Die Räuber sind unter uns
Schillers Sturm-und-Drang-Stück in modernem Gewand
Das war schon starker Tobak, den das Landestheater Tübingen am Dienstagabend im Landsberger Stadttheater seinem Publikum bot. Nicht so sehr der vielen Toten wegen. Die gab es in Friedrich Schillers Schauspiel „Die Räuber“ natürlich auch (am Ende waren von den zwölf Protagonisten beinahe die Hälfte nicht mehr am Leben). Vielmehr brachte die junge Schauspieltruppe mit dem Erstlingswerk des Dichters einen „Klassiker“ auf die Bühne, wie man ihn sich lebendiger und frischer kaum wünschen kann, kräftig gegen den Strich gebürstet in der Inszenierung von Christoph Roos, mit einer beweglichen Bühnenfläche (Peter Scior), die in ihrer Wandelbarkeit beinahe schauspielerische Qualität erreichte. Dazu die wechselweise das Geschehen ausdeutende und antreibende Musik, der Markus Maria Jansen viel mehr als nur untermalende Funktion zugewiesen hatte.
Präzise gefasst und in dichter Dramaturgie entwickelte sich über zweieinhalb Stunden hinweg ein Schauspiel ganz im Sinne des Sturm und Drang, das die Zuschauer von der ersten Minute an in seinen Bann zog. Was nichts zur Sache tat, „gute, alte Theaterrituale“ wie etwa das zeitraubende Aufziehen des Vorhangs, entfielen. Die Geschichte empfing ihre Zuhörer auf offener Bühne, drängte darauf, erzählt zu werden. Eine einfache Geschichte im Grunde genommen, von der Rivalität zweier Brüder und deren Ringen um die väterliche Gunst – fast so alt wie die Menschheit und gleichzeitig hochbrisant. Eine Geschichte von elterlicher Liebe und den verheerenden Folgen, die es haben kann, wenn Kinder nicht genug davon bekommen. Die Tübinger kleideten sie in modernes Gewand, die Räuber dabei eine Jugendgang, pöbelnd, aufschneiderisch, die Bierflasche immer in der Hand, und entfalteten sie vor dem Hintergrund aktueller Geschehnisse. In ihrem Begleitheft zogen sie Parallelen zu jüngsten Gewaltexzessen und Terrorakten radikalisierter Jugendlicher weltweit. Die Räuber, so die Erkenntnis, sind mitten unter uns.
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