Zum Singen war den 15 Männern sicher nicht zumute, die an diesem Abend im Fuchstaler Sängerheim zusammen gekommen waren. Denn ihre traurige Aufgabe war es, den Schlussstrich unter einen Verein zu ziehen, der 2026 sein 50-jähriges Bestehen hätte feiern können. Einstimmig wurde dann auch nach der vergeblichen Suche nach einer neuen Führungsspitze die Auflösung des Fuchstaler Männerchors beschlossen. Bei einer Mitgliederversammlung im vergangenen Dezember hatten sich noch vier Anwesende dagegen ausgesprochen, sodass die erforderliche Drei-Viertel-Mehrheit verfehlt und diese erneute Einberufung der Mitglieder erforderlich geworden war.
Nach einer Siegesfeier gründeten sangesfreudige Männer den Fuchstaler Männerchor
Bei einer Siegesfeier der Fuchstaler Fußballer war im Jahr 1975 der Gedanke an einen Männerchor aufgetaucht. Im Januar 1976 trafen sich eine ganze Reihe sangesfreudige Männer zur ersten Probe im Werkraum der Grundschule Leeder. In der Vereinschronik heißt es hierzu, dass außer dem Chorleiter nur noch zwei der Sänger überhaupt Noten lesen konnten. „Doch der Chorleiter ließ sich nicht ermutigen und quälte das altersschwache Harmonium bis zum Äußersten“, wird über die Anfänge des Chores berichtet. Zur offiziellen Gründungsversammlung schritten die mittlerweile 25 aktiven Sänger am 23. Juni 1976 und wählten Rolf Kettemer zu ihrem ersten Vorsitzenden. Dabei einigte man sich auch auf den Namen „Männerchor Fuchstal“. Schon bald erfolgte der Beitritt zum Sängerkreis Landsberg.
Neben der Pflege des geselligen Vereinslebens gewann der Chor immer mehr an künstlerischem Format, so wirkte man 1984 an zwei Veranstaltungen des Bayerischen Rundfunks mit. Nicht ganz ohne Enttäuschungen verlief 1986 die dreitägige Feier zum zehnjährigen Bestehen, hatte man nicht bedacht, dass am Abschlusstag das Endspiel der Fußballweltmeisterschaft mit deutscher Beteiligung stattfand und so saß man fast ganz alleine in der Festhalle.
Auftritt des Fuchstaler Männerchors in Gottschalk-Sendung wurde nie ausgestrahlt
Die Tätigkeit des damaligen Chorleiters Arno Schneider bei einem Lokalradiosender bescherte dem Männerchor zahlreiche Auftritte im ganzen Ostallgäu. Unvergessen bleibt den Sängern auch ein Gastspiel, das sie im November 1993 mit ihrem neuen Dirigenten Dick Städtler, einem damals in Leeder ansässigen Komponisten und Regisseur, in München geben sollen und für das sie insgesamt zehn Stunden unterwegs waren. Geplant war nämlich ein Auftritt in Thomas Gottschalks „Late Night Show“, wobei man eine Version des Beatles-Hit „Yesterday“ hätten singen sollen. Wegen der Waldbrände im kalifornischen Malibu wurde allerdings kurzfristig das Sendeformat geändert und der Auftritt des Männerchors lediglich aufgezeichnet. Gesendet wurde er dann jedoch nie, immerhin gab es als Gage einen vierstelligen D-Mark-Betrag für die Vereinskasse.
Im Juli 1994 veranstaltete der Männerchor in Leeder mit Gästen aus Südfrankreich ein viel beachtetes Sängerfest. Ein wichtiges Ereignis der jüngsten Vereinsgeschichte bildete 1999 der Bezug des eigenen Sängerheims im Keller der Fuchstalhalle, das man in 1300 Arbeitsstunden weitgehend selbst gebaut hatte. Allerdings fiel die Einweihungsfeier wegen eines Rohrbruches buchstäblich „ins Wasser“ und die Fliesenleger und Schreiner mussten erneut in Aktion treten.
Chorleiter vor 15 Jahren: „Wenn wir nichts tun, gehen die Lichter aus.“
Zum 25-jährigen Bestehen richtete man das Konzert des Sängerkreises Landsberg und einen eigenen musikalischen Jubiläumsabend aus. Trotz der positiven Entwicklung hatte man trotz aller Werbemaßnahmen im Laufe der Jahre kaum Neuzugänge verzeichnen können. Ab dem Jahr 2001 erfolgte unter Chorleiter Robert Bosch, der bis eine verstärkte Zusammenarbeit mit dem Männerchor Steinholz um die entstandenen Lücken auszugleichen. Auf die schwindende Zahl der Chormitglieder hatte Robert Bosch schon bei einer Versammlung vor etwa 15 Jahren reagiert. „Wenn wir nichts tun, gehen die Lichter aus“, meinte er und er habe deshalb drei Appelle an die aktiven und passiven Mitglieder, nämlich „Sängerwerbung, Sängerwerbung und Sängerwerbung“. 2016 wurde das 40-jährige Jubiläum gemeinsam mit den Steinholzer Sängern gefeiert und 250 Besucher im Hofgartenhaus stellten die Beliebtheit des Fuchstaler Männerchors unter Beweis.
Der ehemalige und jetzige Steinholzer Vorsitzende, Rudi Schourek und Karl Gebler waren es, die bei der Auflösungsversammlung ein letztes Mal vergeblich nach Kandidaten für den Vorsitz fragten. Erich Linder, der seit 1988 mit kurzer Unterbrechung Schriftführer im Verein war und 2008 zudem das Amt des Vorsitzenden übernommen hatte, meinte, er engagiere sich gerne für etwas, das Zukunft verspreche, aber die sehe er für den Männerchor nicht mehr, denn geblieben sind mittlerweile noch zwölf Sänger, darunter nur noch sieben aus Fuchstal selbst. Linder und sein Stellvertreter Stefan Köpfler gehörten zu denen, die seit der Gründung mit ihren Stimmen den Chor unterstützt hatten. Linder wurde nun das undankbare Amt des Liquidators übertragen.
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