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Kinderhospiz: Mehr als nur ein Begleiter auf einem traurigen Weg

Kinderhospiz

Mehr als nur ein Begleiter auf einem traurigen Weg

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    Bei ihren Besuchen nutzt Paul Meichelböck (links) die Zeit, um mit seinem zwölfjährigen Sohn Paul zu spielen und Energie zu tanken.
    Bei ihren Besuchen nutzt Paul Meichelböck (links) die Zeit, um mit seinem zwölfjährigen Sohn Paul zu spielen und Energie zu tanken. Foto: Matthias Becker

    Das Leben, nicht das Sterben, steht im Kinderhospiz St. Nikolaus in Bad Grönenbach im Mittelpunkt. Nur die wenigsten Kinder kommen am Ende ihres Lebens in die Unterallgäuer Einrichtung, die vor zehn Jahren eröffnet wurde. „Wir sind Wegbegleiter“, sagt Geschäftsführerin Anita Grimm. Das sei der Hauptunterschied zu einem Hospiz für Erwachsene. Die Einrichtung erfährt viel Unterstützung - auch aus Landsberg. So sammeln jedes Jahr zur Adventszeit die „Fliegenden Weihnachtsmänner“ des LTG 61 Spenden für „ihre Patenkinder“ in Bad Grönenbach.

    Das Thema Tod verdrängt Veronika Meichelböck aus Kaufbeuren die meiste Zeit. Sie kommt seit 2008 jedes Jahr mit ihrem Sohn Paul ins Kinderhospiz. Durch die Krankheit Fibromatose wachsen im Körper des Zwölfjährigen Tumore, die ihm das Leben immer schwerer machen. Im Kinderhospiz können sie immer wieder durchschnaufen. „Anfangs dachten wir, was alle denken – dass Kinder hier sterben“, sagt Veronika Meichelböck. Als sie sich schließlich doch auf einen Besuch in Bad Grönenbach einließen, fühlten sie sich schnell wohl, erzählt Veronika Meichelböck. „Gerade am Anfang haben wir vom Austausch mit anderen Eltern sehr profitiert.“ Die Zeit im Hospiz helfe einem, die Diagnose einer lebensverkürzenden Krankheit für sein Kind zu akzeptieren.

    Das Haus gibt den Betroffenen Sicherheit

    Dass sich Pauls Zustand nach und nach verschlechtern wird, hat die Mutter immer im Hinterkopf. Trotzdem versuchen sie, im Hier und Jetzt zu leben – wie Paul. Der Zwölfjährige ist lebenslustig und aufgeweckt, geht gern zur Schule, liest und interessiert sich für Fußball. Und wenn der Tag kommt, an dem es ihm schlechter geht oder er stirbt, ist das Kinderhospiz als Ansprechpartner da. Das gebe ihr Sicherheit, sagt Veronika Meichelböck. Eine Pflegekraft sei höchstens für zwei Kinder zuständig und es gebe so wenig Wechsel wie möglich. Unterstützt werden sie durch ehrenamtliche Helfer wie Dagmar Hofer, die von Beginn an dabei ist. „Man profitiert unheimlich, mehr als man gibt“, sagt die 70-Jährige. Es sei eine wertvolle Erfahrung, zu sehen, wie die Eltern mit der schweren Krankheit ihres Kindes umgehen. Um sie zu entlasten, hilft Hofer gern, wo sie kann. Sie geht mit den Kindern spazieren, kuschelt mit ihnen, spült Geschirr ab und spielt mit den Geschwisterkindern. „Man erkennt, was es für ein Glück ist, gesunde Kinder und Enkel zu haben“, sagt Hofer.

    Fähnchen als kleine Lebenslinien

    „Auch die Geschwister werden gut mit eingebunden.“ Das sei vor allem für kleinere Kinder wichtig. Sie gestalten oft die Fahne mit, die jedes kranke Kind beim ersten Besuch bastelt, erzählt Grimm. Darauf stehen der Name und das Geburtsdatum. Die bunten Fahnen hängen im Flur des Kinderhospizes wie eine Lebenslinie und werden – sofern die Familie es möchte – nach dem Tod des Kindes in den Erinnerungsgarten gehängt.

    Durch dieses Trauerritual bleibe etwas von den Kindern erhalten – über den Tod hinaus.

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