Mit einem Programm über drei Stunden bot das Ballett- und Tanzstudio Beatrix Klein in vier Vorstellungen im Stadttheater Landsberg Tanz auf hohem Niveau. Das Märchen „Dornröschen“ wurde zur Musik von Pjotr Iljitsch Tschaikowski als Ballett in vier Bildern gezeigt. Anschließend folgte der „Aufbruch in die Moderne“ mit Modern-, Step- und Jazztanz und überragenden Contemporary-Soli von Nils Hegner.


Von den ganz Kleinen, die gerade ihre ersten Balletterfahrungen machen, bis zu Solisten und Solistinnen, die punktgenau auf die Akzente der Musik tanzen, dabei auch schauspielerisch auf hohem Niveau agieren und so perfekte Bilder entstehen lassen, war bei den Vorführungen am Samstag und Sonntag alles geboten. Tanz jeder Art erfordert jahrelanges Training, und so waren diese Aufführungen auch eine Leistungsschau des Ballett- und Tanzstudio Beatrix Klein, das die tänzerische Entwicklung der Jahrgänge zeigte. So viele Mitwirkende auf den Punkt zu trainieren, die Abläufe auf der Bühne einzustudieren und vor Ort alles zu koordinieren, hat den Pädagogen und Pädagoginnen des Studios sicher einiges abverlangt.


Auf der Bühne im Landsberger Stadttheater herrscht keine Aufregung

Die Vielzahl der wechselnden Gruppen mit ihren unterschiedlichen Kostümen sorgte für viel Wirbel und Abwechslung auf der Bühne. Putzig anzusehen die kleinen Blumen und Rosen, Schmetterlinge mit ihren wippenden Fühlern oder Gaukler mit Narrenkappen, die zur Tauffeier der Prinzessin Aurora auftraten. Lustige Szenen entstanden bei der Jagdszene, als sich Prinz Désiré im Wald aufhielt, ihm die Fliederfee erschien und den Weg zum Schloss des Dornröschen zeigte.

Da tanzten Kitze mit niedlichen weißen Flecken im Fell, graue Hasen, bei denen die Schlappohren statt des Tutu wippten und Eichhörnchen mit Nüssen. Auch bei der Hochzeit gab es humorvolle Szenen, zum Beispiel mit dem Katzenballett vom Gestiefelten Kater (Emma Bednara) mit der Weißen Katze (Maja Ritter), die er erobern wollte. Statt auf sein Werben einzugehen, bekam er eins auf die Pfoten. Mit Cinderella, Schneeweißchen und Rosenrot, dem Blauen Vogel und Rotkäppchen und dem Bösen Wolf feierten noch weitere Märchenfiguren die Hochzeit mit, sehr zur Freude der vielen anwesenden Kinder.
Die böse Fee tanzt bei Gewittergrollen auf die Bühne
„Es war einmal und immer wieder“ - dieser Satz führte hinein ins Märchenreich des Dornröschen. Auf die Bühnenleinwand ein prunkvoller Saal projiziert, König und Königin in golddurchwirkten Brokat-Gewändern auf ihren Thronen – die erste Szene spielt im Schloss. Die Taufe von Prinzessin Aurora wird gefeiert und das Publikum erlebt mit den anmutigen Spitzentänzen der Feen erste tänzerische Höhepunkte. Gleich darauf ein weiterer, als die böse Fee Carabosse (Alicia Reader) im schwarz-gefiederten Umhang und mit Hörnerkappe unter Gewittergrollen mit ihrer schwarzen Schar herein tanzt und über Aurora den Fluch ausspricht, an ihrem 16. Geburtstag durch den Stich einer Spindel zu sterben. Großes Schauspiel, auch von Catalbutte (Lior Fridmann), der hier in Bedrängnis kommt. Mit großer Geste sagt er stets die einzelnen Gruppen an, zeigt aber auch immer wieder Kombinationen aus Schauspiel und Tanz. Alicia Reader, sie brilliert auch im Solo als Blauer Vogel, beherrscht die Bühne und verbreitet mit großem Drama Angst und Schrecken.

16 Jahre später ist das alles vergessen. Zum Geburtstag der Prinzessin wird am Hof erneut zu einem großen Fest geladen. Prinzessin Aurora (Julia Elmo) und ihre Freundinnen tanzen im Schlossgarten. Mit gutem Farbgefühl sind hier die Samtkostüme der mit glitzernden Blütenblättern belegten Tellertutus aufeinander abgestimmt, Aurora in alt-rosé, die Freundinnen in bräuneren Nuancen. Zauberhafte Bilder in Gelbtönen lassen auch die Girlandengruppen entstehen.

Doch wird das Schöne jäh unterbrochen, als sich Carabosse mit der Spindel dazwischen schleicht. König und Königin ahnen Schlimmes und können es doch nicht verhindern. Aurora tanzt ihren letzten Tanz, torkelnd, zusammenbrechend. Hannah Kaltenegger als Fliederfee lässt alle in einen 100 Jahre andauernden Schlaf fallen – eine großartige und berührende Abschlussszene des zweiten Bildes, perfekt inszeniert. Ebenso anrührend das schlafende Dornröschen auf ihrem rosenumrankten Bett, erweckt vom Prinzen (Nils Hegner) der zusammen mit Julia Elmo und ihrem Hochzeitstanz einen Höhepunkt der Aufführung setzt. Im zweiten Teil brilliert er mit zwei Contemporary-Soli. Sein Körper kombiniert Kraft und Beweglichkeit, er formt sich geradezu nach der Musik, entfaltet sich in „Arise“ wie eine Blüte. Viele Tänzerinnen, die bei der Ballett-Aufführung schon zu sehen waren, zeigten auch ihr Können bei Modern- und Jazztanz, so als sexy Ladys bei „Feeling Good“. Beeindruckend waren auch die drei Step-Tänze, für die Isabella Etschel die künstlerische Leitung innehatte. Sie zeigte auch ein fulminant leichtfüßiges Solo. Am Ende tanzten sich alle Gruppen zum gemeinsamen Abschied auf die Bühne und holten sich nach drei Stunden ihren wohlverdienten Applaus ab.



Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden