Ein Ort des Glaubens und der Versöhnung
Denklingen/Dienhausen Vor 40 Jahren, am 20. April 1969, erhielt die wiederaufgebaute Osteraufkirche ihre Weihe. Vom Gotteshaus zwischen Denklingen und Dienhausen berichtet der Denklinger Ortschronist Paul Jörg:
Die dem Märtyrer Stephanus geweihte Kirche wurde vom 6. auf 7. September 1943 durch den Bombennotabwurf eines englischen Flugzeuges getroffen. Die Ausstattung der Kirche wurde vernichtet. Nur die Außenmauern sowie Deckenreste und das Kreuzrippengewölbe im Chor blieben stark beschädigt erhalten. Später brach auch das Kreuzrippengewölbe zusammen. Nach dem Krieg wurden auf Initiative des Denklinger Bauingenieurs Philipp Huber die Mauern von Kirche und Turm instandgesetzt und mit einem Dach versehen. Bis Mitte der 60er Jahre erinnerte die Ruine als Mahnmal an die Zerstörungen und das Leid, das durch den Zweiten Weltkrieg verursacht wurde. Der 1966 gestorbene Philipp Huber und Schmiedemeister Anton Hirschvogel waren die Initiatoren für den Wiederaufbau der Osteraufkirche. Unter Pfarrherrn Friedrich Heinzelmann und der Leitung von Anton Hirschvogel konnte mit weiteren Denklinger Unternehmern, dem großen Engagement der Bevölkerung in Form von Spenden und der teils unentgeltlichen Hilfe ortsansässiger Handwerker sowie kirchlicher und staatlicher Fördermittel die Kirche wieder in ihrem urtümlichen Erscheinungsbild errichtet werden. Für die Neugestaltung des Altar- und Innenraumes konnten Professor Franz Bernd Weißhaar und Architekt Matthias Abele aus Kaufbeuren gewonnen werden. Oberstufenschüler des Humanistischen Gymnasiums St. Stephan Augsburg schufen die Marienstatue mit der Stifterfigur des Anton Hirschvogel sowie die Figur des Kirchenpatrons. Die Marienstatue wurde 1972 gestohlen, konnte aber dank Landsberger Polizei zurückgeführt werden. Das gotische Rippengewölbe im Chorraum wurde unter Leitung des örtlichen Maurermeisters Franz Xaver Schießl wiederhergestellt. In der Mitte des Chorraumgewölbes ist ein Kreuz mit einem wertvollen Christuskorpus aus dem 17. Jahrhundert, der von einer Denklinger Bürgerin gestiftet wurde, an zwei Ketten über dem Altar schwebend, angebracht. Die beiden Glocken aus 1712 konnten beim Brand gerettet werden, mussten im Krieg abgegeben werden, kehrten aber danach wieder zurück. Bis zur Beschaffung neuer Glocken für die Pfarrkirche St. Michael ersetzten sie dort das Geläute und wurden 1966 wieder an ihren angestammten Platz gehievt, wo sie nach 23 Jahren erstmals den Beginn des Wiederaufbaus einläuteten. Bei einer Außenrenovierung 1998 wurden an der Ostseite des Chores spätgotische Fresken entdeckt, die konserviert wurden.
Die Kirche dürfte im 12./13. Jahrhundert erbaut worden sein. Mit den Einfällen der Ungarn in der ersten Häfte des 10. Jahrhunderts und der Fehde des Feudalherrn Welf I. gegen Kaiser Heinrich IV. im Jahre 1088 wurden am Lechrain viele Kirchen zerstört. Deshalb kam es zu vielen Kirchenneubauten. In nächster Nähe befindet sich ein Quellgebiet und im Umfeld der Kirche gibt es eine Vielfalt von Kräutern. Hinter dem ursprünglichen Altar befand sich der Einstieg zu einem unterirdischen Gang, der im gegenüberliegenden Wald, dem Forchet, seinen Ausgang hatte. Um die Kirche herum sind Spuren einer Umfassungsmauer wahrzunehmen. Die Filialkirche der Pfarrei Denklingen muss einst von Bedeutung gewesen sein. Im Jahre 1765 hatte sie ein Eigenkapital von 8000 Gulden, während für die Pfarrkirche 3275 Gulden zur Verfügung standen. Des Öfteren hat St. Stephanus die Denklinger Pfarrkirche finanziell unterstützt, so auch beim anstehenden Neubau der Pfarrkirche im Jahre 1766. Die Osteraufkirche ist fest in das Leben der Pfarrgemeinde integriert. Gelegentlich werden Messen gefeiert, Brautpaare lassen sich dort trauen. Der Bittgang am 1. Mai sowie die Messe des Frauenbundes zum Festtag Maria Empfängnis sind Tradition. Und seit fast 20 Jahren kommt im September ein Besatzungsmitglied des englischen Bombers, Philip Jenkinson, der den Absturz seines Flugzeuges im Aschthal überlebte, an den Ort zurück. Mit dem Mesnerehepaar Gilg hält er eine stille Einkehr zum Gedenken an seine Kameraden, die bei dem Flugzeugabsturz ums Leben kamen.
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