Mit drei großen Transparenten wollte die Gemeinde Windach für die in Hechenwang geplante Nahwärmeversorgung werben. Nach Weihnachten wurden sie gut sichtbar an den Straßen aufgestellt, aber schon nach wenigen Tagen wieder abgeräumt. Inzwischen hatte jemand mit roter und schwarzer Farbe eine weitere Botschaft auf den Transparenten angebracht. „Nein zur Nahwärme“ steht darauf zu lesen, ebenso, dass der Betreiber sich selbst nicht an das Nahwärmenetz anschließen will. Was hat das zu bedeuten?
Betreiber der Hechenwanger Nahwärmeversorgung ist die Gemeinde Windach beziehungsweise deren Gemeindewerke, erklärt Bürgermeister Richard Michl (Freie Wähler). Seine Antwort auf die Schmierereien ist zum einen pauschal ein Ja zur Nahwärme und konkret, dass die Gemeinde Windach ihre heizbedürftigen Liegenschaften (das Feuerwehrgerätehaus und Schützenheim) sehr wohl mit der Nahwärme versorgen will.
Über 30 Haushalte in Hechenwang wollen Nahwärme beziehen
Was den oder die Täter zu der Farbaktion auf den Werbetafeln veranlasst hat, darüber kann Michl nur spekulieren. Er räumt ein, dass es auch kritische Stimmen gebe mit Blick darauf, dass für die Wärmeleitungen die Hechenwanger Straßen aufgerissen werden müssen, daneben sähen manche die Erzeugung von Strom und Wärme in Biogasanlagen aufgrund des dafür notwendigen Maisanbaus in Konkurrenz zur Produktion von Nahrungsmitteln als problematisch an. Andererseits handle es sich aber in Hechenwang um eine bestehende Biogasanlage, die bereits eine benachbarte Gärtnerei mit Wärme beliefert.
Nun soll die Wärmeversorgung ausgeweitet werden: Gut 30 der über 100 Hauseigentümer haben ein konkretes Anschlussinteresse, so der Stand bei einer Versammlung im November, daneben eine Zimmerei, die wiederum Holzabfälle für die Heizzentrale, die an der Birkenallee neben dem Maibaum errichtet werden soll, liefern will.
Für die Gemeinde kommt die Nahwärmeversorgung laut Michl genau richtig: Man hätte sich in naher Zukunft ohnehin überlegen müssen, wie man die gut 20 Jahre alte Ölheizung für das Feuerwehrhaus und das Schützenheim ersetzt. Wie es die Biomasse-Lieferanten für die Biogasanlage halten, wisse er nicht, sagt Michl weiter. Allgemein gibt er zu bedenken, dass es in manchen Fällen wirtschaftlich nicht sinnvoll sein muss, eine verhältnismäßig neue Heizung durch einen Nahwärmeanschluss zu ersetzen.
Die geplante Heizzentrale stößt offenbar auf Kritik
Einer der beiden Landwirte, die hinter der Biogasanlage stehen, ist Tobias Unger: Er versichert, dass er sein Haus künftig mit Nahwärme versorgen will. Was sein Kollege plant, wisse er nicht, lediglich, dass er über reichlich Brennholz verfüge. Der andere Landwirt war telefonisch für unsere Redaktion nicht erreichbar.
Unger sagt, er hoffe, dass die Nahwärme wie die Lena Service GmbH, die für die Gemeinde das Nahwärmenetz plant und realisiert, angekündigt hat, zum 1. September einsatzbereit ist. Er bemängelt, dass eine dreijährige Planungsphase eigentlich zu lange sei. Der Landwirt weiß auch von Kritik aus der Nachbarschaft des an der Birkenallee geplanten Heizhauses. Dort werde Lärm und Verkehr befürchtet. Solchen Befürchtungen hält Unger entgegen, dass eine zentrale Wärmeversorgung eigentlich weniger Verkehr erzeugt, weil keine Pellets und kein Öl mehr geliefert werden müssen, kein Kaminkehrer und kein Heizungsservice mehr die einzelnen Häuser anfahren müsse. Da kämen in einem Dorf wie Hechenwang im Jahr einige hundert eingesparte Fahrten zusammen.
Die Biogasanlage in Hechenwang läuft schon seit 2012
Die Biogasanlage, die 2012 in Betrieb genommen worden ist, richtet ihre Betriebszeiten an der jeweils aktuellen Nachfrage für Strom und Wärme aus, erklärt Unger. Sie habe eine installierte Leistung von 400 Kilowatt elektrischer und 480 Kilowatt thermischer Energie. Sie werde lediglich zu 22 Prozent mit Silomais betrieben, darüber hinaus mit Rindergülle, Klee- und Weidelgras sowie Ganzpflanzensilage verschiedener Getreidearten. Die Biomasse stamme zu 60 Prozent aus dem eigenen Betrieb, der Rest werde von anderen Landwirten in der Gemeinde Windach und in den Nachbarorten zugekauft. Der Verkehr, der bei der Bestellung der Felder und bei der Ernte entstehe, sei kein zusätzlicher Verkehr, sondern dieser sei immer gegeben, solange - egal für welchen Zweck - Wiesen und Felder bewirtschaftet werden.
Ob die verschmierten Transparente wieder aufgestellt werden, wird sich zeigen. Sie seien in den Bauhof gebracht worden, berichtet Bürgermeister Michl: „Dort versucht ein Mitarbeiter die Farbe abzuschrubben.“ Gekostet haben die drei Werbebanner übrigens rund 1000 Euro. Michl sagt auch, dass man versuchen werde, im Zuge des Wärmeleitungsbaus auch Glasfaser in Hechenwang zu verlegen, das wäre ein „Win-Win-Situation“. Die Lena Service GmbH sei diesbezüglich mit Firmen in Kontakt.
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