Ihren großen Wunsch drückt Gudrun Benteler in einem kleinen Satz aus: „Ich möchte schon noch ein bisschen bleiben“, sagt sie am Esstisch ihres Hauses in Finning, als sie wieder einmal auf einen Anruf ihres behandelnden Arztes wartet. Es ist eine Situation, die die 55-Jährige seit inzwischen acht Jahren kennt. Die niederschmetternde Diagnose lautete damals Eierstockkrebs. Die übliche Behandlung - Operation und Chemotherapie - brachte nur für einige Zeit einen Erfolg. Wiederholt kam der Krebs zurück, kurz vor einer erneuten Chemotherapie ist die Sorge groß, dass sie nicht mehr anschlägt. Größere Chancen würden ihr Arzt und sie in einem neuen Medikament sehen. Doch die Krankenkasse übernimmt die Kosten nicht. Kollegen von Gudrun Benteler haben jetzt eine Spendenaktion über die Crowdfunding-Plattform gofundme gestartet.
Die Kosten für die neu entwickelte Chemotherapie für Gudrun Benteler sind immens: 400.000 Euro werden dafür benötigt. Der Weg zum Spendenziel ist weit, momentan sind noch nicht einmal zehn Prozent erreicht, auch wenn schon hunderte Spenden bis maximal 1000 Euro eingegangen sind.
Die Krebserkrankung kam mehrfach zu Gudrun Benteler zurück
Das Tückische am Eierstockkrebs ist, dass es keine wirksamen Methoden der Früherkennung gibt. Bei Gudrun Benteler folgte die Diagnose 2017 erst, nachdem ihr eine Zyste entfernt worden war und bei dieser Operation festgestellt wurde, dass ihr Bauchraum schon voller Tumore war. Es folgten eine große Operation und mehrere Zyklen Chemotherapie.
Zwei Jahre später kam der Krebs zurück – erneute OP und Chemotherapie. Ende 2020 nochmals Verdacht auf Rückfall. Nach einer erneuten OP Anfang 2021 gab es Gott sei Dank Entwarnung, doch schon im Februar 2024 wurde der Krebs wieder festgestellt und es folgten erneut Operation und zwölf Chemotherapie-Einheiten, doch dieses Mal ohne den gewünschten Erfolg. Zwar werde sie nun erneut konventionell weiterbehandelt, doch ob diese Therapie nunmehr anschlägt, sei ungewiss, sagt Gudrun Benteler.
Denn das Karzinom hat sich als resistent gegenüber der konventionellen platinhaltigen Chemotherapie erwiesen. Ihr Arzt hält nun, wie er im Antrag auf Kostenübernahme an Gudrun Bentelers Krankenkasse schreibt, eine „Behandlung mit Mirvetuximab Soravtansine als gerechtfertigt und dringend erforderlich“. Mehrere Studien - daran nahm laut Benteler auch die Münchener Klinik, an der sie behandelt wird, teil - hätten diese Therapie als wirksam und gut verträglich nachgewiesen.
Gegen den Bescheid der Krankenkasse hat der Arzt Widerspruch eingelegt
Allerdings: Die Krankenkasse lehnte eine Kostenübernahme mit dem Hinweis, dass das Medikament für die Behandlung von Gudrun Bentelers Erkrankung von der Europäischen Arzneimittelbehörde bislang nicht zugelassen sei, ab. Der Medizinische Dienst ihrer Kasse empfehle eine andere Therapie.
Gudrun Bentelers Arzt hat inzwischen dem Bescheid der Kasse widersprochen. Die Zulassung sei im November 2024 erfolgt, dies werde auch in Kürze in den entsprechenden Leitlinien vermerkt sein. Nur, bis wann die Krankenkasse über den Widerspruch entscheidet, dafür gibt es laut Gudrun Benteler keine Frist. Sie hat die große Sorge, dass ihr auch eine mögliche positive Entscheidung der Krankenkasse nicht mehr helfen kann, wenn sich bis dahin der Krebs weiter ausbreitet.
gofundme: Wie die Spendenplattform funktioniert
Gudrun Bentelers Kolleginnen und Kollegen und ihr Chef bei einem Seefelder Medizinprodukteunternehmen haben vor diesem Hintergrund eine Spendenaktion auf der Plattform gofundme gestartet. Gofundme ist eine US-amerikanische Crowdfunding-Plattform, die seit 2017 auch in Deutschland aktiv ist und auf Provisions- und Spendenbasis Geld für verschiedenste Zwecke, vornehmlich auch für die Behandlung schwerer Krankheiten einsammelt.
Sie sei überwältigt von dem, was für sie getan wird, sagt Gudrun Benteler, die selbst auch schon beispielsweise nach der Flutkatastrophe an der Ahr 2021 geholfen hat, und erwähnt dabei auch ihren “unfassbar tollen Freundeskreis“. Nicht nur die Unterstützung aus ihrem Umfeld, sondern auch ihre beiden inzwischen erwachsenen Söhne (21 und 24 Jahre) geben ihr Kraft und Ansporn. „Ich will doch eigentlich noch meine Enkelkinder kennenlernen“, sagt die 55-Jährige am Ende des Gesprächs.
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