„Malen heißt Denken in Farbe verwandeln.“ Dieser Ausspruch des von ihr sehr geschätzten Künstlerkollegen Bernd Zimmer ist auch Gotlind Timmermanns zum Leitmotiv für ihre Art zu malen geworden. Ihr liegt daran, Gedanken möglichst so auf die Leinwand zu bringen, dass auch der Betrachter etwas davon im Bild entdeckt, dass es für diesen lebendig wird. Unter dem Titel „Hortus Conclusus“ stellt die Künstlerin, die in Pflaumdorf aufgewachsen ist und das Rhabanus-Maurus-Gymnasium in St. Ottilien besucht hat, derzeit in der Galerie des Klosterdorfs Arbeiten aus jüngster Zeit aus.
Bei der Vernissage stellte Bert Praxenthaler die Künstlerin und ihre Arbeitsweisen vor. Der „Hortus conclusus“, der geschlossene Garten, galt im Mittelalter bereits als ein Schutzraum, eine Art Paradies, wohin nichts Schädliches oder Bedrohendes dringen konnte. Die Idee dazu habe sie während der Corona-Zeit gehabt, sagt die Künstlerin, als gerade solche geschützten Räume für die Menschen notwendig waren.
Den geschlossenen Garten hat Gotlind Timmermanns schon in ihrer Schulzeit kennengelernt
Das Thema wiederum beschäftige sie seit ihrer Schulzeit, seit sie im Kunstunterricht bei Reinhold Heller „Das Paradiesgärtlein“ eines mittelalterlichen Malers kennengelernt habe. In einem von Mauern umfriedeten Raum, inmitten von Blumen und Pflanzen, hat der Künstler Sicherheit für Schutzbedürftige geschaffen. Dazu komme die metaphorische Bedeutung von Farben, Symbolen, Ornamenten sowie die Bedeutung von Pflanzen und Blüten, sagt Timmermanns. Beidem gehe sie schon lange nach, setze diese auf vielen Bildern in Szene.
In der Schau in St. Ottilien steht das vierteilige Werk „Hortus Conclusus“ im Mittelpunkt. Im Halbrund angeordnet, macht es bereits optisch eine gewisse Geschlossenheit deutlich. Zusätzlich hat die Künstlerin, um diesen Eindruck zu verstärken, die Tafeln so gekippt, dass die frisch aufgetragene Farbe quer über das Bild fließt und mit diesen Streifen Zäune symbolisiert. In diesem Garten gibt es keine Personen, auch Vögel und Insekten sind großenteils ausgeschlossen. Timmermanns hat ihre ganze Aufmerksamkeit auf die dargestellten Pflanzen gelegt. Wichtig dabei war deren mystische Bedeutung. So steht der große Rosenbusch in der Mitte für Maria als Himmelskönigin und expansive Weiblichkeit. Die Lilie hingegen repräsentiert Maria als Dienende, Reine, Unberührte. Die Akelei symbolisiert die Demut Mariens, die dornenlose Pfingstrose die von der Welt genommene Ursünde Evas. Der Kirschbaum gleich auf der ersten Tafel ist Attribut der heiligen Dorothea.
Gold stellt den Glanz Gottes dar
Insgesamt 19 solcher Pflanzen mit oft religiöser Bedeutung finden sich in Timmermanns‘ Hortus Conclusus. Neben diesem im Mittelpunkt stehenden Werk zeigt die Münchner Malerin großformatige Studien solcher Blüten. Wichtig ist hier, wie auch beim Hauptwerk, Gold als Referenz an Bilder der Gotik, in denen das Edelmetall den Glanz Gottes darstellt. Wie die Künstlerin Gedanken, aber auch Gefühle und letztlich die fünf Sinne oder einfach „Denken in Farbe“ verwandelt, wird wohl am besten bei einer großen, pinkfarbenen Rosenblüte deutlich. Das Pink und auch ein warmes Gelb sind nicht statisch, sondern verlaufen in schrägen Bahnen über die Leinwand. „Damit wollte ich den Duft der Rose malen“, sagt die Malerin, und es scheint wirklich so, als würde von dem Bild ein Duft ausgehen.
„Hortus Conclusus“; Malerei von Gotlind Timmermanns in der Galerie St. Ottilien; Öffnungszeiten bis Sonntag, 22. Juni, Montag bis Samstag von 10 bis 12 und 13.30 bis 17 Uhr, Sonntag von 10.30 bis 16 Uhr.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden