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Tod mit 90 Jahren: Die „Dornenvögel“ halten Richard Chamberlain in Erinnerung

Nachruf

Die „Dornenvögel“ halten Richard Chamberlain in Erinnerung

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    Seine bekannteste Rolle: Richard Chamberlain mit Rachel Ward in der Fernsehserie „Die Dornenvögel“.
    Seine bekannteste Rolle: Richard Chamberlain mit Rachel Ward in der Fernsehserie „Die Dornenvögel“. Foto: imago images/Mary Evans

    Richard Chamberlain entschloss sich vergleichsweise spät, als Schauspieler Fuß zu fassen, erst nach seinem Kunst-Studium am Pomona College in Kalifornien. Also verwundert es auch nicht, dass er vergleichsweise spät seine bekannteste Rolle spielte, die mit seinem Namen fest verbunden bleibt: den Priester Ralph de Bricassart in der Fernsehserie „Die Dornenvögel“. Chamberlain war schon 49 Jahre alt und eroberte als charismatischer Herzensbrecher in Schwarz das Fernsehpublikum, vor allem der Frauen. Nun ist Chamberlain im Alter von 90 Jahren in seiner Wahlheimat Hawaii an den Folgen eines Schlaganfalls kurz vor seinem 91. Geburtstag gestorben, wie US-Medien übereinstimmend berichten.

    Für den weltweiten Erfolg von „Die Dornenvögel“, mehr als 200 Millionen Menschen haben die Serie damals gesehen, war Chamberlain als Ralph de Bricassart die perfekte Besetzung: schön, unaufgeregt, zerrissen. Er spielte den Priester, der unglücklich geliebt wurde und sich unglücklich verliebte und der sich doch für die eigene Kirchenkarriere entschied - auch wenn er ein paar Tage lang das Zölibat vergessen konnte. Damals hatten die Weiten Australiens noch etwas Exotisches, Priestermangel war für die katholische Kirche in den frühen 1980er Jahren ein Fremdwort. Die Bilder von den weiten Landschaften betörten, ebenso der Prunk in Rom. Die Handlung hatte dazu auch etwas Provokantes mit dem Priester, der schwach wird.

    Große Auftritte hatte Richard Chamberlain schon zuvor gehabt

    Besser, man belässt den „Dornenvögel“-Glanz in dieser Erinnerung und holt das nicht noch einmal hervor. Die Zeiten in den frühen 1980er Jahren waren andere. Heute fiele man wahrscheinlich das ein oder andere Mal vom Stuhl, wenn man Chamberlain-de Bricassart dabei zusehen würde, wie er die junge Meggie als Neunjährige kennenlernt, sie formt und erzieht, um später mit der jungen Erwachsenen ein uneheliches Kind zu zeugen. Mit der Rolle hat sich Chamberlain jedenfalls ins kollektive Filmgedächtnis eingeschrieben.

    Große Auftritte hatte er zuvor schon gehabt, etwa als „Graf von Monte Christo“ oder in der Fernsehserie „Shogun“. Da spielte er den englischen Navigator John Blackthorne, der an der japanischen Küste strandet, gefangen genommen wird und sich letztlich in einen Samurai verwandelt. Und Chamberlain nahm man diese Verwandlung ab, dieses Eintauchen in die fremde Kultur.

    Als Chamberlain nach den „Dornenvögeln“ weltweit bekannt war, dichtete man ihm zahlreiche Affären an, etwa mit seiner „Dornenvögel“-Partnerin Rachel Ward oder mit „Denver“-Star Linda Evans. Erst viel später gab Chamberlain sein gut gehütetes Geheimnis preis. In seiner 2003 erschienenen Biografie „Shattered Love“ machte er fast 70-jährig seine Homosexualität und die Partnerschaft mit seinem damaligen Lebensgefährten öffentlich.

    Richard Chamberlain outete sich erst spät

    Es sei früher unmöglich gewesen, offen schwul zu sein, blickte er mit 80 Jahren im New York Times-Interview auf seine Jugend und die Anfänge in Hollywood zurück. „Ich dachte, dass etwas fürchterlich falsch mit mir war. Und auch als ich berühmt wurde, war dieses Gefühl noch da.“ Er habe später viele Jahre in Therapie verbracht und sich spirituellen Studien gewidmet. Mehr als drei Jahrzehnte lang lebte Chamberlain mit einem Partner auf Hawaii zusammen.

    US-Schauspieler Richard Chamberlain ist tot.
    US-Schauspieler Richard Chamberlain ist tot. Foto: Rolf Rick, dpa

    Der TV-Star, der auch Kunst und Gesang studiert hatte, stand häufig auf der Theaterbühne und immer wieder vor der Filmkamera. Mit der Titelrolle des „Dr. Kildare“ nahm seine Fernseh-Karriere 1961 Schwung auf. Bis ins Alter drehte er, zuletzt etwa in einer Folge der Serie „Twin Peaks“ 2017. Seine Lieblingsrolle in der langen Karriere war dann eine ganze andere: der Bösewicht in dem Katastrophendrama „Flammendes Inferno“. „Darin war ich ein richtig fieser Kerl“, erzählte er 2019 dem Radiosender KCCA. Nun wird sein langjähriger Partner Martin Rabbett in US-Medien wie folgt zitiert: „Unser geliebter Richard ist jetzt bei den Engeln.“ (mit dpa)

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