Maibaum ist nicht gleich Maibaum. Das wird beim Blick auf die vielen verschiedenen Stämme im Landkreis Landsberg deutlich. Einige sind in bayerisch-blau-weiß gestrichen, andere ganz schlicht gehalten und wieder andere tragen ausgefallene Schnitzereien. Drei Ortsgruppen aus dem Landkreis Landsberg berichten von ihrer persönlichen Version des Maibaums.
Als „absolutes Highlight“ bezeichnet Stefan Spöttl von der Feuerwehr Prittriching das Aufstellen des Maibaums. In der 2600-Einwohner-Gemeinde wird alle zwei Jahre ein Baum aufgestellt. Spöttl ist bereits seit mehr als 20 Jahren dabei. Die Tradition führen er und seine Kolleginnen und Kollegen gerne fort. „Darauf fiebern Jung und Alt jedes Mal hin. Viele nehmen sich extra Urlaub, um mithelfen zu können“, erzählt er. In Prittriching wird der Baumstamm mit Schnitzereien geschmückt.
In Prittriching wird der Maibaum in Rauten-Muster geschnitzt
Die Schnitzereien sind seit Jahrzehnten fast die gleichen. Spöttl kümmert sich um die Einteilung des Musters und markiert mit dem Meterstab den Stamm. „Das Schema wurde mir so in die Hände gegeben“, sagt der Prittrichinger. Eine Neuerung wurde vor sechs Jahren eingeführt: Seitdem wird auch das Wappen der Freiwilligen Feuerwehr mithilfe einer Schablone in den Stamm geschnitzt. Hinzu kommen die traditionellen Rauten und geschwungene Linien.
In die Ecken der Rauten werden kleine Nägel geschlagen, dann werden entlang der Kanten Schnüre gespannt, die als Leitlinien für die Schnitzarbeit dienen. Die Formen werden im Holz angeschnitten und mit einem Stemmeisen vorsichtig herausgedrückt. Das alles findet in Prittriching am Tag vor dem 1. Mai statt. Nach dem Schnitzen folgt die Nachtwache, um den Baum vor Dieben zu beschützen. In Schichten zu je zwei bis drei Stunden wechseln Spöttl und seine Kollegen sich ab. Am nächsten Morgen wird er dann mit einem Kran aufgerichtet. „Ihn von Hand aufzurichten, haben wir hier nie gelernt“, so der Kommandant. Ihrer bewährten Tradition bleiben die Burchinger gerne treu. „Vor drei Jahren haben wir es mal mit einem farbigen Maibaum versucht“, so der 37-Jährige. Das sei jedoch deutlich aufwendiger gewesen, sodass die Feuerwehr zuletzt wieder auf die Schnitzereien zurückgekommen sei.

Ein bemalter Maibaum ist im Landkreis Landsberg die aufwendigste Variante
Wie viel Arbeit das Bemalen macht, weiß Florian Himml von der Landjugend Denklingen. Dort wird ein neuer Maibaum nur alle fünf Jahre aufgestellt – dafür wird er jedes Mal aufwendig verziert und bemalt. „Wir arbeiten eigentlich den ganzen April am Baum“, sagt Himml, der im Vorstand der Landjugend sitzt. „Anfang April wird der Baum gefällt. Etwa eine Woche lang wird er gehobelt, damit er eine schöne runde Form hat. Anschließend wird er mit Schleifpapier und Schleifgeräten geschliffen“, erzählt Himml. Dabei arbeiten etwa 20 bis 30 Menschen täglich gemeinsam an dem Baum. „Die Wochenenden arbeiten wir durch“, so der 26-Jährige. In der dritten Woche wird der Stamm mit weißer Farbe grundiert und mit zwei weiteren weißen Schichten bemalt. Auch die blaue Farbe landet doppelt auf dem Holz.

Das Muster, welches anschließend auf den Baum gebracht wird, ist auch hier jedes Mal das gleiche. „Unten blau, dann kariert. Danach kommt die Jahreszahl und die Schlängelungen nach oben“, erklärt Himml. Um das Karo-Muster perfekt hinzubekommen, werden die Kanten beim Malen mit Klebeband abgeklebt. „Wir sind immer erst ein paar Tage vor dem 1. Mai fertig“, so der Dienhausener.
Wie er erzählt, sind in Denklingen alle Beteiligten von der Tradition begeistert. „Jeder hat richtig Lust darauf und freut sich schon in den Jahren davor auf den nächsten Maibaum“, sagt Himml. Das gemeinsame Arbeiten an dem oft mehr als 30 Meter hohen Baum verbinde die Mitglieder der Landjugend stark. „Am Ende ist man schon froh, wenn er endlich steht“, sagt er und lacht. „Zu sehen, was man gemeinsam geschafft hat, macht einen glücklich“, ergänzt er. Starke Teamarbeit ist auch das Aufstellen des Maibaums. Das wird in Denklingen noch mit geballter Manneskraft gemacht. „Bei der Sicherheit muss man natürlich gut aufpassen, der Baum ist immer gesichert. Aber wir möchten die Tradition, solange es erlaubt ist, unbedingt aufrechterhalten“, sagt der 26-Jährige. Gibt es unter den Gemeinden auch Konkurrenz beim Aufstellen der Maibäume? „Man schaut natürlich schon immer ein bisschen, wer einen schöneren oder noch höheren Maibaum hat“, gibt Himml zu. „Aber das ist alles nur im Spaß.“
Dieses Jahr gibt es in Schöffelding keinen neuen Maibaum
In Schöffelding stellt der Burschenverein jedes Jahr einen Maibaum auf – jedoch nur alle zwei Jahre einen neuen. Dort wird er nach der dritten Variante geschmückt: gehobelt und umgeben von Kränzen. Dieses Jahr etwa werden zwar neue Kränze gebunden, der Stamm bleibt jedoch der gleiche wie 2024. Nächstes Jahr wird dann wieder einige Wochen vor dem 1. Mai ein passender Baum gefällt. Mehrere Dutzend Menschen helfen danach bei der Vorbereitung. Der Baum wird komplett von seiner Rinde befreit und gehobelt. „Wenn er dann schön aussieht, stemmen wir unten die Jahreszahl aus dem Stamm“, erzählt Patrick Kaindl, Vorsitzender des Katholischen Burschenvereins Schöffelding.

Unter den Mitgliedern des Burschenvereins sei vor allem die berüchtigte Nachtwache eine beliebte Beschäftigung. „Der Brauch stärkt insgesamt die Verbindung zwischen Jung und Alt. Wenn es um den Maibaum geht, kommt das ganze Dorf in Tracht zusammen“, so Kaindl. Besonders stolz ist der Burschenverein darauf, dass der Maibaum komplett von Hand, ohne Kransicherung aufgestellt wird. „Da sind wir 90 bis 100 Männer“, so Kaindl. Das Spektakel gibt es nächstes Jahr wieder zu bestaunen.
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