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Auf den Spuren von Johnny Cash: Landsberger Band tritt vor rund 100 Insassen in der JVA auf

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Wie einst Johnny Cash: Landsberger Band spielt in der JVA

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    Die Band Take4friends hat unter anderem Songs von Country-Legende Johnny Cash in der Landsberger JVA gespielt. Das Bild zeigt (von links) David Trometer (Gitarre/Gesang), Jürgen Palombo (Gitarre/Gesang), Thomas Tauscher (Schlagzeug/Gesang), Klaus-Dieter Treude (Bass) im Probenraum in der Lechrainkaserne.
    Die Band Take4friends hat unter anderem Songs von Country-Legende Johnny Cash in der Landsberger JVA gespielt. Das Bild zeigt (von links) David Trometer (Gitarre/Gesang), Jürgen Palombo (Gitarre/Gesang), Thomas Tauscher (Schlagzeug/Gesang), Klaus-Dieter Treude (Bass) im Probenraum in der Lechrainkaserne. Foto: Thorsten Jordan

    Musiklegende Johnny Cash spielte in US-Gefängnissen wie San Quentin und Folsom Prison, jedoch nie in der Landsberger Haftanstalt. Obwohl er als junger amerikanischer Soldat in Penzing stationiert war, in Landsberg seine erste Gitarre kaufte und seine erste Band – die Landsberg Barbarians – hier gründete. Nun brachte die Landsberger Band Take4friends seine Musik hinter die Gefängnismauern. Was die Bandmitglieder darüber berichten.

    Das hatte sich Take4friends nicht träumen lassen, im Jahr ihres 20-jährigen Bestehens vor Inhaftierten der Justizvollzugsanstalt (JVA) Landsberg zu spielen. Wenige Tage nach dem Ereignis sind den Bandmitgliedern Aufregung und Freude noch immer anzumerken. Die Einfahrt in den Gefängnishof, die ständige Begleitung durch das Wachpersonal, das Sich-Eingeschlossen-Fühlen – eine Art Kontrollverlust stellte sich ein – und dann die hundert Männer in grau-blauer Gefängniskleidung, die ihnen plötzlich im Speisesaal, der zum Konzertsaal wurde, gegenübersaßen.

    Konzert in der JVA Landsberg: „Das war ein Erlebnis für Leben“

    Das gegenseitige Beäugen, die große gefühlte Distanz, die zwischen ihnen lag, obwohl die vordere Reihe nur einen Meter von der Bühne entfernt war. Zu spüren, da ist ganz viel Testosteron im Raum, und einige der Insassen sehen auch original wie „schwere Jungs“ aus. Ein mulmiges Gefühl im Bauch, sogar etwas Angst – um dann zu erleben, dass gleich beim ersten Lied der Funke überspringt, sich gute Stimmung ausbreitet, die ersten mitsingen, klatschen, laut jubeln, sich im Takt der Musik bewegen. „Das war ein Erlebnis für Leben“, sind sich die Bandmitglieder einig: „So eine Stimmung wünscht man sich bei jedem Konzert. Bereits nach dem dritten Lied wurde nach einer Zugabe gerufen.“ Vier Musiker von Take4friends waren mit dabei: Thomas Tauscher am Schlagzeug, Jürgen Palombo und David Trometer an den Gitarren und Joshi Treude am Bass. Alle tragen zudem zum Gesang bei, Tauschers tiefe Stimme kommt der von Johnny Cash nahe.

    Die Idee zum Konzert in der JVA kam beim Auftritt im vergangenen Jahr anlässlich der Buchvorstellung „Cash in Barbaria“ bei Discy auf. Besitzer Edmund Epple warf scherzhaft ein, dass Johnny Cash schon in verschiedenen Gefängnissen gespielt habe, aber nicht in Landsberg. „Dann können wir das ja machen“, war die Antwort der Band, und so wurde die Idee zu dem Johnny-Cash-Tribute-Konzert geboren. Die Genehmigung ließ nicht lange auf sich warten. Etwas länger aber dauerte es, das Repertoire, das bereits einige Cash-Songs umfasste, zu erweitern. „Wir hatten nur eine Stunde Spielzeit, und so war die Liedauswahl gar nicht so einfach. Die Musik sollte auf keinen Fall depressiv sein“, so Thomas Tauscher, der als Leadsänger kurzfristig viele Texte einstudieren musste.

    Beim Konzert können die Gefängnisinsassen aus sich herausgehen

    Den Einstieg machte natürlich der „Folsom Prison Blues“, den Cash in Penzing schrieb. Dann folgte eine Mischung aus alten Cash-Songs, legendären Cover-Versionen und Musik seiner Weggefährten, so zum Beispiel „Jailhouse Rock“ von Elvis Presley. „I Walk the Line“ und „Ring of Fire“ gehörten natürlich auch zum Programm. „Ganz vorne saßen die Mitglieder der Gefängnisband, die auch Cash-Songs spielt, die hingen uns an den Lippen“, erzählt Palombo. Aber auch für die, die die Musik nicht kannten, galt: Musik ist eine universelle Sprache, die jeden erreicht, besonders die zeitlosen Klassiker, so die Musiker.

    Vermutlich hätten die Gefangenen nur wenig Möglichkeiten, Emotionen zu zeigen. „Beim Konzert konnten sie mal aus sich herausgehen, und so entstand positive Energie.“ Aus den zuerst misstrauischen Blicken wurden freundliche, am Ende bedankten sich viele oder zeigten den Daumen hoch, erzählen die Bandmitglieder. Und dass auch sie danach beseelt lächelnd nach Hause gefahren seien. „Für mich ist das gelebte Geschichte. Ich habe das Gefühl, nun ein Teil der Johnny-Cash-Story zu sein“, sagt David Trometer gerührt.

    Wer die Band „Take4friends“ live hören möchte, der hat dazu im Rahmen der Feierlichkeiten zum 600-jährigen Bestehens des Bayertors Gelegenheit. Am Sonntag, 6. Juli, um 19 Uhr findet das Konzert statt.

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