Es ist vielleicht das Landsberger Wahrzeichen, häufig fotografiert und es bietet interessante Geschichten, Daten und Fakten. In einer im Torbogen des Hauptturmes eingelassenen Bauinschrift ist die Jahreszahl 1425 zu lesen. Das Jahr, das wohl den Abschluss der Bauarbeiten am früher auch „Münchner Tor“ genannten Bayertor bildet. Das ist mittlerweile 600 Jahre her und wird von Freitag bis Sonntag, 4. bis 6. Juli, gebührend gefeiert. Grund genug für unsere Redaktion, das Bayertor genauer unter die Lupe zu nehmen.
- Der Baubeginn für das Bayertor war vermutlich um das Jahr 1420, als die Stadt durch Stiftungen, Floßzölle und steuerliche Vergünstigungen durch den bayerischen Herzog zu Reichtum kam und durch Handel und Handwerk an der Salzstraße immer weiter wuchs. So wurde die Stadtmauer erweitert und im Osten, an der Straße nach München, mit einer repräsentativen Toranlage versehen. Wobei die Anlage vor dem Tor wohl erst zwischen 1435 und 1440 fertiggestellt wurde. Wie auch heute noch, war das Bayertor von Westen und Osten auch von Weitem deutlich zu erkennen. Im frühen 15. Jahrhundert war es daher vor allem ein Zeichen landesherrlicher Macht.

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- Das Bayertor ist 36 Meter hoch, aber nicht das höchste Gebäude in Landsberg. Vor allem einige Kirchtürme sind deutlich höher. So misst der Turm der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt rund 71 Meter. 36 Meter hoch ist unter anderem auch der goldene Turm von Sevilla in Spanien oder der Kubus des Kanzleramts in Berlin, in dem sich unter anderem das Büro des Bundeskanzlers befindet.
Die Farbe der Eckquader wechselt sich ab
- Das Erscheinungsbild des Hauptturmes wird durch die an den Ecken im Wechsel von kräftigem Rot und Schwarz versetzen verzahnten Eckquader bestimmt. Auf der einen Seite dominieren die roten, auf der gegenüberliegenden die schwarzen Steine. Diese Fassung wurde anhand zahlreicher originaler Fundstücke bei einer Restaurierung in den Jahren 1975 und 1976 rekonstruiert und auch bei der letzten Renovierung zwischen 2016 und 2018 beibehalten.

- Das mittlerweile wieder farbige Relief auf der Ostseite des Bayertors zeigt eine Kreuzigungsszene und mehrere Wappen. In einer Spitzbogennische sind Maria und Johannes zu sehen, daneben zwei Engel. Das Wappen unter der Kreuzigungsszene gehört der Herzogsfamilie Visconti aus Mailand. Die Schlange, die ein Kind ausspuckt, bezieht sich auf Elisabeth Visconti, die 1396 den bayerischen Herzog Ernst heiratete und unter anderem die Stadt Landsberg als Hochzeitsgut erhielt. Unter dem Wappen der Familie Visconti ist das Stadtwappen angeordnet. In den Seitennischen befinden sich die Wappen der Bayernherzöge Ernst und Wilhelm III.
- Wer auf die Aussichtsplattform des Bayertors gelangen möchte, der muss 192 Stufen überwinden, davon vier im Bereich des Drehkreuzes abwärts. Längster Abschnitt ist die enge Wendeltreppe mit 40 Stufen, die auf der Plattform endet. Von oben bietet sich ein imposanter Blick auf die Stadt und die Alpen.
Die „Schwedenglocke“ hängt auf dem nördlichen Zinnenkranz des Bayertors
- Auf dem nördlichen Zinnenkranz des Turmes hängt in einem gemauerten Aufsatz die sogenannte Schwedenglocke. Sie wurde laut Inschrift im Jahr 1580 vom Augsburger Peter Wagner gegossen.
- Im Bayertor gibt es auch ein handgeschmiedetes Uhrwerk zu bewundern. Es stammt aus dem 17. oder 18. Jahrhundert und hat ein über zwei Geschosse herabhängendes Pendel. Ein Ziffernblatt aus Eichenholz saß bis 1975 unmittelbar über dem Figurenrelief. Es wurde erneuert und etwas höher versetzt. Auch auf der Westseite befindet sich ein Ziffernblatt. Die Zeit wird aber nicht mehr angezeigt, die Uhr ist nicht mehr in Betrieb.

- Bei der Restaurierung zwischen 2016 und 2018 wurden auch ein Wassertank der Stadtwerke ausgebaut und ein zweiter Fluchtweg eingebaut. Für Besucher des Bayertors gibt es seit einigen Jahren ein neues Leitsystem mit Tafeln und Texten. Ein kurzweiliger Einführungsfilm soll auf unterhaltsame Weise die Geschichte und Funktion des Bayertors vermitteln. Die Laienschauspieler Götz Hofmann und Matthias Bartels schlüpften hierfür in die Rollen von Herzog Ernst und seiner Frau Elisabeta di Visconti.
- Götz Hofmann und Matthias Bartels waren auch die letzten Pächter der Gaststätte im Bayertor. Seit Juli 2022 hat sie geschlossen. Doch nach Informationen unserer Redaktion ist eine Nachfolge in Sicht. Angelika Urbach, die Pressesprecherin der Stadt, teilt dazu folgendes mit: „Wir stehen derzeit in einem engen Austausch mit einer Interessentin für die Verpachtung der Gastronomie im Bayertor. Geplant ist, diese ab Oktober zu verpachten.“
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