Wo gehobelt wird, fallen Späne. Auf einer Baustelle geht nicht immer alles nach Plan. Eine Panne beim Bau des Pflegeheims in Leeder ist aber besonders kurios: Das Bauunternehmen hat einfach eine Treppe falsch herum eingebaut, sodass man in den obersten Stock nur noch in „stark gebückter Haltung“ gelangen würde, wie Bürgermeister Erwin Karg schildert.
Treppe auf der falschen Seite eingebaut
„Die Treppe war im Plan richtig eingezeichnet, aber scheinbar hat der Bauleiter unten im Erdgeschoss in die falsche Richtung angefangen und ist oben im Dachgeschoss am Kniestock gelandet“, sagt Karg auf Nachfrage unserer Redaktion. Nachdem die Verantwortlichen das festgestellt haben, habe das Bauunternehmen im Rathaus darum gebeten, einer Tektur zuzustimmen.
Unter einer sogenannten Tektur versteht man nachträgliche Veränderungen eines bereits genehmigten Bauplans, die vom Gemeinderat genehmigt werden sollen.
Das Unternehmen habe argumentiert, das gesamte Treppenhaus vom Erd- bis zum Dachgeschoss wieder herausreißen zu müssen, sollte an der ursprünglichen Planung festgehalten werden. „Dann habe ich das dem Gemeinderat vorgelegt, und dieser hat einer Befreiung von der Wandhöhe und den Dachausbauten zugestimmt“, so Bürgermeister Karg.
Abriss würde zu viel Geld kosten
Eine Veränderung des Rohbaus hat der Fuchstaler Gemeinderat einstimmig genehmigt. Ein Herausreißen des ganzen Treppenhauses würde viel Geld kosten, und das sei nicht zu rechtfertigen, meinte etwa Wolfram Ruoff (Neue Liste). Als Dank für das Entgegenkommen erwarte man vom Bauunternehmen einen Kasten Bier, sagt Karg augenzwinkernd.
Es sei nun geplant, zwischen den beiden Wiederkehren ein leicht erhöhtes Flachdach zu bauen, sagt Bürgermeister Karg. „Das Treppenhaus endet also nicht im Kniestock, sondern in einer entsprechenden Höhe, damit die Leute aufrecht nach oben steigen können.“
Über 90 Pflegeplätze in Leeder - Vorkaufsrecht für Fuchstaler
Michael Erl, Vorstandsmitglied des gleichnamigen Bauunternehmens, sagt auf Nachfrage über die Baupanne, grundsätzlich gelte das Vier-Augen-Prinzip. Etwa 25 Ingenieurinnen und Architekten arbeiten bei der Firma aus Deggendorf. "Wir alle sind Menschen und machen Fehler, man muss sie nur zugeben können. Wir haben viele Bauprojekte gleichzeitig." Glücklicherweise könne nun das Treppenhaus in Leeder gerettet werden, so Erl. Solche Baufehler seien jedoch schwindend gering. Hauptsache, sie seien nicht sicherheitsrelevant, sagt der Bauunternehmer.
Laut Erl ist der Bau des Pflegeheims zeitlich im Plan, noch heuer wird der Rohbau fertiggestellt, die Eröffnung ist für Ende 2023, Anfang 2024 angepeilt. Von nun an läuft der Vertrieb der Wohnungen. Sechs Wochen lang können sich Bürgerinnen und Bürger aus der Gemeinde Fuchstal vormerken lassen. Sie haben Vorkaufsrecht.
Das Pflegeheim in Leeder entsteht auf einem etwa 6150 Quadratmeter großen Grundstück östlich der Josef-Schöner-Straße. Das Gebäude hat drei Vollgeschosse plus Dachgeschoss. 92 Pflegeplätze mit 82 Einzel- und fünf Doppelzimmern sind vorgesehen, zudem entstehen Appartements für Pflegekräfte.
60 Mitarbeiter, teilweise auch aus dem Ausland
Im westlichen Teil ist eine der fünf Wohngruppen untergebracht, in den beiden oberen Geschossen jeweils zwei. Dazu gehören jeweils auch ein Gruppenraum, ein Pflegebad und ein Therapiezimmer. Die zwölf Quadratmeter großen Einzelzimmer und 20 Quadratmeter großen Doppelzimmer verfügen über ein Bad mit WC.
Im Erdgeschoss befinden sich Technikräume, Verwaltung, Großküche und Wäscherei sowie ein Veranstaltungsraum mit einer Cafeteria. Man rechnet mit bis zu 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wegen des Fachkräftemangels sollen sie teilweise auch aus dem Ausland kommen.
Die Pläne für das Pflegeheim in Leeder fanden ursprünglich im Fuchstaler Gemeinderat nicht nur Zustimmung (wir berichteten). Kritisiert wurde unter anderem die Höhe des Bauwerks, die je nach Dachform bis zu 14 Meter Höhe beträgt, und die Zahl der Parkplätze. Das Gebäude wird ans Fuchstaler Fernwärmenetz angeschlossen.