Literatur auf dem Sofa
Lesungen mit der „landsberger bühne“ als Kunstprojekt.
Das rote Sofa ist gewandert. Vom Brunnen ein Stückchen hinunter vor die Touristeninformation im alten Rathaus. Dort steht die überdimensionierte Chaiselonge jetzt und bietet müden Touristen, einkaufenden Hausfrauen und herumtollen Kindern eine gute Gelegenheit zum Innehalten. Das rote Sofa ist zudem ein Ort, an dem zur Zeit ein bemerkenswertes öffentliches Literaturprojekt unter dem Wortspiel „Literatur Findet Stadt“ stattfindet. Über einen Zeitraum von zwei Wochen werden fast täglich zwei Briefromane aus dem 18. Jahrhundert – aus der Zeit des vor 250 Jahren verstorbenen Dominikus Zimmermann - vorgelesen: Der Roman „Die Geschichte des Fräulein von Sternheim“ von Sophie von La Roche sowie „Die Leiden des jungen Werther“ von Johann Wolfgang von Goethe. Initiiert und organisiert hat das Projekt die „landsberger bühne“ in Zusammenarbeit mit der ehemaligen Kulturreferentin Sigrid Knollmüller.
Eine öffentliche Lesung auf dem Hauptplatz, keine einfache Sache in diesem wankelmütigen Sommer. Entweder regnete es in Strömen und die Lesung fiel aus, oder die Sonne knallte brutal und Sabine Kittel, die Vorsitzende der „landsberger bühne“ suchte nach einem Schirm, um den Lesenden ein wenig Schatten zu spenden. Jeden Tag las – jeweils eine halbe Stunde – eine Frau den Frauenroman und ein Mann das Goethe’sche Werk. Keine einfache Kost für die Zuhörer: Die altertümliche Sprache und Satzmelodie, das streckenweise höfische „Geplänkel“ und die für heutige Verhältnisse träge Dramatik erforderten Konzentration von dem kleinen, festen Kern an Zuhörern, die sich kurzerhand die metallenen Hauptplatzbänke zusammenschob und der sehnsuchtsvollen beziehungsweise unglücklichen, jungen Liebe lauschte. Kunst im öffentlichen Raum ist immer ein spannendes Wagnis. Werden die Menschen reagieren, wird es zu Interaktionen kommen? Es gab, außerhalb der Zeitungen, keine große Ankündigung, lediglich ein kleines Plakat neben dem Sofa verkündet die nächsten Termine. „Wie lesen einfach und schauen mal was passiert,“ sagt Sabine Kittel, die das Ganze die letzten zwei Monate vorbereitet hat, „mal fünf Minuten stehenbleiben, sich einlassen, das wäre doch schon toll in unserer schnelllebigen Zeit.“
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