Wer durch Wohnviertel in der Region fährt, sieht immer häufiger Wärmepumpen vor Häusern stehen. Viele spielen mit dem Gedanken, von der alten Ölheizung auf eine Wärmepumpe umzusteigen – sei es für den Klimaschutz oder aufgrund der staatlichen Fördersummen. Wer keine Leistung verschenken möchte, sollte seine neue Anlage überprüfen lassen. Das sagt der Landsberger Energieberater Wolfgang Buttner, der für die Verbraucherzentrale in der Region Wärmepumpen begutachtet. Mitte Februar ist er bei Michael Kortstock aus Kaufering zu Besuch, um dessen Anlage auf Herz und Nieren zu überprüfen. Denn der Wärmepumpen-Check, so Buttner, sei eine Art „Heizungs-EKG“.
Michael Kortstock ist Professor der Elektrotechnik im Ruhestand. Die Thematik ist für ihn keine Unbekannte, trotzdem nimmt er das Angebot in Anspruch. Sein Ziel: Das Reihenhaus aus den 70er-Jahren energetisch zukunftsfähig für die nächste Generation machen. Den Anfang machte 2020 die Installation einer PV-Anlage mit rund sechs Kilowatt-Peak. Im Sommer 2023 ließ er die alte Ölheizung durch eine Luft-Wasser-Wärmepumpe ersetzen. Das Gebäude wird mit den vorhandenen Heizkörpern und im Wohnzimmer-Wintergarten mit einer Fußbodenheizung beheizt.
Kortstocks Umstiegstipp: Genug Zeit einplanen, um auch bei Verzögerungen mit dem Umbau nicht in die kalte Jahreszeit zu geraten. Tipp zwei kommt von der Energiekoordinatorin der Energieagentur KLIMA3, Josefine Anderer: „Eine gute Beratung ist das A und O für das Gelingen.“ Die beteiligten Firmen sollten bestenfalls aus der Region sein, um im Notfall schnell handeln zu können, findet Kortstock. Ein weiterer Hinweis: Vor allem bei enger Bebauung sollte man darauf achten, ein möglichst leises Modell auszuwählen, um die Nachbarn nicht unnötig zu verärgern.
Was die Arbeitszahl über die Wärmepumpe aussagt
Kortstock ist Vorsitzender des Kauferinger Klimaschutzbeirats. Um andere informieren zu können und aus eigenem Interesse, hat er die Kosten der Ölheizung mit der neuen Wärmepumpe fürs Jahr 2024 verglichen. Er hat die Energie- und Wartungskosten betrachtet. „Unser Haus wurde an allen Tagen gut mit Wärme und warmem Wasser versorgt, auch an den wenigen extrem kalten Tagen. Die Regelung der Anlage ist sehr bedienerfreundlich und ermöglicht, auch aus der Ferne die Anlage zu überwachen, etwa im Urlaub.“

Das Verhältnis der erzielten Wärmeenergie zur eingesetzten Stromenergie über das Jahr betrachtet, ergibt die Jahresarbeitszahl (JAZ). Kortstock hat bei seiner Anlage im Jahr 2024 eine JAZ von 3,9 errechnet und ist damit sehr zufrieden. Der Berater kommt auf einen ähnlichen Wert. Je höher die Arbeitszahl, desto wirtschaftlicher ist die Wärmepumpe. Buttner hat bei anderen Kunden schon viel niedrigere Werte gemessen. Wie kommt's? „Es gibt viele Fehlerquellen. Zum Beispiel, wenn das Ventil falsch angeschlossen wird.“
Nicht nur die groben Fehler kann Buttner erkennen. Auch einwandfreie Anlagen können noch optimiert werden. Doch dafür braucht es Messdaten, die bei Außentemperatur von mindestens minus fünf Grad gemessen wurden. „An heißen Tagen zu heizen, ist schließlich keine Kunst“, so der Energieberater. Die erste Februarhälfte war sehr kalt und damit optimal für die Messung. Eine Woche lang waren die Oberflächenfühler mit Klettverschlüssen am Heizsystem befestigt. Nun werden sie wieder entfernt.
Sparen durch Wärmepumpe und Photovoltaik
„Im Schnitt verbrauchte unser Haus 1730 Liter Öl pro Jahr, was Kosten in Höhe von 1770 Euro entspricht“, erklärt Kortstock. Dazu kamen Wartungs- und Kaminkehrerrechnungen für 290 Euro. Für die Wärmepumpe wurden im vergangenen Jahr bei einem mittleren Preis von 38 Cent pro kWh 1630 Euro fällig, rechnet er vor. Durch den Einsatz der PV-Anlage entsteht laut dem Eigentümer eine zusätzliche Ersparnis in Höhe von rund 400 Euro für den Zwei-Personen-Haushalt. Sein Fazit: „Die Wärmepumpe läuft bei den jährlichen Kosten deutlich billiger als die alte Ölheizung.“ Kortstock geht davon aus, dass die Ersparnis durch steigende CO₂-Abgaben weiter erhöhen wird – „vorausgesetzt, die Wärmepumpe läuft auch nach der Garantiezeit lange ohne Ausfall.“ Und letztlich ist für ihn die deutliche CO2 -Einsparung und damit der Umweltschutz ein großer Pluspunkt für die Anschaffung der Wärmepumpe.
Wenige Tage nach dem zweiten Besuch hat Kortstock die Bestätigung seines Energieberaters. Handlungsbedarf sieht dieser bei der Wärmedämmung der Anschlüsse und Rohre, auch eine Anpassung der Heizkörper-Heizkurve hält er für sinnvoll. Für den Check musste der Eigentümer 40 Euro Eigenanteil zahlen, da die Beratung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert wird.

Die Angebote der Verbraucherzentrale Energieberatung umfassen nicht nur Vor-Ort-Beratungen, sondern auch Energiesprechstunden in Landsberg und Kaufering. Terminanfragen sind zu richten an die Energieagentur KLIMA³ (Telefon 08193 31239-11 und per E-Mail an buero@klimahochdrei.bayern).

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