
Zecken: Heuer beißen besonders viele

Wegen des günstigen Klimas im Winter gibt es dieses Jahr im Landkreis Landsberg mehr Zecken als sonst. Sie können gefährliche Krankheiten übertragen. Wie man sich davor schützen kann.
Ihr Biss ist zwar kaum schmerzhaft, dafür umso gefährlicher: Zecken können zwei gefährliche Krankheiten übertragen: FSME und Borreliose. Heuer muss man besonders vorsichtig sein, Landsberg gilt seit dem Frühjahr als Risikogebiet für Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), und es gibt sehr viele dieser kleinen Blutsauger: Bei einer großen Open-Air-Veranstaltung im Landkreis wurden beispielsweise vom BRK-Sanitätsdienst knapp 50 Personen mit Zeckenbissen behandelt, ein Mann hatte sogar 13 Zecken am Körper. Der Einsatzleiter Steffen Schweckhorst: „Ich kann mich nicht erinnern, dass wir schon mal so viele Patienten mit Zeckenbissen behandelt haben wie dieses Jahr.“ Das LT liefert Infos, was man beachten sollte.
Die Hose in die Socken stecken
Lisu Feike, deren Tochter den Waldkindergarten in Kaufering besucht, erzählt, dass die Fünfjährige in diesem Sommer bereits drei Mal von Zecken gebissen worden sei. Zudem hat die Mutter von ihrem Kind auch noch frei krabbelnde Exemplare entfernt. „Voriges Jahr war es nur eine Zecke und 2017 gar keine“, erzählt sie. Die Empfehlungen des Kindergartens lauteten, die Kinder in lange Hosen und langärmelige T-Shirts zu kleiden und die Hose in die Socken zu stecken. Sie creme ihre Tochter auch mit Kokosöl ein, das helfe präventiv. „Vielleicht ist aber doch eine Stelle unberührt geblieben oder durchs Schwitzen die Wirkung vermindert worden.“ Außerdem seien heuer einfach sehr viele Zecken unterwegs. Lisu Feike sucht ihre Tochter nach dem Kindergarten nach Zecken ab und sucht nach möglichen Bissstellen.
Der Winter war mild
Dr. Birgit Brünesholz vom Gesundheitsamt in Landsberg erläutert, dass laut Expertenmeinung heuer aufgrund des milden Winters die Zeckenaktivität besonders hoch und damit mit mehr FSME- und Borreliose-Fällen zu rechnen sei. Konkrete Zahlen gibt es noch nicht: „Für unseren Landkreis wurde bisher in diesem Jahr keine Häufung von Erkrankungen beobachtet, im Vergleich zu den gemeldeten Erkrankungen in den Vorjahren.“
Da jede Zecke das FSME-Virus (Erreger der Frühsommermeningoenzephalitis) sowie das Bakterium Borrelia burgdorferi (Erreger der Lyme-Borreliose) in sich tragen kann, erhöht sich laut Dr. Brünesholz das Erkrankungsrisiko mit zunehmendem Zeckenbefall. Das heißt, je mehr Zecken einen beißen, desto größer ist das Erkrankungsrisiko. Gegen FSME kann man sich impfen lassen. Das Landsberger Gesundheitsamt hat aber bisher keine Zahlen vorliegen, ob dies mehr Menschen tun, seit der Landkreis als Risikogebiet gilt. Wichtig zur Vermeidung von FSME-Erkrankungen sei ein vollständiger Impfschutz.
Diese Krankheiten werden von Zecken übertragen
Zecken können neben Viren (Erreger der FSME) auch Bakterien (Borrelien) übertragen, die die Lyme-Borreliose verursachen, wie Birgit Brünesholz erläutert: „Gegen Borreliose gibt es keine Impfung.“ Wichtig bei einer Borrelien-Infektion sei eine rasche Diagnose und frühzeitige Therapie mit Antibiotika. Bei der Borreliose trete häufig nach dem Zeckenstich ein sich ausbreitender Hautausschlag an der Einstichstelle auf. In diesem Fall sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden.
Am Besten ist es jedoch, sich erst gar nicht von einer Zecke beißen zu lassen: Wer durch die Natur streift, sollte Kleidung tragen, die möglichst viel Körperoberfläche bedeckt, sagt Birgit Brünesholz. Das heißt: lange Hosen, langärmelige Hemden und festes Schuhwerk. Abwehrmittel, spezielle Sprays (Repellents) für die Haut, wirkten in gewissem Umfang auch gegen Zecken. Nach etwa zwei Stunden lasse ihre Wirksamkeit allerdings nach.
So läuft die Suche nach Zecken ab
Wer heimkommt, sollte den Körper sorgfältig nach Zecken absuchen. „Insbesondere bei Kindern können die Zecken am Haaransatz sitzen.“ Bei Zeckenbefall müsse die Zecke unverzüglich vollständig – am besten mit einer speziellen Zeckenzange – entfernt werden und die Einstichstelle desinfiziert und beobachtet werden. In den FSME-Risikogebieten Deutschlands tragen laut Dr. Birgit Brünesholz etwa 0,1 bis fünf Prozent der Zecken das FSME-Virus in sich, wobei das Vorkommen von Borrelien in Zecken sehr stark schwanke und bis zu 30 Prozent betrage. „Es ist jedoch nur bei rund 0,3 bis 1,4 Prozent der Zeckenstiche mit Krankheitssymptomen zu rechnen.“
Förster und Forstarbeiter streifen durch den Wald und sind somit prädestiniert dafür, von Zecken gebissen zu werden. Das Städtische Forstamt erwartet von seinen Mitarbeitern, dass sie sich gegen FSME impfen lassen, sagt dessen Leiter Michael Siller. Außerdem hätten die Waldarbeiter mehrere Mittel geprüft und für sich das wirksamste und hautschonendste ausgewählt.
„Zecken gehen nicht auf jeden.“ Michael Siller hat die Erfahrung gemacht, dass die Menschen offensichtlich unterschiedlich interessant sind für Zecken. Er selbst werde relativ selten befallen. Ob es heuer mehr Zecken gibt, als die Jahre zuvor, kann der Forstamtsleiter nicht sagen. Siller weiß von mehreren Waldarbeitern, die an Lyme-Borreliose erkrankt sind. Bei einem Fall habe es Langzeitfolgen gegeben.
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