
Die Lehren aus Tschernobyl
Infoveranstaltung zum Jahrestag der Atomkatastrophe
Landsberg Anlässlich des Jahrestages der Katastrophe von Tschernobyl referierte Sonja Lischka vom evangelischen Bildungswerk Fürstenfeldbruck im Café Mondial des Bürgerbahnhofes Landsberg auf Einladung der Landsberger Grünen über die historische Dimension und Auswirkungen der Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima.
Die „Vertuschung der real messbaren Strahlenbedrohung zum Zeitpunkt des Supergaus von Tschernobyl“ machte sie dabei ebenso zum Thema wie die „erstaunliche Disziplin im Stromsparen“, mit der die japanische Bevölkerung auf die Kernschmelze in Fukushima langfristig reagiert habe. So konnte, wie sie sagte, vor Kurzem das letzte Atomkraftwerk in Japan abgeschaltet und vom Netz genommen werden. Die nach wie vor ungeklärte Entsorgungsproblematik in unabsehbare Zukunft hinein eröffnet nach Darstellung der Referentin Fragen nach einer Neuausrichtung der Energieversorgung und nach Möglichkeiten der effizienten Nutzung von Stromnetzen, die weitgehend durch erneuerbare Energien gespeist werden. Als wichtigstes Argument für diese Art der Energieversorgung stellte Sonja Lischka heraus, dass die Energieerzeugung nicht in Abhängigkeit von mächtigen Konzernen, sondern durch dezentrale Bürgerkraftwerke flächendeckend geregelt werden könne, sofern die dazu nötigen Netze von staatlicher Seite zur Verfügung gestellt würden. Lischka betonte, dass die Energieversorgung durch erneuerbare Energien mittels intelligenter Stromnutzungstechnologien im eigenen Haushalt heute schon rentabel und ohne Verzicht auf moderne Standards möglich sei.
Im zweiten Teil des Abends erläuterte Landtagsabgeordneter Ludwig Hartmann die Energiewende, wie sie zurzeit auf landespolitischer Ebene behandelt und „teilweise auch behindert“ wird. Dabei sprach er zunächst eine der Hauptängste bei der Versorgung durch erneuerbare, umweltabhängige Energieerzeugung an, den sogenannten Blackout, bei dem das Energieversorgungsnetz zusammenbrechen könne.
Dieser drohte laut Hartmann im Februar 2012, weil an den Strombörsen Reserveleistungen aus Überschüssen, als Absicherung für Engpässe geplant, gewinnbringend nach Frankreich verkauft worden seien. Inwieweit solche Spekulationsgeschäfte künftig erlaubt sein dürften, müsse auf politischer Ebene geklärt werden.
Gaskraftwerke seien, so Hartmann, bedingt dazu geeignet, Spitzen eines möglichen Versorgungsdefizits übergangsweise abzufangen. Darüber hinaus hätten sie jedoch keine weitere Bedeutung für die Energieversorgung in kommunaler Hand, da diese Form der fossilen Stromerzeugung, so Hartmann, „von Großkonzernen dazu genutzt werden wird, die eigene Monopolposition möglichst beizubehalten“.
Eine Energiewende bedeute aber vor allem „den Wandel von energiepolitischen Machtstrukturen in Richtung auf Bürgerinteressen; Stromerzeugung also, von der vor allem die Verbraucher profitieren, indem es sich für sie – auch finanziell – lohnt, umweltgerecht zu handeln und zu wirtschaften“. (lt)
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