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Das Landestheater Schwaben ist mit der Komödie „Das Abschiedsdinner“ im Landsberger Stadttheater zu Gast

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Ein lauwarmer Komödienabend im Stadttheater

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    Das Landestheater Schwaben inszenierte im Stadttheater Landsberg "Das Abschiedsdinner".
    Das Landestheater Schwaben inszenierte im Stadttheater Landsberg "Das Abschiedsdinner". Foto: Sophie Vondung

    Ein riesiger schwarzer Laster mit einer orangefarbenen Hand parkt vor dem Stadttheater. Das kann nur eines bedeuten: Das Landestheater Schwaben ist wieder zu Gast. Darüber freute sich das Landsberger Publikum: Der Saal war voll besetzt. Mitgebracht hat das Memminger Theater diesmal eine Gesellschaftskomödie für drei Darstellende. „Das Abschiedsdinner“ von Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patellière reiht sich in eine nun schon als Tradition zu bezeichnende Reihe von Kammerspielen ein, die sich mit Freundschaften von Menschen mittleren Alters beschäftigen.

    Auch im Filmform ist dieses Genre sehr beliebt. Beispiele sind etwa „Der Vorname“, „Le jeu“, oder „Der Gott des Gemetzels“. Alle Werke, ob Stück oder Film, beschäftigen sich mit den Abgründen menschlicher Beziehungen. Das wacklige Fundament aus kleinen und großen Lügen, auf denen diese erbaut sind, entblößen sie, um es dann in einem lauten Knall des Konflikts in die Luft zu sprengen. Was bleibt, wenn man Smalltalk und oberflächliche Höflichkeit von einer Freundschaft abzieht?

    Schräge Charaktere und absurde Situationen sorgen für Lacher

    Mit dieser Frage beschäftigt sich nun auch „Das Abschiedsdinner“ unter der Regie von Lucia Reichard. Das titelgebende Konzept ist das Hirngespinst des Ehepaares Pierre und Clotide (Harald Schröpfer und Gabriele Fischer). Sie haben keine Lust mehr, ihre freien Abende für sinnlose Dinners mit Freunden zu verschwenden, die sie eigentlich verabscheuen. Also beschließen sie, den unerwünschten Antoine ein letztes Mal einzuladen, um dann den Kontakt abzubrechen. Unwissend, dass dies sein letztes Abendmahl sein soll, stolpert der schrullige Alt-Hippie in ihr Wohnzimmer. Wunderbar überzeugend spielt Klaus Philipp die Parodie eines exzentrischen Großstadtmenschen, der nonverbales sechsstündiges Theater liebt, indische Tänze vorführt, seit 35 Jahren in Therapie ist, und über „waldkapatische Dialekte“ promoviert. Antoines Verhalten bestätigt die Entscheidung des Ehepaars, ihn zu schassen: Seine Lache ist laut und nervig, er jammert zu viel, und außerdem stinkt er nach Kotze, weil er auf dem Herweg kurzerhand mit einem Obdachlosen Jacken getauscht hat.

    Doch sie sind nicht die einzigen, die die Idee eines Abschiedsdinners hatten: Antoine erzählt von einem gemeinsamen Bekannten, der den identischen perfiden Plan umgesetzt hatte. Er habe die Lieblingsmusik des Gastes gespielt, einen teuren Wein aus dessen Geburtsjahr serviert, nur um ihn dann mit einem Fußtritt aus seiner Welt zu befördern. Widerlich und pervers ist das, sind sich alle einig. Der Scheinheiligkeit der Lecoeurs kommt Antoine jedoch schnell auf die Spur und entlarvt das Dinner als das, was es ist. Eine emotionale Kettenreaktion lässt ihn zuerst mit Selbstmord drohen, dann beleidigt abziehen, nur um kurz drauf wieder vor der Tür zu stehen, um die Freundschaft doch noch zu retten. Gemeinsam versuchen Pierre und Antoine, sich selbst paarzutherapieren. Sie tauschen die Klamotten, um die Perspektive des anderen besser nachzuvollziehen, und spielen in vertauschten Rollen den ganzen Abend noch einmal durch. Die ungeliebten Eigenschaften des jeweils anderen werden dabei ins Unendliche überzeichnet und passiv-aggressiv parodiert.

    Die schrägen Charaktere und absurden Situationen, in die sie sich manövrieren, sorgten für Lacher, und gerade die „Paartherapie“ war an Komik kaum zu überbieten. Alles in allem fiel der Abend leider dennoch eher enttäuschend aus. Das beginnt schon mit der grundlegenden Idee des Stücks: Das Abschiedsdinner an sich ist eine solch abstruse Idee, dass es völlig an den Haaren herbeigezogen erscheint, dass auch noch mehrere Personen aus demselben Freundeskreis die Idee dazu hatten.

    Der Humor des Stücks kommt im Landsberger Stadttheater nicht immer an

    Mehr Kompaktheit hätte der Geschichte außerdem gutgetan. So aber geht den übertrieben in die Länge gezogenen komischen Passagen recht schnell die Luft aus, was für alle Beteiligten eher unangenehm wird. Ein gutes Beispiel ist die Szene, in der Pierre und Antoine unnötig lange zu humoristischem Klaviergeklimper die Kleider (inclusive Unterhosen) tauschen, und dabei Kasperl-artig herumhampeln und Grimassen ziehen. Selbst als bündigere Zwischensequenz hätte dies nicht zum Ton des restlichen Stücks gepasst (ganz zu schweigen von einer orangenen Stoff-Gans mit Gehörschutz, die dabei aus unerfindlichen Gründen über den Kulissen herumtanzt.)

    Das Stück ließ der Spielfreude des Ensembles freien Lauf und war in seiner Absurdität durchaus amüsant. Oft treibt die Geschichte es aber leider zu weit, sodass sie zur Nonsens-Farce verkommt. Kurz vor Schluss bekommt der kalte Pierre dann seine eigene Medizin zu schmecken, als er voller Reue Antoine anbettelt, doch zurückzukommen, dieser ihn aber sitzen lässt. Die Szene schafft es leider nicht ganz, dem Stück auf den letzten Metern noch einen tieferen Sinn zu verleihen. Insgesamt ist die Inszenierung also leider nicht stimmig, und ihr Humor kommt nicht immer an. Vielleicht deswegen verlassen die Besucherinnen und Besucher in der Pause und während der zweiten Hälfte reihenweise das Theater. Von Sophie Vondung

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