Seit über zwei Jahrzehnten setzt der Markt Kaufering auf das Motto „Wald vor Wild“ in der Waldbewirtschaftung. Was mit der Entscheidung begann, die Jagd im Revier Kaufering-Nord nicht mehr zu verpachten, hat sich als eine Strategie zur Förderung der Waldverjüngung und Wildbewirtschaftung etabliert. Doch auch nach 25 Jahren bleibt laut dem zuständigen Jagdberater die Herausforderung bestehen, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Natur und Jagd zu finden.
Die Grundbesitzer hatten sich Anfang 2000 dazu entschlossen, die Jagd Kaufering-Nord nicht mehr zu verpachten. Hintergrund war der starke Wildverbiss. Die Waldbesitzer erhofften sich, dass das Rehwild so bejagt wird, dass sich wichtige Baumarten ohne Schutz natürlich vermehren können. Die Gemeinde hatte sich damals bereit erklärt, für die Differenzsumme aufzukommen, die der Jagdgenossenschaft durch die weggefallene Jagdpacht entgeht. Der beauftragte Jäger, Paul Zahn, stellte in der Novembersitzung des Marktgemeinderats seine Arbeit vor. So bewähre sich die Eigenbewirtschaftung der Gemeinschaftsjagdreviere Kaufering-Nord und -Süd seit vielen Jahren. Der gewünschte, vorgegebene Abschuss an Rehwild könne so eingehalten werden.
„Wir machen das jetzt seit 25 Jahren, ausschlaggebend war damals der immense Wildschaden“, erinnert sich Zahn. Das damalige Ziel: Weniger Wildschäden und ein sich natürlich verjüngender Wald: „So entwickelt sich ganz anderes Pflanzmaterial als aus der Baumschule.“ Damit das gelingt, wird der Rehbestand seit einem Vierteljahrhundert gering gehalten. „Das ist weiterhin notwendig, damit die ständige Verjüngung gegeben ist.“
Gibt es einen Wolf im Kauferinger Waldrevier?
Dass es dazu auch andere Meinungen gibt, ist dem Jäger bekannt. Die Änderung des Bundesjagdgesetzes gibt ausdrücklich die „Naturverjüngung des Waldes im Wesentlichen ohne Schutzmaßnahmen“ vor. Deswegen befürchten laut dem Naturschutzbund (NABU) viele Jägerinnen und Jäger, man wolle sie „zu Schädlingsbekämpfern degradieren“. Sie sehen das „edle Waidwerk“ in Gefahr. Dabei wird laut dem NABU-Bericht bereits seit den 1970ern über zu hohe Wildbestände diskutiert. Allzu viel passiert sei seitdem nicht. Viele örtliche Abschusspläne seien entweder wenig ambitioniert oder es hapere bei der Umsetzung.
„Wie der Bauer das Land bewirtschaftet, gehört auch die Jagd als dienendes Element der Kulturlandschaft“, rechtfertigt Zahn das Vorgehen in den Kauferinger Waldrevieren. Und wo zu viel hungriges Wild die Knospen abfrisst, hat der Waldnachwuchs keine Chance. Die Jagd könne nicht alles leisten, so Zahn, Verbiss gebe es trotzdem.
Außerdem: „Wer bei uns jagt, muss etwas draufhaben.“ Die hohe Abschussquote sei dennoch nicht allein durch die Ansitzjagd zu bewältigen, erklärte Zahn, der sich über die Waldentwicklung freut und den Marktgemeinderat zu einer gemeinsamen Waldbegehung einlud. Für das Waldrevier Kaufering-Nord sei eine Abschusszahl von 36 Rehen pro Jagdjahr vorgegeben. „Wir dürfen die Anzahl um 20 Prozent überschreiten“, sagte Zahn.
Bis Mitte November waren zehn Rehe erlegt. Außerdem wurden zwei gerissene Kitze entdeckt. Laut Zahn könnte ein Wolf dafür verantwortlich sein. In einem Gehölz zwischen Kaufering und Scheuring habe man Spuren entdeckt, die von der Schrittlänge her auf einen Wolf schließen lassen. „Ansonsten haben wir aber keinen Riss gefunden.“
Jagdstrategie in Kaufering wird um fünf Jahre verlängert
Kauferings Bürgermeister Thomas Salzberger bedankte sich für die gute Arbeit und zeigte sich darüber erfreut, dass Zahn weitermacht. Ratsmitglied Gabriele Triebel äußerte sich ebenfalls positiv zur langjährigen Strategie: „Es rentiert sich. Wir stehen mit unserem Wald gut da, weil wir mit dem Grundsatz leben, Wald vor Wild.“ Außerdem erkundigte sich Triebel über die Schwarzwild-Situation. „In den vergangenen zwei Jahren war es relativ ruhig. In Scheuring und Prittriching gibt es mehr Bewegung. Das Problem der afrikanischen Schweinepest ist da, aber wir haben es im Griff, weil nicht viele Schweine da sind“, berichtete Zahn.
Die Verwaltung schlug vor, der Jagdgenossenschaft Kaufering die Fortführung der Jagd zu gleichen Bedingungen wie bisher anzubieten. Die Ausgleichszahlung für die entgangene Pacht für beide Gemeinschaftsjagdreviere beträgt rund 8000 Euro pro Jagdjahr zuzüglich der Kosten für das traditionelle Jagdessen. Die Vereinbarung soll ab dem 1. April 2025 für weitere fünf Jahre, bis 31. März 2030, gelten.
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