
Jeder Erwachsene ist ein Vorbild


Oberbayerischer Start der Aktion „Sicher zur Schule – sicher nach Hause“ erfolgte in der Platanenschule
Seit nun bald 50 Jahren gibt es in Bayern die Aktion „Sicher zur Schule – sicher nach Hause“. Der Startschuss für dieses Schuljahr im Bezirk Oberbayern erfolgte heute an der Landsberger Platanenschule. Vertreter der Landespolitik, des Innenministeriums, der Behörden waren auf Einladung von Schulamtsdirektor Rudolf Schönauer gekommen – vor allem aber auch 187 Landsberger Schulanfänger, die von den Ehrengästen und Aktionsträgern eine Sicherheitserstausstattung überreicht bekamen.
Das nämlich sei eine der positiven Erfolge der Gemeinschaftsaktion, die in Sachen Schulwegsicherheit viel bewegt habe, erklärte der bei der Polizeiinspektion Landsberg für die Verkehrssicherheit zuständige Hauptkommissar Franz Kreuzer am Rande der Veranstaltung. In Neonfarben gestylte Schulranzen, Leuchtstreifen an Kinderkleidung, Reflektoren an Mützen, Helmen, Fahrrädern und vielen anderen Dingen seien Produkte, die sich aus der jahrzehntelangen Sensibilisierungsarbeit der Aktion heraus entwickelt hätten.
Auf die neu eingeschulten Kinder aufmerksam machen, sie sichtbar machen für die anderen Verkehrsteilnehmer, das hält auch die zweite Landsberger Bürgermeisterin Doris Baumgartl für eminent wichtig. Sie war ebenso wie ihre Vorrednerin Ulla Kurz, die stellvertretende Landrätin, der Überzeugung, dass gerade die Erstklässler in diesen Tagen noch etwas Zeit benötigen, um sich an die für sie so dramatisch veränderte Lebenssituation seit dem ersten Schultag einzustellen. „Und diese Zeit muss man Ihnen geben und die Kinder dabei unterstützen.“ Dafür sei ein hohes Maß an Sensibilität im Straßenverkehr notwendig. Doris Baumgartl: „Kinder gehen nicht – sie hüpfen, springen und rennen.“
Das zu schulen und darin zu unterweisen sei das eine, erklärte der leitende Polizeidirektor am Präsidium Oberbayern Nord, Thomas Zäpfel. Es sei die Vorbildfunktion, die das Verhaltenden der Schulanfänger maßgeblich beeinflusse und nicht nur das: „Wir sind Vorbilder, auch für die anderen Verkehrsteilnehmer.“ Außerdem solle das Verhalten im eigenen Auto ein ums andere Mal einer Selbstüberprüfung unterzogen werden. Werde ich etwa durch Gewohnheiten nachlässig? Wird der Gurt angelegt? Thomas Zäpfel: „Bei 25 Prozent der tödlichen Unfälle war der Gurt nicht angelegt.“ Die Kinder im Auto beobachten genau.
Überhaupt seien Eltern die wichtigsten Vorbilder, und genau diese Gruppe bereite der Polizei inzwischengrößte Sorgen in Bezug auf die Schulwegsicherheit – vor allem direkt vor der Schule. Hauptkommissar Franz Kreuzer: „Auch in dieser Woche haben wir trotz verstärkter Kontrollen vor den Schulen die nach wie vor zunehmende Drive-In-Mentalität vieler Eltern feststellen müssen.“ So möchte man, natürlich um sein eigenes Kind zu schützen, am liebsten mit dem Auto bis ins Klassenzimmer fahren. „Das ist nicht hilfreich“, bedauert auch Thomas Zäpfel. Lediglich 17 Prozent der Kinder in Bayern kämen mittlerweile überhaupt zu Fuß in die Schule. Der Rest werde motorisiert gebracht. Zäpfel weiß: „Nur wenn wir gemeinsam weiterarbeiten, kommen wir dem Ziel näher.“
Verbessert habe sich die Sicherheit aber allemal. Erreichten in den Anfangsjahren der Gemeinschaftsaktion die Zahlen der auf dem Schulweg getöteten Kinder im Freistaat noch regelmäßig Klassenstärke, verloren in Bayern im vergangenen Schuljahr noch drei Kinder ihr Leben. „Das sind jedoch drei tote Schüler zuviel“, befand auch Regierungsvizepräsidentin Maria Els, die selbst sechs Jahre lang im Bayerischen Innenministerium Abteilungsleiterin für Straßenverkehrsrecht war. „Jedes getötete Kind war für uns ein Schock, aber gleichzeitig auch Motivation, es künftig noch besser zu machen“, versicherte sie, dass die Schulwegsicherheit im Ministerium einen besonderen Stellenwert habe.
Deshalb würde vor allem in den ersten Schultagen massiv mit Plakaten an Straßenrändern, Bannern und Flyer bei Autofahrern um Rücksicht auf die Kinder geworben. Um die vielen Schulweghelfer und Schülerlotsen, die ehrenamtlich für die Kinder wirken, würde Bayern von anderen Bundesländern geradezu beneidet. innenminister Joachim Hermann verwies in dieser Woche in München stolz darauf, dass deutschlandweit gesehen jeder zweite Schulweghelfer in Bayern tätig sei. Dass dieses bürgerliche Engagement tatsächlich eine segensreiche Wirkung entfaltet, verdeutlichte Els anhand einer Statistik: In Bayern passierte kein tödlicher Schulwegunfall mehr an Überwegen, die von Schulweghelfern betreut werden.
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