Der Zeitplan war straff, doch die Projektbeteiligten ließen es sich nicht nehmen, der SPD-Politikerin auch noch die Tiefgarage zu zeigen: Klara Geywitz, die Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, reiste am Montagnachmittag nach Kaufering und informierte sich über das Bauprojekt „Lechfeldwiesen V“. Im Anschluss ging es in die örtliche Boulderhalle, jedoch nicht zum Klettern, sondern zu einer Diskussionsrunde mit Vertretern der örtlichen Baubranche.
120 barrierefreie Wohnungen entstehen am Rande Kauferings
Zum Treffen eingeladen hatte die Parteikollegin und Bundestagsabgeordnete Carmen Wegge, die erneut für den Wahlkreis Starnberg-Landsberg-Germering kandidiert. Bürgermeister Thomas Salzberger, ebenfalls SPD-Mitglied, war sichtlich erfreut, der Bundesbauministerin das „Leuchtturmprojekt in Kaufering“ vorzustellen. Seit September 2023 wird an der Hessenstraße, am nördlichen Rand Kauferings, gebaut. Dort entstehen 120 barrierefreie Wohnungen, verteilt auf sieben versetzt angeordnete Miethäuser auf einer parkähnlichen Fläche mit Tiefgarage. „Alle Wohnungen sind barrierefrei, drei sind rollstuhlgerecht“, erwähnte Salzberger. Die Wohnungen sollen bis zum Jahresende fertiggestellt sein. Ab Januar 2026 könnten dann die ersten Bewohnerinnen und Bewohner einziehen. Demnächst beginnt die Bewerbungsphase. Finanziell sowie zeitlich laufe weiterhin alles nach Plan, versicherte der Bürgermeister den Gästen. Rund ein Drittel der Kosten in Höhe von 42 Millionen Euro wird durch staatliche Fördergelder bezuschusst.

Geywitz zeigte sich interessiert, lobte das Projekt und fragte unter anderem nach, welche Kriterien in die Auswahl der Bewerberinnen und Bewerber einfließen: Wer schon lange in Kaufering lebt und arbeitet, ehrenamtlich tätig und alleinerziehend sei, habe sehr gute Chancen, nannte Salzberger als Beispiel. Wie sich eine Tiefgarage mit einem möglichst günstigen Mietpreis vereinbaren ließe, wunderte sich die gebürtige Potsdamerin dann doch. In Brandenburg wäre ein solcher Bau aufgrund des Grundwassers, zudem in Flussnähe, nur mit dem Gießen einer Betonwanne zu bewerkstelligen, so die Bundesbauministerin. Bauamtsleiter Andreas Giampà und Architekt Andreas Matievits versicherten, dass dies in diesem Fall nicht nötig gewesen sei und deshalb auch keine eklatanten Mehrkosten entstanden seien. Ein Punkt war den Gästen und Projektentwicklern besonders wichtig zu betonen: Der geförderte Wohnbau ist kein Sozialbau im Sinne eines Brennpunktes. „Die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland hat Anspruch auf bezahlbaren Wohnraum“, betonte Geywitz. So sei die Neubauwohnung zu Marktpreisen einfach zu teuer für ein Krankenschwesterngehalt, bedauerte sie.
Obermeister der Bau-Innung Landsberg wünscht sich eine „Kultur des Miteinanderbauens“
Nach einem Rundgang durch einen der Wohntürme und einem Blick in die gepflasterte Tiefgarage ging es für Geywitz und Wegge in die nahegelegene „Kletterei“ zu einem Runden Tisch mit Kreishandwerksmeister Markus Wasserle, Vertretern aus dem Bereich Bau und der Zimmerer-Innung sowie der SPD-Kreistagsabgeordneten Hannelore Baur. Thema war die Situation des Baugewerbes vor Ort.
Norbert Kees, Obermeister der Bau-Innung Landsberg, nannte zu Beginn direkt zwei große Wünsche seiner Branche: Weniger Bürokratieaufwand und dafür eine „Kultur des Miteinanderbauens“ sowie eine Reduzierung der Lohnnebenkosten, „ansonsten sind wir im internationalen Wettbewerb nicht mehr konkurrenzfähig“. Geywitz erwiderte, dass Bayern beim digitalen Bauantrag weit fortgeschritten sei und dadurch einiges beschleunigt werde.
Stefan Fichtl, Obermeister der Landsberger Zimmerei- und Holzbau-Innung, freute sich, dass die Bundesbauministerin „offen für die Holzbauweise ist“. Doch aufgrund des hohen bürokratischen Aufwands verliere man schnell die Lust am seriellen Bauen, so Fichtl, der daher fragte, ob die Prozesse beschleunigt werden könnten. Geywitz nannte hierzu, dass an einem Naturflächenbedarfsgesetz gearbeitet werde, mit dem Ausgleichsmaßnahmen „weniger mühsam“ und gezielter gestaltet werden könnten, auch fernab des Baustellenorts. „Der Natur ist es egal, wo, dem Grundstückspreis ist es nicht egal“, sagte sie im Hinblick auf die im Durchschnitt höheren Kosten im Süden im Vergleich zu anderen Regionen Deutschlands.
Bundesbauministerin Geywitz ist gegen strengere Energieeffizienzhausstandards
Einig waren sich die Obermeister und die Bundesbauministerin, dass das Gebäudeenergiegesetz, anders als im Koalitionsvertrag ursprünglich geplant, nicht noch strenger werden sollte. So reiche der Energieeffizienzhausstandard 55 für Neubauten aus. Eine stärkere Dämmung erfordere eine komplexere Planung und „der entscheidende Faktor ist das Nutzungsverhalten der Bewohner“, gab Kees zu verstehen.
Mehr Planbarkeit bei den Förderprogrammen wünschte sich Kreishandwerksmeister Wasserle. Ein besonderes Anliegen war ihm dabei das Thema Mitarbeiterwohnungen. Diese seien ein Mittel gegen den Fachkräftemangel und hätten auch einen sozialen Aspekt, indem sie günstigen Wohnraum ermöglichen würden, so Wasserle, der deshalb für eine Förderung von Werkswohnungen warb. Geywitz wies darauf hin, dass es für Studierende und Auszubildende bereits eine derartige Wohnraumförderung gebe.
Weitere Themen, etwa eine Reform bei der Vergabe von Ausschreibungen, wurden bei der einstündigen Diskussionsrunde angeschnitten, bevor sich die SPD-Politikerin im Wahlkampf aus Kaufering verabschiedete.
Es hätten auch 6 Stockwerke sein können. Welch eine Verschwendung von Bauland.
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