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Aus der Geschichte der Mühle in Unterwindach: Als Mönche aus St. Ottilien Müller waren

Windach

Als in Windach Mönche aus St. Ottilien Müller waren

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    Die von der Gemeinde Windach gekaufte Mühle an der Schützenstraße war von 1899 bis 1984 ein Betrieb des Klosters St. Ottilien.
    Die von der Gemeinde Windach gekaufte Mühle an der Schützenstraße war von 1899 bis 1984 ein Betrieb des Klosters St. Ottilien. Foto: Archiv St. Ottilien

    Die Gemeinde Windach hat die ehemalige Klostermühle an der Schützenstraße gekauft. Die jüngere Geschichte dieses Anwesens haben Gerhard Heininger und Manfred Stagl in dem nachfolgenden Artikel zusammengefasst. Anlass für diesen historischen Rückblick war, dass sich Ende 2024 der Kauf der Mühle und die Auflösung der dortigen Mönchsgemeinschaft durch das Kloster St. Ottilien zum 125. beziehungsweise 50. Mal jährten.

    Mit Beschluss des Konvents von St. Ottilien vom 14. November 1899 und dem Kaufvertrag vom 4. Dezember 1899 wurde die Untere Mühle mit der Hausnummer 1 in Windach (erbaut 1696 von Nikolaus Schmelcher) seitens des Klosters erworben. Im November 1907 wird erstmals das in Windach vom Kloster eingesetzte Personal erwähnt: „In der Klostermühle sind fünf Brüder, ein Knecht und ein Stalljunge.“ Um die Lebens- und Wohnsituation der in Windach tätigen Brüder zu verbessern, wurde 1915 ein Wohnhaus mit inliegender Kapelle errichtet. Damit konnte die kleine Gemeinschaft der in der Landwirtschaft und Mühle Arbeitenden dauerhaft in Windach leben.

    Bis zu sieben Brüder und Patres lebten in der Klostermühle in Windach

    Bis zu sieben Brüder und Patres lebten nun in der „Klostermühle“, wie sie jetzt genannt wurde. Gelegentlich kamen auch Missionare in die Klostermühle, die sich auf Heimaturlaub befanden und sich hier erholen sollten. Auch in Windach regelte der benediktinische Grundsatz „Ora et labora“, „Bete und arbeite“ den Tagesablauf. Ein frühes Aufstehen verstand sich von selbst. Mehrmalige Gebete unterbrachen die Tagesarbeit der Brüder in der Mühle, der Landwirtschaft und dem Sägewerk.

    Sie arbeiteten vor Jahrzehnten in der Klostermühle: (Hinten von links) Bruder Matthäus (Stall/Landwirtschaft), Bruder Alto (Sägewerk) und ein Angestellter; vorne von links: Bruder Ferdinand (Koch) und Bruder Grazian (Müller, Stall).
    Sie arbeiteten vor Jahrzehnten in der Klostermühle: (Hinten von links) Bruder Matthäus (Stall/Landwirtschaft), Bruder Alto (Sägewerk) und ein Angestellter; vorne von links: Bruder Ferdinand (Koch) und Bruder Grazian (Müller, Stall). Foto: Archiv St. Ottilien

    Bruder Placidus Freybler kam 1929 in die Klostermühle und wurde fortan 42 Jahre lang der Leiter der hiesigen Gemeinschaft. Er war am 18. März 1900 in Unteriffingen im Härtsfeld geboren worden und hatte 1920 die Profess in St. Ottilien abgelegt. Zuerst hatte er das Wagnerhandwerk erlernt, um später auch noch die Meisterprüfung als Müller abzulegen. Er verstarb am 1. Juni 1971 und das mitten bei der Arbeit. Auf einem Traktor sitzend wurde Bruder Placidus vom Tode durch Herzversagen ereilt.

