Mit ihrer neuen Show „Our World“ präsentierten die „Mobilés“ aus Köln eine Choreografie von Stefan Südkamp und Michaela Köhler-Schaer. Eine Weltkugel und Tiere auf den Pressefotos, und die Ankündigung „Unsere Welt geht uns alle an!“ auf dem Flyer zeigen: Hier soll es um Arten- und Umweltschutz gehen. Dieses Thema spielt letztendlich aber eher eine untergeordnete Rolle beim Auftritt im Landsberger Stadttheater.
Das Schattentheater spielt sich hinter einer beschienenen Leinwand ab. Die Gruppe ist nur am Anfang kurz vor der Leinwand zu sehen. Mit einer kleinen Taschenlampe angeleuchtet, werfen die Darstellerinnen und Darsteller zu dramatischer Filmmusik verzerrte Schatten auf die Wand. Dahinter erschaffen sie dann mit ihren Silhouetten Alltagssituationen. Je nachdem, wie weit sie von der Lichtquelle entfernt sind, werden ihre Schatten größer oder kleiner. Die Körper formen so etwa eine Kirche, die dann eingerissen wird von einem Bagger, dessen „Arm“ wörtlich zu verstehen ist. Auch stellen die Tänzerinnen und Tänzer ein Bett dar, in dem der Schlafende von Spinnen(händen) heimgesucht wird. Ein slapstickartiger Kampf gegen die Spinneninvasion beginnt.
Musikauswahl und Gestaltung lassen wenig Raum für die eigene Fantasie
Eine kleine Liebesgeschichte führt ein Paar dann auf den Golfplatz. Das Publikum darf beobachten, wie der „Golfball“ durch die ganze Welt fliegt. Ein Gag, der leider länger geht, als er lustig ist. Die schwarze Kugel beschreibt einen Bogen über Holland (zu erkennen an Windrädern und eingeblendeten Tulpenfeldern), oder Schottland (Nessie und Dudelsackmusik). Der Song „London Calling“ erklingt dann für … ja, sie haben es erraten: London (falls das fürs Publikum noch nicht anhand der Tower Bridge und einer eingeblendeten Flagge Großbritanniens zu erkennen war). Musikauswahl und Gestaltung sind also leider sehr offensichtlich und lassen wenig Raum für die eigene Fantasie.

Da die Show ohne Worte auskommt, spielt Musik insgesamt eine große Rolle. Hier verlässt man sich auf Filmmusik und weltbekannte Hits. An einer Stelle nimmt die Show das Publikum gar auf eine Reise durch die Genres mit. Zu „Love Me Tender“ setzen sich die Körper zu einem riesigen Elvis-Kopf zusammen. Weiter geht‘s mit den Beatles, Nirvana, und Helene Fischer. Aber warum das Ganze? Ein roter Faden ist leider nicht zu erkennen. Lediglich ein kleiner Vogel ist als Konstante zu erkennen, die immer wieder in unterschiedlichen Szenen auftaucht.
Ein roter Faden ist im Landsberger Stadttheater nicht zu erkennen
Der Veranstalter wirbt damit, dass das Schattentheater die Castingshow „Supertalent“ in Frankreich gewonnen hat. Das ist auch die Kultursparte, in die „Moving Shadows“ gut hineinpasst. Der künstlerische Anspruch bleibt da etwas auf der Strecke. Choreografie, farbige Hintergründe, und Songauswahl sind durchgehend leider sehr unkreativ. Hinzu kommt die Geschmacklosigkeit wiederkehrender Schatten-Penisse, die ein Tänzer sich mit den Fingern in den Schritt hält.
Den Tänzerinnen und Tänzern gebührt dennoch Respekt für die Umsetzung der präzisen Bewegungsabläufe in rascher Folge, die nötig sind, damit die Zuschauerinnen und Zuschauer die dargestellten Gegenstände und Szenen erkennen. Teile des Publikums zeigen sich auch fasziniert und amüsiert von der Schatten-Show. Eine Zuschauerin beklagt lediglich, dass die Formationen sich, sobald sie sie erkennt, schon wieder auflösen. Fazit: „Moving Shadows“ kann unterhalten, solange man keine große Kunst erwartet. Von Sophie Vondung
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