Für Artur Walther geht es auch um sein Vermächtnis. Der ehemalige New Yorker Investmentbanker bei Goldman Sachs und gebürtige Neu-Ulmer hat Ende der 1990er Jahr begonnen, Kunst – insbesondere Fotografien – zu sammeln. Seine „Walther Collection“ ist heute eine weltweit beachtete Sammlung. Im Metropolitan Museum of Art in New York soll sie für das Publikum erhalten bleiben.
„Ich will, dass meine Sammlung weiterlebt, dass sie gesehen wird“, sagt Artur Walther, der vergangenes Jahr seinen 76. Geburtstag feierte. Da sei eben auch die Frage, wie die „Walther Collection“ in der Zukunft weiterleben könne, drängender geworden, sagt er. Artur Walther hat in den vergangenen Jahren, sogar Jahrzehnten, nicht nur viel Zeit, Energie und Geld in das Sammeln selbst gesteckt – es war ihm auch immer wichtig, die Werke durch Ausstellungen und Publikationen einem Publikum zugänglich zu machen.
2010 eröffnete Artur Walther sein eigenes Museum in Burlafingen
In Burlafingen, einem kleinen Neu-Ulmer Ortsteil, hatte er neben seinem Elternhaus Ausstellungsräume bauen und einrichten lassen. Das Museum mit regelmäßigen Sonderausstellungen eröffnete im Juni 2010 – die bis März dieses Jahres gezeigt Schau „Wer wir sind“ wird dort die letzte mit Werken aus Walthers Sammlung bleiben. Die Ausstellungen wanderten vom Neu-Ulmer Campus oft in andere Museen weiter und wurden auch international gezeigt. 2011 eröffnete dann noch der Project Space im West Chelsea Arts Building in Walthers Wohnort New York City dazu.
Der Grundstein seiner Sammlung legte er mit Werken deutscher Fotografen. Bilder von Künstlern wie Bernd und Hilla Becher, Karl Blossfeldt und August Sander gelangten damals in Walthers Besitz. Artur Walther legte seinen Fokus dann aber schon bald auf Künstlerinnen und Künstler, die aus westlicher Perspektive oft – zu Unrecht – unbeachtet bleiben. Im Bereich afrikanischer und asiatischer, speziell chinesischer, Fotografie hat Artur Walther so eine der führenden Sammlungen in Europa und Amerika geschaffen. Mit ein Grund, warum man beim Met so erfreut über das angekündigte Geschenk ist.

Auch das Met darf eine eindrucksvolle Sammlung moderner und zeitgenössischer Fotografie sein Eigen nennen. Allerdings hatte sich das Met bei diesem Medium bislang auf westliche Arbeiten konzentriert. Die „Walther Collection“ bietet dem Museum, das als größtes Kunstmuseum der Vereinigten Staaten eigentlich einen globalen Anspruch verfolgt und rund sechs Millionen Besucherinnen und Besucher jährlich anlockt, nun eine ideale Ergänzung. Artur Walther, der es mit seiner Sammlung auch ermöglichen will, den bekannten westlichen Positionen die afrikanische oder asiatische Perspektive entgegenzusetzen, sieht dafür im Met die besten Voraussetzungen.
Große Freude beim Met über das angekündigte Geschenk
Kuratoren des Met beschreiben die Sammlung Walthers in einer Pressemitteilung mit Worten wie „phenomenal“ - phänomenal oder „remarkable“ - bemerkenswert. „Nothing short of extraordinary“, also „nichts Geringeres als außergewöhnlich“, sagt Met-Direktor Max Hollein dazu. Dass Artur Walther seine Sammlung gern dem Met übergibt, liegt nur zum Teil daran, dass es eines der renommiertesten Museen der Welt ist. Er hat auch einen persönlichen Bezug dazu. Seine New Yorker Wohnung liegt nur einen Steinwurf von dem imposanten Museumsbau entfernt.

Artur Walthers Schenkung an das Met umfasst rund 6500 Werke. Nur ausgewählte Stücke will der passionierte Sammler vorerst behalten, zum Beispiel Bilder von Samuel Fosso, einem seiner Lieblingsfotografen. Das Met wiederum hat schon konkrete Pläne, wie die Werke der Walther Collection in seinen Ausstellungen integriert werden. Im jüngst wieder eröffneten Rockefeller-Flügel des Met sind derzeit Werke von Seydou Keïta und Samuel Fosso zu sehen. Auch für diesen Herbst und das Jahr 2026 sind Ausstellungen geplant, zudem sollen Teile der Walther Collection im neuen Flügel für Gegenwartskunst, dem Tang Wing, der 2030 eröffnen soll, zu sehen sein.
In Walthers Heimatdorf Burlafingen werden wohl keine Werke seiner Sammlung mehr zu sehen sein. Aber immerhin bietet sich diesen Herbst noch eine Gelegenheit, eine Auswahl davon zu sehen, ohne die lange Anreise nach New York. In den Hamburger Deichtorhallen eröffne im Oktober eine Ausstellung unter dem Titel „Into the Unseen“, berichtet Artur Walther. Gerade habe er dazu mit der Kuratorin telefoniert.
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