dafür lesen wir Anne Frank. Diesen Perspektivwechsel braucht es auch in der Auseinandersetzung mit Rassismus.
Die Sicht von Betroffenen kommt Ihrer Meinung nach also zu kurz?
Susan Arndt: Die Kultusbehörden täten gut daran, den Abi-Kanon diverser zu gestalten. Bisher repräsentiert er weiße, männliche Stimmen. Aber es gibt genug Werke von afrodeutschen Personen, die Rassismus nicht nur thematisieren, sondern reflektieren. Theodor Wonja Michael erlebte als Kind den Nationalsozialismus, wurde bei Völkerschauen vorgeführt und schrieb eine Autobiografie darüber. Auch die Bachmannpreisträgerin Sharon Dodua Otoo hat bewegende Romane und Kurzgeschichten über Rassismus geschrieben.
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