
Bummeln, ratschen, Kultur erleben


Wer in der Landsberger Innenstadt unterwegs war, der kann einiges erzählen. Auch unsere Berichterstatterin. Von Jugenderinnerungen, einem Gedicht und Renate Stoibers Ausdauer.
Der Abend zwar kühl, aber entgegen mancher Befürchtungen trocken und mit klarem Himmel, eine einladend beleuchtete, bunt herausgeputzte Stadt: Was gibt es Schöneres, als zu bummeln, die Atmosphäre zu genießen, Leute zu treffen – dachten sich offensichtlich sehr viele Einheimische und von weiter her Angereiste, denn so belebt wie bei der 17. Langen Kunstnacht war Landsberg gefühlt schon lange nicht mehr.
Der Besucherstrom konzentrierte sich nicht nur auf einzelne Plätze oder Straßenzüge. Egal ob Alte Bergstraße, Vorderer oder Hinterer Anger, Hauptplatz, Peter-Dörfler-Weg und all die anderen mehr oder weniger bekannten Plätze und Gassen, überall waren Leute unterwegs. Besonders auffällig an dem Abend war die gute Laune und Offenheit, die alle mitgebracht hatten. Ein Schwätzchen hier, ein Gespräch dort und das alles zwischen Kunst in allen Facetten – ein solcher Abend kann lang werden. Das erlebte auch die LT-Berichterstatterin.
Start des Rundgangs war am Bayertor. Dort gab es den ersten Stopp. Maxi Huber vom Projekt Randerscheinungen machte gemeinsam mit einer Meute ähnlich gekleideter junger Leute Werbung für sein neues Theaterstück und erzählte von weiteren Projekten. Große Plakate an der Mauer zum Hofgraben – ist das Werbung? In gewisser Weise schon, es sind Fotoarbeiten von Peter Wilson, der viele weitere solcher Plakate an der Mauer entlang des Peter-Dörfler-Wegs platziert hatte. Aber weiter in der Alten Bergstraße: „Wir beteiligen uns seit Jahren an der Kunstnacht, vor allem auch, weil wir mit Malerei und Schrift zwei Künste hier vereinigen“, erzählt Johanna Thaller.
Gegenüber dann fast ein kleines Wunder; Kunstnachtbesucher durften einen Blick in das ehemalige Café Zirnheld werfen, das seit Jahren saniert und umgebaut wird. Die Einrichtung im Gastraum ist noch so, wie man sie von vielen Besuchen als Jugendlicher in Erinnerung hatte. „Ich genieße das Feedback“, sagt Thomas Ziegler im „Hairlich“ auf die Frage, was ihn bewegt, immer wieder seine bearbeiteten Fund- und Schwemmhölzer während der Kunstnacht zu zeigen. Ziegler freut es, wenn die Besucher staunen, Figuren in den Holzskulpturen entdecken. „Einfach kucken“ ist die Devise von Klaus Pilz. „Außerdem geht man bei der Kunstnacht auch in eher unbekannte Ecken.“
Lore Kienzl wiederum ist der persönliche Kontakt wichtig. „Man trifft Leute, redet miteinander“, das liebt die Künstlerin an der Langen Kunstnacht. Oskar Imhof sucht gleich von sich aus das Gespräch, erklärt die Gedanken, die er sich bei der Bearbeitung der großen Hölzer gemacht hat, die den Spitalplatz für einen Abend verschönern. Zu „Antares“, einer mehr als zwei Meter hohen Skulptur aus dem Stamm eines Nussbaums, umgeschnitten im Garten von Mathias Neuner senior, hat dieser sogar ein Gedicht verfasst, auf das Imhof extra hinweist.
So, die Alte Bergstraße ist geschafft, weiter geht es am Hauptplatz. Bei Osiander wird bereits eifrig vorgelesen, auf der gegenüberliegenden Straßenseite strömen die Menschen zur Künstlergilde in den Rathauskeller, lassen sich im Kloster die Ursulinengruft erklären und halten bei einem kleinen Konzert in der Klosterkirche kurz inne. Vorbei an Markita, den Lech entlang, geht es zum Zedermarkt mit Kunst statt Futter in den Räumen, wo Mitglieder des Regionalverbands Bildender Künstler mit Pinsel und Stift Menschen porträtieren. Ein knallrotes Cabrio, dazu Bilder und fröhliche Musik locken am Hauptplatz die Menschen an. „Der Dießener Kunstsalon geht auf Reisen, ist unser Motto“, meint Initiatorin Inge Frank, während eine bunt zusammengewürfelte Musikantenschar sich und die Zuhörer vergnügt.
Besondere Schätze im Pfarrzentrum
Weiter geht es in die Ludwigstraße, wo die Künste des neuen „s’Ludwig“-Pächters getestet werden können. Das Pfarrzentrum Mariä Himmelfahrt lockt trotz des düsteren Hinwegs viele Besucher mit besonderen Schätzen. Der stets kahle und ungemütliche Raum im Erdgeschoss war von der IWL-Malgruppe für eine feine Ausstellung richtig gemütlich gemacht worden, und im ersten Stock baumelten lebensgroße Fotografien der Schwestern des Dominikanerinnenklosters von den Balken. Conny Kurz zeigte hier noch einmal ihre Schau „Klosterleben“, von der jeder betonte, wie gut die Bilder doch im Pfarrsaal wirken. „Unbedingt noch zu Hansa gehen“ empfahl Rolf Lang, der sich beim „Eintauchen in Shakespeares Welt“ königlich amüsiert hatte und wusste, dass Klanghilde und Rezitante eine Zusatzvorstellung geben. Wolfgang Hauck von der KunstBaustelle warb für das Atelier „Der Rote Faden“, wo gerade neue Kostüme für Die Stelzer entstehen.
Puh, langsam ging die Konzentration dann doch den Bach hinunter. Hallingers, Villa, Kunsthaus, projekt-raum und weitere werden kurz gestreift; der letzte Besuch des Kunstnacht-Abends gilt Renate Stoiber vom Projekt „Der Rote Faden“. Die ehemalige Chefin der Kostümabteilung bei den Bayreuther Festspielen hat während der Sommerferien wieder viel mit Jugendlichen an neuen, aufregenden Kostümen gearbeitet und erklärt auch lange nach 22 Uhr noch bereitwillig, wie so ein Stelzer-Kostüm entsteht.
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