
Wie das Repair Café in Dießen auch im Lockdown hilft

Plus Viele Dinge, die kaputtgehen, werden leichter weggeworfen und neu gekauft, anstatt sie zur reparieren. Ehrenamtliche Helfer in Dießen zeigen, dass es auch anders geht. Ab Montag gibt es eine neue Aktion.

Vor einem Jahr ging auch in Dießen ein Repair Café an den Start. Der Plan: Defekte Geräte zu reparieren, anstatt sie wegzuwerfen und etwas Neues zu kaufen. Doch dann kam die Corona-Pandemie. Trotz zweier Zwangspausen zieht Initiator Christian Mauderer eine positive Bilanz – und kündigt für die kommende Woche eine neue Aktion an.
Denn Dinge gehen auch dann kaputt, wenn – wie derzeit – pandemiebedingt keine Reparaturcafés stattfinden können. Darum bieten Reparaturhelfer aus dem gesamten Bundesgebiet in der ersten Februarwoche digitale Sprechstunden an. Menschen mit defekten Gegenständen können sich vom 1. bis 6. Februar in eine zentrale Videokonferenzschaltung einwählen und erhalten dort Beratung und Tipps.
In welchen Fällen eine Ferndiagnose helfen kann
Bei folgenden Defekten sei eine Ferndiagnose und Heim-Reparatur sinnvoll: Generelle Bedienfehler, mechanische Defekte, Elektroreparaturen an Geräten mit weniger als 230V-Netzspannung, Textilreparatur, Klebehilfe bei Bruchstellen und ähnliche Reparaturen, die mit vorhandenem Werkzeug, etwas Geschick und kreativer Beratung übers Internet unternommen werden können, heißt es in einer Mitteilung.
Auch das Repair Café Dießen beteiligt sich. Über diesen Link ist eine Videokonferenz eingerichtet. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Teilnehmer sollen neben dem defekten Gegenstand auch vorhandene Schaltpläne, falls vorhanden Werkzeug sowie gegebenenfalls Reinigungsutensilien bereithalten. Die digitale Sprechstunde findet statt von Montag bis Freitag, 1. bis 5. Februar, von 19 bis 21 Uhr und Samstag, 6. Februar, von 14 bis 16 Uhr. Fragen vorab können an info@repair-cafe-diessen.de gestellt werden.
Wie geplant fand das Repair Café nur zweimal statt
Eigentlich sollte das Repair Café im Denkerhaus in der Sonnenstraße 1 jeden ersten Samstag im Monat stattfinden. Doch geklappt hat dies nur im Februar und März, dann kam Corona, im Sommer und Herbst gab es noch drei Freiluft-Reparaturtreffs im Stephanshof und jetzt ist man wieder im Lockdown. Trotz dieser Einschränkungen war die Nachfrage bisher groß. 180 Reparaturfälle zählte das rund 20 Personen umfassende Team um ihn, erzählt Mauderer, in gut der Hälfte der Fälle habe man helfen können.

Der typische Fall fürs Repair Café ist ein defektes Gerät, dessen Instandsetzung sich eigentlich nicht lohnt, weil man leichter und für wenig Geld etwas Neues kaufen kann. Toaster oder Bügeleisen seien dafür Beispiele. Während die Sache beim Toaster nicht so einfach sei (Erfolgsquote etwa 50 Prozent, wenn ein Glühdraht nicht mehr funktioniert), reiche es bei einem Bügeleisen oft aus, es zu reinigen oder zu trocknen, damit es wieder funktioniert. Allerdings hat Mauderer nicht Elektrokleingeräte im Blick. „Auch andere Sachen kann man reparieren, zum Beispiel Sachen aus Holz“. So habe ein Schreiner im Ruhestand bei einem Rechen auch schon einen fehlenden Zinken wieder eingesetzt. Häufigere Reparaturbedürfnisse gebe es auch bei Bekleidung, vor allem wegen offener Nähte und kaputter Reißverschlüsse. Sehr wichtig sei auch, kaputtes Spielzeug zu richten. „Das sind oft Erinnerungsstücke, die kann man nicht durch etwas Neues ersetzen.“
Das Wissen eignete sich Christian Mauderer von seinem Vater an
Es sind zum großen Teil Rentner, die ihr Wissen im Repair Café einbringen, Mauderer selbst ist erst 33 Jahre alt und Elektrotechniker. „Ich übe eine Bürotätigkeit aus und habe keine handwerkliche Ausbildung“, erzählt er über sich, „ich habe mir das Wissen von meinem Vater angeeignet, denn in meiner Familie wurden Sachen schon immer repariert.“

Aber es gibt auch Fälle, die nicht gelöst werden können. Für langwierige Problemlösungen ist keine Zeit, länger als eine halbe Stunde sollte ein defektes Gerät die Helfer nicht beschäftigen und man wolle auch nicht in Konkurrenz zu gewerblichen Reparaturbetrieben treten, betont Mauderer. Daneben gelte, dass die zu reparierenden Gegenstände nicht zu groß sein sollten: „Stühle sind so etwa die Grenze“, erklärt Mauderer. Schwierig könne es auch werden, wenn ein Gerät bereits zerlegt und nicht klar ist, ob noch alle Sicherheitsvorrichtungen vorhanden sind oder sie nicht in einen sicheren Zustand gebracht werden können. Auch Ersatzteile hat das Repair Café nur sehr begrenzt.
Spenden und Helfer sind willkommen
Finanziert wird das Repair Café durch Spenden. Fünf bis zehn Euro würden meist von den Besuchern gespendet. Das Geld wird vor allem für die Raummiete und andere laufende Kosten gebraucht. Daneben haben die ehrenamtlichen Helfer auch ein paar Wünsche, zum Beispiel ein Elektro-Prüfgerät. Weitere Helfer sind willkommen – aber auch Menschen, die noch was dazulernen wollen, um kaputte Sachen wieder in Funktion zu bringen.
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