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Foto: Julian Leitenstorfer
Foto: Julian Leitenstorfer

Auf dem KZ-Friedhof „Kaufering Süd“ nördlich der Marktgemeinde wurden Grabsteine, Mauern und Sitzbänke mit blauem Spraylack beschmiert.

Kaufering Süd
31.07.2014

Unbekannte schänden KZ-Friedhof

Von Thomas Wunder

Von den Tätern fehlt bislang jede Spur. Die Polizei hofft auf Hinweise aus der Bevölkerung.

Unbekannte haben den KZ-Friedhof „Kaufering Süd“ nahe der Lechstaustufe 18 geschändet. Mit blauem Spraylack wurden mehrere Grabsteine, Mauern und Sitzbänke beschmiert – mit antisemitischen Sprüchen und Symbolen der Nationalsozialisten. Die Landsberger Polizei geht davon aus, dass der oder die Täter zwischen Freitag und Samstagvormittag vor Ort waren. Der angerichtete Schaden wird auf rund 1000 Euro geschätzt.

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Am Montag waren Kauferings Bürgermeister Erich Püttner und Ulrich Fritz von der Stiftung Bayerische Gedenkstätten auf dem Friedhof. „Solche massiven Beschädigungen habe ich in diesem Umfang schon lange nicht mehr gesehen“, sagt Fritz. Die Stiftung hat seit vergangenem Jahr nicht nur die Verantwortung für die KZ-Friedhöfe in Bayern, sondern auch für die beiden KZ-Gedenkstätten in Dachau und Flossenbürg.

Über die Gründe der Tat mag Fritz nur spekulieren. Eine Verbindung zur aktuellen Lage in Nahost sei vorerst nicht von der Hand zu weisen. Die Landsberger Polizei hat Anzeige gegen Unbekannt gestellt und die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck verständigt, weil verfassungswidrige Symbole und Äußerungen verwendet worden seien. Einig waren sich Polizei, Bürgermeister und Stiftung, dass die letzten Schändungen dieser Art weit zurückliegen. „In den 1980er- und 1990er-Jahren hatten wir regelmäßig damit zu kämpfen“, sagt Ulrich Fritz. Gerade die abgelegenen Friedhöfe, wie jener nördlich von Kaufering, seien seinerzeit Ziele solcher Anschläge gewesen.

Die Schmierereien sollen schnell entfernt werden

Kauferings Bürgermeister Erich Püttner hat der Stiftung Bayerische Gedenkstätten angeboten, eine Firma mit der Beseitigung der Farbe zu beauftragen. Die Schmierereien sollen laut Fritz so schnell wie möglich entfernt werden, da Mitte August eine Familie aus New York auf der Anlage einen Gedenkstein für einen verstorbenen Häftling setzen will.

Der KZ-Friedhof „Kaufering Süd“ kennzeichnet den Standort von neun Einzel- und zwölf Massengräbern, in denen während der NS-Zeit die toten Häftlinge aus den KZ-Außenlagern III und IV verscharrt wurden. Über die Gesamtzahl der dort beerdigten Opfer liegen nur ungefähre Angaben vor, wie Dirk Riedel im Kreisheimatbuch schreibt. Schätzungen gingen von bis zu 2500 Toten aus.

Hinweise auf die Täter an die Polizei in Landsberg unter Telefon 08191/932-0.

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