    Der Mühlenpropst war in Windach auch als Beichtvater geschätzt

    Die Gemeinschaft bestand aus einer wechselnden Zusammensetzung, wobei einige der Brüder sehr lange tätig waren. Bruder Alto Gaus (Jahrgang 1900) war im Sägewerk, aber auch im Garten tätig. Bruder Matthäus war bis Ende der 1960er-Jahre schwerpunktmäßig für die Kuhherde und Milchproduktion im Einsatz. Bruder Grazian arbeitete als Schweizer in der Landwirtschaft und hatte seinen Schwerpunkt in der Schweinemast. Auch Bruder Valerian kümmerte sich um das Vieh. Bruder Ruppert, eigentlich ein Metzger, half in der Sägerei. Bruder Ferdinand war als Koch tätig. Neben der Landwirtschaft, dem Sägewerk und der Mühle war vor allem die Doppelturbinenanlage zur Stromerzeugung für das Hauptkloster St. Ottilien ein wichtiger Erwerbs- und Versorgungszweig.

    Ab Ende der 1950er-Jahre ernannte Erzabt Suso Brechter den gesundheitlich angeschlagenen Pater Gosbert Schön zum Messepriester der Windacher Klostergemeinschaft. Er war 1939 eigentlich zur Mission in Südafrika vorgesehen, erkrankte aber an Tuberkulose, von der er sich nicht mehr erholte. Somit beschränkte sich seine Aufgabe in Windach auf das Feiern der Heiligen Messe, was die Bevölkerung insbesondere an den Sonntagen gerne mit in Anspruch nahm. Vor allem war „der Mühlenpropst“, wie er genannt wurde, als Beichtvater sehr bei der Bevölkerung geschätzt. Seine Leidenschaft war das Reiten.

    Bruder Wenzeslaus Kirchensteiner war jahrzehntelang Müller in Windach

    Das Gesicht der Klostermühle nach außen vertrat aber am langjährigsten Bruder Wenzeslaus Kirchensteiner, ein Onkel des heutigen Dießener Pfarrers Josef Kirchensteiner. Er wurde am 18. April 1913 in Westerheim bei Memmingen geboren. 1928 trat er in das Kloster ein. Dort war er zunächst in der Zimmerei und dann in der Wagnerei tätig. 1933 legte er in beiden Berufen seine Gesellenprüfung ab. Nach seiner Profess wurde er 1934 nach Windach versetzt.

    1936 absolvierte Bruder Wenzeslaus die Gesellenprüfung in seinem dritten Beruf als Müller, 1951 kam die Meisterprüfung hinzu. „Das Wandern ist des Müllers Lust“ war allerdings nicht seine Lust. Er wanderte notgedrungen im Zweiten Weltkrieg als Gebirgsjäger durch ganz Südrussland bis zum Kaukasus. Auf dem Rückzug wurde er durch einen Steckschuss schwer verwundet. Bereits 1947 begann Bruder Wenzeslaus mit der Schnitzkunst. Wegkreuze, Christus- und Heiligenfiguren wurden von ihm gestaltet. Aufgrund seiner offenen und weltlich zugewandten Art war er gerade bei den örtlichen Landwirten, die ihr Korn in die Mühle brachten, sehr beliebt.

    Seit ein paar Wochen ist die Gemeinde Windach Eigentümerin der ehemaligen Klostermühle in Unterwindach. Auf dem Foto sind vor dem Mühlengebäude Bürgermeister Richard Michl (rechts) und Klimamanager Dr. Daniel Gehr zu sehen.
    Seit ein paar Wochen ist die Gemeinde Windach Eigentümerin der ehemaligen Klostermühle in Unterwindach. Auf dem Foto sind vor dem Mühlengebäude Bürgermeister Richard Michl (rechts) und Klimamanager Dr. Daniel Gehr zu sehen. Foto: Thorsten Jordan

    1974 wurde die klösterliche Gemeinschaft in Windach aufgelöst. Der geistliche Leiter, Pater Gosbert, und die im Sägewerk und der Landwirtschaft tätigen Brüder kehrten nach St. Ottilien zurück. Nur Bruder Wenzeslaus blieb vor Ort und führte die Mühle noch bis 1984 fort. In seinem letzten Lebensjahr führte ihn der Weg doch noch einmal weiter fort, als er den Schwestern von Imiliwaha im Uvembagebiet in Tansania half, eine Mühle zu installieren und das Mahlen zu erlernen. Bruder Wenzeslaus verstarb am 3. Oktober 1984. (AZ)

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