
Die landsberger bühne amüsiert das Publikum

Plus Die landsberger bühne zeigt derzeit im Stadttheater das Lustspiel „Pension Schöller“. Bei der Premiere sorgen schrullige Typen und überzeugende Schauspieler für Freude.

Wer ist verrückt – was wird als verrückt angesehen und vor allem: Warum? Sind es verschrobene Senioren oder stur ein Lebensziel verfolgende Leute? Ist es die um das Wohl des Nachwuchses besorgte Mutter oder der vertrottelte Möchtegern-Künstler? Oder ist es doch der verschiedene Szenarien von außen betrachtende und sich Gedanken darüber machende Mensch? Mit „Pension Schöller“, einem vor mehr als 100 Jahren uraufgeführten Stück, ging die landsberger bühne (labü) dieser Frage nach. Und landete bei der Premiere im Stadttheater einen furiosen Volltreffer.
Das Publikum im ausverkauften Saal war von Beginn an dabei, amüsierte sich köstlich. Selbst in der Pause drehten sich die meisten Gespräche um das, was in den ersten eineinhalb Stunden flotten Spiels auf der Bühne passiert war. Regisseur Konstantin Moreth und die Mitglieder der labü hatten bis hierhin bereits Großartiges geleistet. In einer auf das Wesentliche reduzierten Bühnenausstattung (Erwin Kloker und Eva Lüps) agierten Schauspieler, die nicht spielten, sondern in ihren Rollen aufgingen.
Aufsteiger und Abgestürzte, Neureiche und Stenze
Schon das erste Bild, ein Café im München der 1950er-Jahre, verzückte. Da tummelten sich Aufsteiger und Abgestürzte, Neureiche und Stenze. Und über allem stand eine münchnerisch freundlich-grantelnde Bedienung (Sabine Mühlbauer), die höchst zuverlässig das Zepter schwang über diese Mischung aus Stammgästen und Laufkundschaft. In jeweils kurzen Sequenzen lernten hier die Zuschauer die Protagonisten und ihre Schrullen kennen. Da ist ein verhinderter Schauspieler (Juri Olbrich) auf der Suche nach dem verlorenen „l“, ein Maler (Mike Bischof) ertränkt seine Erfolglosigkeit in vielen „Männergedecken“. Eine Schriftstellerin (Constanze Günther) ist auf der Suche nach Stoff für ihre Schmonzetten, zu finden beispielsweise bei einem in der Vergangenheit lebenden und immer die gleichen Geschichten erzählenden Major (Franziska Dietrich). Oder dem frisch aus dem Urwald eingeflogenen Abenteurer (Götz Hofmann).
Mehr Fotos von der Premiere:

Und als wären das noch nicht genug der ungewöhnlichen Charaktere, schneien auch noch Mutter (Daniela Echterbruch) und Tochter (Ann Machazek), letztere mit Heiratsambitionen, ein junger Mann (Jonas Echterbruch) auf der Suche nach einem Geldgeber für sein Start-up und ein Neureicher vom Starnberger See (Harald Dollinger) ins Café. Was tun mit all dem Geld auf der Bank? Aus dem Anwesen am See soll eine Nervenheilanstalt werden. Was für eine verrückte Idee! Der junge Mann, Neffe des Reichen, kriegt Geld, wenn er seinem Onkel den Besuch einer solchen Einrichtung ermöglicht. Kurzerhand wird die „Pension Schöller“, in der all die Stammgäste des Cafés wohnen, als solche ausgegeben und Onkel ist entzückt.
Der Onkel dreht immer mehr durch
„Das ist der Beste“, schwärmt der aus Bad Bergzabern Stammende bei jeder auftretenden Figur und „die werden lachen in Zabern“. Besonders begeistert, ja geradezu angezogen wird er von einer ebenfalls hier logierenden Sängerin und Diva (Diedke Moser). Wer ist nun verrückt? Sind es die Gäste, ist es die Wirtsfamilie (Ralph Wilbert, Carola Schuppert, Steffi Maier)? Oder ist es doch der aufs Glatteis geführte Onkel, der im Verlauf des Stücks mehr und mehr durchzudrehen scheint?
Nach fast drei Stunden ging ein hinreißender Theaterabend ohne Längen oder gar Langeweile zu Ende. Die Schauspieler waren stets textsicher, agierten überzeugend. Der labü ist mit „Pension Schöller“ leichtes, stets unterhaltsames Theatervergnügen gelungen, das an erfolgreiche Produktionen der vergangenen Jahre anknüpfen kann.
Gespielt wird noch am 16., 17., 18., 19., 23. und 24. Januar im Landsberger Stadttheater.
Mehr über das Theaterstück lesen Sie hier: Die "landsberger bühne" spielt einen Klassiker
Die Diskussion ist geschlossen.