Beneidenswert viel Publikumszuspruch ist dem Geltendorfer Bürgermeister Robert Sedlmayr (ÖDP) bei der Bürgerversammlung in Walleshausen zuteilgeworden: Fast 200 Personen (mehr wären aus Sicherheitsgründen ohnehin nicht erlaubt gewesen) kamen dazu in die Paartalhalle. Allerdings verlief die mehr als dreistündige Veranstaltung dann keineswegs beneidenswert angenehm für Sedlmayr. Nicht nur die Bauschutt-Recyclinganlage, für die der Gemeinderat mehrheitlich das Bauleitplanverfahren eingeleitet hatte, sorgte für Kontroversen.
Nach dem mehr als eineinhalbstündigen Bericht des Bürgermeisters schien es zunächst so, als würde die Bauschutt-Recyclinganlage vor den Toren der Ortschaft gar kein großes Thema der Versammlung werden. Sedlmayr hatte den Wunsch der Bürgerinitiative, die rund 1000 Unterschriften für ein (inzwischen aus rechtlichen Gründen vom Gemeinderat abgelehntes) Bürgerbegehren zum Stopp der Planungen sammelte, zurückgewiesen. Gleichzeitig erklärte er aber, dass die Bürgerinitiative selbstverständlich die Paartalhalle für eine eigene Informationsveranstaltung nutzen könne. Außerdem wolle man sich am Montag treffen, um gemeinsam eine Fragestellung für einen Bürgerentscheid zu formulieren.
In Walleshausen werden zahlreiche Beschwernisse angesprochen
So ging es zunächst um die üblichen (Walleshauser) Beschwernisse: In den Abgang von der Brücke zum Bahnhof hingen schon wieder Zweige, die Kaltenberger Straße sei nicht nur marode, sondern auch schlecht beleuchtet, der Beerenmoosgraben würde nicht geräumt, das Paarufer nicht gepflegt und gemäht und die Paartalhalle weiterhin nicht renoviert. Andererseits kritisierten zwei Personen, dass sich die Gemeinde wieder mit einem Hochwasserschutzkonzept für das Dorf beschäftige.

Dann landete die Aussprache aber wieder bei der Recycling-Anlage. Den Anstoß gab eine Wortmeldung über den schlechten Zustand der Unfriedshauser Straße, der auch schon im vergangenen Jahr zur Sprache gekommen war. Die zwischenzeitliche Bankettsanierung habe aufgrund des Lkw-Verkehrs nichts gebracht, hieß es nun. Das räumte auch Bürgermeister Sedlmayr ein. Eine aufwendigere Sanierung etwa mit Betongittersteinen koste jedoch Geld, merkte Geschäftsstellenleiter Patrick Naumann an. „Da könnte doch der Ditsch ein angemessenes Angebot dafür machen“, meinte daraufhin ein weiterer Zuhörer, „der fährt da ja auch am meisten.“
Über schlechte Straßen zur Bauschutt-Recyclinganlage
Wenn die Straßen jetzt schon in einem so schlechten Zustand seien, wie werden sie dann erst nach der Inbetriebnahme der Bauschutt-Recyclinganlage sein, fragte daraufhin ein anderer Zuhörer. Er blickte auch auf die bröckelnde Schlossstraße in Kaltenberg, über die der Lkw-Verkehr von und zu den Anlagen der Firma Ditsch bei Walleshausen (Bauschuttverarbeitung und DK0-Deponie), Wabern (noch Kiesgrube) und Jedelstetten (Kies-, Asphalt- und Betonwerk und künftig Kiesgrube) geleitet wird.
Was denn die Gemeinde unternehme, „damit dieses Recycling-Zentrum keine negativen Auswirkungen auf die Anwohner hat“, wollte eine weitere Besucherin wissen. Verwaltungschef Naumann erklärte dazu, dass über dessen rechtliche Zulässigkeit die Fachbehörden entscheiden, sobald die von der Firma vorgelegten Planungen und Gutachten geprüft sind, und so schädliche Immissionen abwenden.

Aber wie werde danach kontrolliert, ob die Vorgaben des Bebauungsplans und des Durchführungsvertrags mit expliziten Bestimmungen zum Umfang des Betriebs eingehalten werden, fragte ein weiterer Versammlungsteilnehmer etwa mit Blick auf die genannte Zahl von 30 Lkw-Fahrten am Tag, von der die Firma Ditsch immer spreche. „Das kann jeder kontrollieren“, antwortete Sedlmayr. Naumann erklärte, das Landratsamt sei die Genehmigungsbehörde und damit auch die Stelle, die überwache, ob das, was genehmigt ist, auch eingehalten werde.
Was sind Befürchtungen und Sorgen und was sind Fakten?
Zum Schluss wurde es noch richtig hitzig. Zunächst fragte ein Zuhörer mit Blick auf die Recycling-Anlage, ob „da nicht was geschmiert worden ist“. „Jetzt langt es langsam“, erwiderte Sedlmayr, „nehmen Sie Ihre Emotionen zurück.“ Sein mehrfacher Aufruf, fair zu diskutieren, gab der Gegenseite aber auch Anlass, zu betonen, es sei eine „absolute Lüge, dass die Bürgerinitiative Unwahrheiten verbreitet“. Deren Vertreter Benjamin Bossone sagte: „Unsere Kampagne beruht nicht auf Verunsicherung und Falschaussagen, sondern auf Sachlichkeit“. Das wiederum zog Geschäftsstellenleiter Naumann in Zweifel: „Befürchtungen und Sorgen als Fakten zu bezeichnen, finde ich problematisch.“ Bürgermeister Sedlmayr warnte davor, Personen auszugrenzen, die eine andere Meinung haben: „Da ist ein Gruppenzwang entstanden, der gefährlich ist.“
Zuvor hatte sich eine Zuhörerin bereits insgesamt unzufrieden mit den Auskünften des Bürgermeisters auf Fragen aus der Versammlung gezeigt und auf die im März 2026 anstehenden Wahlen verwiesen: „Sie reden sich raus und nehmen keine Stellung. Glauben Sie, dass Sie unsere Stimmen bekommen? Im März wird es schwierig für Sie.“
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