Autoschlangen an der Einfahrt zur Parkgarage in der Lechstraße, lange Schlangen, ja Menschentrauben an den Kinoeingängen: Bedeutet das etwa Vorpremiere oder Start eines Blockbusters in Landsbergs ehrwürdigem Olympia Filmtheater am Infanterieplatz? Etwas ähnliches ist er schon, der Film „Landsberger G’schichtn“ von Rudolf Gilk, der jetzt in beiden Kinosälen über die Leinwand flimmerte. Etliche Landsberger, alle stadtbekannte Persönlichkeiten in eher gehobenem Alter, lässt Gilk in dem Film zu Wort kommen, nicht zuletzt auch sich selbst.
Die Texte sind gespickt mit dem Humor Rudolf Gilks
Politik früherer und heutiger Zeit blieb angenehm außen vor, es geht einzig um die Stadt und ihre Bewohner, um Lausbubenstreiche, aber auch Naturkatastrophen, gesehen durch die Brille eines Landsberger Bürgers und gespickt mit Rudi Gilks Humor. Da wird nicht lamentiert, sondern angepackt. Das war 1907 so, als der Lech, der mit seinem Rauschen am Lechwehr den Film eröffnen darf, „der Landsberger Innenstadt einen Besuch abgestattet hat“ und auch 1968, nach dem verheerenden Hagelunwetter an einem Samstagmittag im Juli, halfen alle zusammen, schaufelten Hagelkörner weg. Einen kleinen Gedanken verschwendete der vielen Jahre in Diensten des BR stehend Filmer und Fotograf an sein Auto: „Hoffentlich ist meinem VW Käfer nichts passiert.“

Der wurde schließlich gebraucht, für das Equipment und Fahrten zu Berichterstattungen über Oktoberfest und Fußball, Staus und Berge, Wiener Opernball und Franz Josef Strauss, bei dessen Aufnahmen ein lustiges Malheur passierte. Als Kind war das alles noch weit weg, da wurde im Winter die Alte Bergstraße hinunter gerodelt, der Leitenberg war idealer Spielplatz für „Versteckus oder Räuber und Schande“. War es dann gleich eine ganze Gang wie beim Wörsching Sepp, der am Paradeplatz, heute Hellmairplatz, aufgewachsen ist, dann war kaum jemand vor deren Foppereien sicher. Einmal hat die Horde Gleichaltriger sogar die Sprengung des Kriegerdenkmals mitten auf dem Platz geplant und schon etliches besorgt gehabt, was dafür gebraucht wird.
Der Bader Hackner aus dem Landsberger Vorderanger wusste alle Neuigkeiten
Heinrich Pflanz kommt zu Wort, der eigentlich Förster werden wollte, dann aber doch das elterliche Schuhhaus, das älteste Deutschlands, übernommen und ein weltweit einzigartiges Schuh- und Schuhlöffelmuseum aufgebaut hat. Ja der Vordere Anger, wo sich das Schuhhaus befindet: da gab es den Bader Hackner, der alle Neuigkeiten schon wusste, bevor sie überhaupt an die Öffentlichkeit kamen. Oder den „Messerschmied Schuster“, wie das Geschäft umgangssprachlich hieß, das am Ende von einer sehr alten Dame und ihrer Nichte geführt wurde. „Bei denen gab es einfach alles, die Schrauben wurden einzeln verkauft.“ Die Frauen haben auch stets gewusst, wo das Gewünschte liegt, steht oder hängt.

37 Landwirte hat es allein im Vorderen Anger gegeben, und 18 Brauereien in der ganzen Stadt. Viele weitere Originale kommen zu Wort, der Charly Petz beispielsweise und der Hermann Treichl, die Traudl Manka und der Günter Sigl. Wer das aller ist? Ab ins Kino und Film schauen.
Wer also „Landsberger G’schichtn“ von Rudolf Gilk noch nicht gesehen hat: Das Olympia Filmtheater hat weitere Termine festgelegt. Gezeigt wird am Donnerstag, 29. Mai (Vatertag), um 14.30 Uhr sowie am Samstag, 31. Mai, um 16.30 Uhr und am Sonntag, 1. Juni, um 11 und um 15 Uhr.
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