Startseite
Icon Pfeil nach unten
Landsberg
Icon Pfeil nach unten

Schondorf: Erst Brombeeren, dann Bäume

Schondorf

Erst Brombeeren, dann Bäume

    • |
    Nachdem die alten Buchen im vergangenen Winter gefällt wurden, haben die Brombeeren auf einem Waldgrundstück am Kapellenberg in Unterschondorf ihre Chance genutzt und sich ausgebreitet.
    Nachdem die alten Buchen im vergangenen Winter gefällt wurden, haben die Brombeeren auf einem Waldgrundstück am Kapellenberg in Unterschondorf ihre Chance genutzt und sich ausgebreitet. Foto: Gerald Modlinger

    Für einiges Aufsehen war im Winter vor gut einem Jahr am Schondorfer Kapellenberg gesorgt. Auf einem zwischen Villengrundstücken in Bestlage erhaltenen letzten Waldgrundstück wurde der noch vorhandene Bestand alter Buchen gefällt. Die Abholzung war zwar waldrechtlich nicht zu beanstanden, im Gemeinderat wurde die Aktion jedoch als „brachial“ empfunden. Seither hat sich auf dem rund 1,3 Hektar großen Grundstück nicht mehr viel getan.

    So dürfte es wohl auch weiterhin bleiben: Der Eigentümer des Waldes, ein Unternehmer aus dem Raum Augsburg, verweist darauf, dass alle forstwirtschaftlichen Prinzipien eingehalten werden: Entweder es wachse durch Naturverjüngung ein neuer Wald nach oder dies geschehe durch eine ergänzende Nachpflanzung. Seine Forstleute würden dafür Sorge tragen. Konkrete Anweisungen, wie das Grundstück zu bewirtschaften sei, gebe er dabei nicht, die Pflege des Grundstücks solle nur forstwirtschaftlichen Ansprüchen genügen, sagte er auf Nachfrage des LT.

    Zwar schreibt das Waldgesetz grundsätzlich vor, dass nach einem Kahlschlag wieder Wald entstehen muss. Wie das ein Waldbesitzer bewerkstelligt, dafür hat er jedoch etlichen Spielraum. Auch im Schondorfer Fall „sind die rechtlichen Waffen stumpf“, um dem Waldbesitzer Vorgaben zu machen, erklärt der für Schondorf zuständige Förster beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Erwin Schmid.

    Fachliche Kritik trägt er aber durchaus vor: Zwar entwickle sich eine Naturverjüngung, doch durch die vollständige Beseitigung der alten Bäume breite sich vor allem Brombeergestrüpp aus, das den Aufwuchs junger Buchen und Fichten beeinträchtige. Der Waldbesitzer wäre besser beraten gewesen, die alten Buchen etappenweise zu schlagen, verdeutlicht Schmid: Unter den teilweise noch vorhandenen Bäumen hätte sich die Naturverjüngung besser entwickelt, und die Brombeeren, die jetzt das Landschaftsbild prägen, hätten sich weniger stark ausbreiten können. „Die Brombeeren bremsen, aber sie verhindern es nicht, dass sich wieder Wald durchsetzt, aber das kann zehn oder 20 Jahre dauern“, lautet die Einschätzung des Försters.

    Mehr Verärgerung spricht auch ein Jahr nach der großen Holzaktion aus den Worten von Bürgermeister Alexander Herrmann: Die vollständige Beseitigung des alten Buchenbestands habe er durchaus als „ein bisschen provokativ“ empfunden. Der Eigentümer des Waldes habe die Waldfläche wohl im Glauben gekauft, dass sie bebaut werden kann, meint Herrmann. Aber in diese Richtung werde sich nichts bewegen, betont der Rathauschef. Das habe er dem Waldeigentümer auch gesagt, als sich dieser wenige Wochen vor der Fällaktion bei ihm erkundigt habe, ob sich die Gemeindepolitik in Richtung einer künftigen Bebauung ändern könnte. Er habe den Waldbesitzer im Gegenzug aber darauf angesprochen, ob es denkbar wäre, das eingezäunte Grundstück zugänglich zu machen, da es sich ja um Wald handle.

    Seither haben sich der Waldbesitzer, der ungenannt bleiben will, und Herrmann nicht mehr gesprochen. Er würde aber durchaus über die Zukunft und Entwicklung des Grundstücks mit Vertretern der Gemeinde erörtern, betont der Eigentümer: „Ich bin gerne bereit, an einem Strang zu ziehen, das muss nicht an den kommunalen Interessen vorübergehen.“ Warum er überhaupt das Wäldchen in Schondorf gekauft habe? Dazu sagt der Unternehmer nur: „Aus einer Leidenschaft heraus.“

    Das Waldgrundstück am Kapellenberg gehörte einst dem Kunstsammler und Maler Sigmund Röhrer (1861-1929). Er hatte einigen Grundbesitz in Schondorf und vermachte diesen und eine rund 1000 Objekte umfassende Kunstsammlung in Schondorf der Stadt Augsburg gegen eine Leibrente. Bis auf den Badeplatz an der Seestraße wurden diese Flächen bis in die 2000er-Jahre hinein verkauft, zuletzt auch der Wald am Kapellenberg. Das Grundstück wurde seinerzeit geteilt: Ein kleinerer Teil, auf dem auch noch alte Bäume stehen, wurde von einem Schondorfer Bürger erworben, den größeren kaufte der Unternehmer aus dem Raum Augsburg. Das Areal ist bauplanungsrechtlich als Außenbereich im Innenbereich zu verstehen und damit grundsätzlich von Bebauung freizuhalten. So ist es auch im gemeindlichen Flächennutzungsplan seit Langem geregelt. Versuche der Stadt Augsburg, daraus Bauland zu machen, wehrte die Gemeinde mehrfach ab.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden