
Als in Landsberg ein Häftling im Wäschekorb floh

Plus Nach dem Gefängnisausbruch in Memmingen: Wie oft gibt es solche Zwischenfälle in der JVA Landsberg? Die Flucht bislang letzte Flucht aus dem Gefängnis am Hindenburgring liegt schon etliche Jahre zurück.
In Memmingen sind zwei Häftlinge während des Hofgangs über die Mauer geklettert und geflüchtet (LT berichtete). Mehrere Tage lang wurde nach den beiden Männern gefahndet. Mittlerweile sitzen beide wieder hinter Gittern. Mauern überwinden oder durchbrechen, Tunnel graben – aus Fernsehen und Kino sind viele Versuche bekannt, aus einem Gefängnis zu entfliehen. Doch wie oft kommt so etwas wirklich vor? Das Landsberger Tagblatt hat bei der Leiterin der JVA Landsberg, Monika Groß, nachgefragt.
Die Freiheit währte zwei Jahre
Ein Fall ging vor über zehn Jahren durch die Medien: Einem Landsberger Häftling gelang 2007 die Flucht – versteckt in einem Wäschewagen. Zu den Gefängnisbetrieben in Landsberg gehört neben einigen Werkstätten auch eine Wäscherei. „Das war ein halbes Jahr, nachdem ich die Leitung der Justizvollzugsanstalt übernommen hatte“, erinnert sich Monika Groß. Damals hatte sich ein 30-jähriger Gefangener in einem Rollcontainer voller frischer Wäsche versteckt, die nach St. Ottilien transportiert wurde. Andere Gefangene bedeckten ihn mit frischer Wäsche. Er blieb unentdeckt und konnte entfliehen. Sein Bruder fuhr dem Wäschetransporter hinterher und ermöglichte so die weitere Flucht. Erst zwei Jahre später wurde der Ausbrecher in Kroatien gefasst.
Seitdem habe es keinen Ausbruchversuch aus dem geschlossenen Vollzug gegeben, erzählt Anstaltsleiterin Groß. Wie es vor dieser Zeit war, kann sie nicht sagen. Im elektronischen LT-Archiv findet sich kein weiterer Artikel zu einer Flucht aus der Justizvollzugsanstalt am Hindenburgring.
Fast 400 Personen sitzen momentan ein
Bei einem Gespräch mit dem damaligen Gefängnisleiter Heinz Döschl berichtete dieser 2003 unserer Zeitung, dass es in den zwölf Jahren unter seiner Leitung keinen Ausbruch gegeben habe. In den 1980er-Jahren war das Gefängnis generalsaniert worden.
Derzeit sind in der JVA Landsberg 398 Gefangene untergebracht und 17 im Freigängerhaus. Das heißt, diese 17 sind nur in der Nacht im Gefängnis, am Tage gehen sie teilweise Berufen im ganz normalen Zivilleben nach oder arbeiten beispielsweise in der Verkaufsstelle des Gefängnisses.
Auch in der Außenstelle in Rothenfeld im Landkreis Starnberg können sich die 54 Gefangenen, die teilweise in der Landwirtschaft arbeiten, frei bewegen, erzählt Monika Groß. Sie seien nur nachts weggesperrt. Vorletztes Jahr hätten sich aus Rothenfeld zwei Häftlinge davongemacht. Einer habe sich aber schon am Tag darauf wieder zurückgemeldet und beim zweiten hätten sich die Angehörigen gemeldet.
Die Anstaltsleiterin lässt sich nicht in die Karten schauen
Kann auch in Landsberg ein Häftling über die Mauer entkommen? Die Situation beim Hofgang ist nicht mit Memmingen vergleichbar. „Der Hofgang findet in der JVA Landsberg in einem Innenhof statt.“ Wie hoch die Mauern des Landsberger Gefängnisses sind, verrät Groß nicht und auch bei der Frage, welche Schlüsse man aus der geglückten Flucht in Memmingen ziehe, bleibt die Anstaltsleiterin zurückhaltend in ihren Aussagen: „Man schaut ständig, ob sich etwas verbessern lässt.“
Mit welchen Mitteln die beiden Häftlinge in Memmingen über die sieben Meter hohe Mauer gelangten, hatte auch die dortige Leitung nicht bekannt gegeben. Nur von einer sportlichen Leistung der Ausbrecher war gegenüber der Presse die Rede.
Grundsätzlich gilt für Bayern, dass die Gefängnisse offensichtlich ziemlich ausbruchsicher sind, beziehungsweise Häftlinge keine Anstalten machen, aus den hiesigen Justizvollzugsanstalten abzuhauen: Laut Recherche des Bayerischen Rundfunks gab es seit 2011 keinen Ausbruch aus dem geschlossenen Vollzug eines bayerischen Gefängnisses. Bundesweit entkamen 2017 acht Gefangene, 2016 waren es sechs Gefangene. Für 2018 liegen die Zahlen noch nicht vor.
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