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Tate McRae begeistert in München: Selbstbewusster Tanz und emotionale Balladen

Konzertkritik

Tate McRae begeistert in München: So sexy und selbstbewusst ist der Popstar

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    In München wollte Tate McRae nicht fotografiert werden: Dieses Bild entstand bei ihrem Auftritt am 20. Februar in Inglewood, California.
    In München wollte Tate McRae nicht fotografiert werden: Dieses Bild entstand bei ihrem Auftritt am 20. Februar in Inglewood, California. Foto: Matt Winkelmeyer, GETTY IMAGES NORTH AMERICA, Getty Images via AFP

    Noch bevor Tate McRae den ersten Ton singt, tanzt sie. Bei der Show der Kanadierin geht es um mehr als die Musik. Die 21-Jährige macht sich selbst mit jedem perfekt einstudierten Tanzschritt zum Zentrum der Inszenierung. Mal verschwindet sie unter der Bühne, windet sich an der Stange oder rennt, ganz der Star, durch das Publikum. McRae ist immer in Bewegung.

    Mit ihrer „Miss Possessive“-Tour machte die popstar-gewordene Profitänzerin aus Kanada mit deutschen Wurzeln am Mittwoch Halt in der Münchener Olympiahalle. Das Bühnenbild erinnert mit Kränen und Stahlkonstruktionen an eine Baustelle, und weckt bei der Show einmal mehr die Erinnerung an eine andere Zeit: Man denkt schnell an die Pussycat Dolls, an Britney Spears, an Stars, die in den 2000ern Konzerte auf die Bühne brachten, voller Energie, perfekt einstudiert und vor allem: sexy. Bei McRae ist das vermutlich weniger schockierend als noch damals. Es scheint eher wie das Zeugnis eines neuen Selbstverständnisses einer Generation.

    Tate McRae in München: Zwischen Balladen, Dance-Pop und Stangentanz

    Tate McRae ist eine Verbindung aus Talent und TikTok. Ihre Tänze sind lasziv, provokant und selbstbewusst, die Dance-Pop-Songs mit dem R‘n‘B-Einschlag und ihrer nasalen Stimme gehen in den Kopf und bleiben dort. Tate McRae nimmt den Raum ein, sobald sie die Bühne betritt. Bei manchen Songs ist nicht klar, ob die Stimme aus dem Mikrofon tönt, oder vom Band kommt – klanglich funktioniert in München beides. Die markante Stimme der 21-Jährigen klingt, auch bei wuchtigem Bass, klar durch die Olympiahalle.

    Mit viralen TikTok-Hits wurde die 21-Jährige weltberühmt. Der Song „Greedy“ feiert die Tochter einer deutschstämmigen Tanzlehrerin das weibliche Selbstbewusstsein. Sie singt aus der Perspektive einer jungen Frau, die genau weiß, was sie will – und was andere von ihr wollen. Sie wirkt in ihrer Bühnenpersona souverän, manchmal distanziert – aber zwischen den Liedern zeigt sich auch eine andere Seite: Da huscht ein dankbares, fast schüchternes Lächeln über ihr Gesicht, wenn sie mit ihren Fans spricht oder deren Gesang erwidert.

    McRaes Gesangskarriere begann auf You Tube

    Dass McRae auch anders kann, zeigt sie in kräftigen Balladen. Sie singt über Nostalgie und das Gefühl, die Zeit würde ihr entrinnen. Denn plötzlich, erklärt sie dem Publikum, ist sie 21 Jahre alt und hat so viel verpasst. McRaes Karriere begann, fast schon oldschool, auf Youtube, wo sie bereits als Teenager jeden Freitag neue Videos postete, mit Liedern, die sie selbst schrieb. Mit einer Tanzlehrerin als Mutter lernte McRae entsprechend früh, Taktgefühl, Disziplin und Ausdrucksstärke zu perfektionieren.

    Auf der Bühne ist genau das spürbar. Jeder Schritt ist choreografiert. Tänze enden im Spagat, sie räkelt sich vor Live-Kameras und schleicht unter der Bühne hindurch. Alles ist Bühne. Überall ist Bewegung. Ihre Kostüme wechseln zwischen weißem Body, Trikot, Jogginghose und BH – mal sportlich, mal sexy, mal fast intim. Der Tanz ist ihr Ausdrucksmittel – manchmal mehr als der Gesang selbst.

    Viele Handyvideos und Tanz auf Spitzenniveau in der Olympiahalle

    Bei einer anderen Deutschland-Show der 21-Jährigen machte in den sozialen Medien vorrangig das Publikum von sich reden. Videos von McRaes Konzert in Stuttgart zeigte eine „tote“ Menschenmenge in der Hanns-Martin-Schleyerhalle – nur wenige Fans tanzten mit der Kanadierin, kaum jemand sang ihre Hits mit und die Stimmung blieb aus. „Sie hasst uns“, schreibt ein Fan in den Kommentaren unter einem der zahlreichen Stuttgart-Videos. Ganz so schlimm dürfte das Fazit der Münchener Fans nicht ausfallen – obwohl sie lange brauchten, um in Bewegung zu kommen. Lieber filmten die meisten jeden Tanzschritt.

    Das ist verständlich: Tate McRae bringt Tanz auf Spitzenniveau – präzise, sinnlich und kontrolliert. Ihre Show ist keine bloße Aneinanderreihung von Songs, sondern ein fließendes Gesamtkonzept, das sich aber nur schwer auf dem Video so ein zweites Mal erleben lässt. Zwischen TikTok-Ästhetik, Profi-Choreografie und emotionaler Nahbarkeit gelingt McRae ein Auftritt, der vor allem eines zeigt: Es ist in Ordnung, genau zu wissen, wer man ist – und wo man hin will.

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