Wie soll das Konzept zur Ganztagesbetreuung in Kaufering aussehen? Nach Vorgesprächen im Sozialausschuss wird dies nicht weiter öffentlich besprochen. Klar ist: Mehr Platz wird benötigt, wie sich in den Erweiterungsplänen der Grundschule zeigt. Und auch die Praxisklasse der Mittelschule soll vom Projektbudget profitieren.
Über die zukünftige Gestaltung der Ganztagesbetreuung wurde in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Generationen, Soziales, Sport und Kultur in Kaufering diskutiert. In der Sitzung berichtete Grundschulleiterin Henriette Beltz, dass rund 60 Prozent der Kinder aktuell die Mittagsbetreuung besuchen, Tendenz leicht steigend. Ab September 2026 wird der Anspruch auf Ganztagsbetreuung umgesetzt, beginnend mit der ersten Klasse. Wie viele das Angebot tatsächlich in Anspruch nehmen werden, sei nicht sicher. Doch die Prognosen der Staatsregierung gehen ab 2026 von einer Quote von 80 Prozent aus.
Kosten für den Ganztagesanspruch noch diffus
Die Mittagsbetreuung laufe seit 30 Jahren sehr gut, so der Tenor in der Sitzung. Daher beabsichtigen die Beteiligten das bereits vorhandene Angebot in die Überlegungen einzubeziehen. Und bis auf das letzte Schuljahr, so Beltz, hätten alle Interessierten immer einen Betreuungsplatz bekommen. Die Schulleiterin sieht den Knackpunkt darin, dass das erweiterte Angebot personell schwieriger zu organisieren sei, vor allem in den Ferien: „Die Eltern haben dann mehr Auswahl und teilen sich auf.“ Beltz erklärte zudem, dass die Elternbeteiligung an den Kosten für den Ganztagesanspruch noch diffus seien: „Aktuell zahlen Eltern nur Essensgeld und Sachkosten für besondere Angebote und nicht für die Betreuung“. Bei der aktuellen Mittagsbetreuung fallen hingegen auch für den Betreuung Kosten an.
Doch was ist überhaupt der Unterschied zwischen einem offenen und gebundenen Ganztag? Beim offenen Ganztag setzt sich das Bildungs- und Betreuungsangebot aus Mittagsverpflegung, Hausaufgabenbetreuung und Fördermaßnahmen sowie Freizeitangeboten zusammen. Die Verpflegung gibt es beim gebundenen Ganztag auch, doch hier bleiben die Klassen zusammen und haben auch regulären Unterricht am Nachmittag.
Der Trend gehe zur Flexibilität, sprich eine Mittagsbetreuung oder ein offener Ganztag, berichtete Geschäftsstellenleiter Dominic Jödicke. Eine frühzeitige Abfrage nach dem Bedarf mache hingegen wenig Sinn, waren sich die Vertreterinnen von Schule und Mittagsbetreuung einig. Henriette Beltz hält die Nachfrage für zu ungenau: „Bei Einführung der Ganztagesklasse, war das Interesse erst so groß, dass es zwei Klassen pro Jahrgang hätte geben können.“
Susanne Behrend vom Förderverein der Mittagsbetreuung gab zu Bedenken, dass die Arbeit im Vorstand immer mehr werde und sich immer weniger Menschen fänden, die diese Stunden zum Großteil im Ehrenamt übernehmen würden. Die Betreuerinnen arbeiten laut Behrend auf Minijob- und Midijob-Basis – doch hiermit sei das Arbeitspensum auf Dauer nicht zu leisten, so Behrend, die betonte: „Wir konnten schon im vergangenen Jahr nicht alle aufnehmen“. Außerdem werde das Team älter; berufliche Sicherheit wäre hilfreich. Behrends Fazit: „Das Modell Mittagsbetreuung überholt sich langsam selbst.“ Gemeinderätin Elisabeth Glaser merkte an, dass eine Kooperation auch für das Personal und die Vorstandsmitglieder der Mittagsbetreuung von Vorteil wäre: „Dann ist es doch eigentlich in eurem Sinne, wenn die Bedingungen besser sind.“
Die Schulleitung und Bürgermeister Thomas Salzberger sprachen sich ebenfalls dafür aus, die vorhandenen Strukturen der Mittagsbetreuung zu nutzen und auszubauen. Da es sich beim Sozialausschuss nicht um ein beschlussfähiges Gremium handelt, gab es nur eine Tendenz, die Mittagsbetreuung in einen offenen Ganztag umzuwandeln.
Grundschulneubau wird für den Ganztagsbedarf aufgestockt
Die nächste Diskussion fand im nicht öffentlichen Teil der Marktgemeinderatssitzung am Mittwochabend statt. Öffentlich wurde hingegen über die Generalsanierung und Erweiterung der Grundschule gesprochen. Um zu gewährleisten, dass auch in Zukunft genügend Platz für den Ganztagsbedarf vorhanden ist, soll ein Teil des Neubaus um ein weiteres Geschoss aufgestockt werden. Neu ist diese Idee nicht. Doch zunächst war geplant, das zusätzliche Geschoss im Neubaugebäude zu einem späteren Zeitpunkt zu bauen. „Im Zuge der vertieften Ausführungsplanung kamen wir aber zwischenzeitlich zu dem Schluss, dass eine spätere Aufstockung keine sinnvolle Maßnahme darstellt“, erklärte Bauamtsleiter Andreas Giampà. Es müsste das Dach im Bereich der Aufstockung wieder abgebaut werden, sodass das erste Obergeschoss und der Anschlussbereich zur neuen Aula offen wäre. Ein großer Eingriff mit einer Bauzeit von rund einem Jahr, der mit zusätzlichen Kosten für ein Notdach und eine Containeranlage in Höhe von 835.000 Euro beziffert wird. Der direkte Ausbau bedeute Mehrkosten in Höhe von rund 521.000 Euro, die bei einem späteren Eingriff noch hinzukämen.
450 Quadratmeter mehr Fläche ergebe diese Aufstockung, erklärte Architektin Kristin Kurczinski vom Schrobenhausener Büro Passionauten Architekten. Von außen soll das Gebäude dann fertiggestellt werden, auf den engültigen Innenausbau könnte vorläufig verzichtet werden. Trotz Verzicht auf Fördermittel, die für einen Rohbau ohne definierte Nutzung nicht beantragt werden könne, stelle die Maßnahme eine kostengünstige Lösung dar, um dem zukünftigen Bedarf gerecht zu werden, betonte Bauamtsleiter Giampà. Als positiver Nebeneffekt entstehe durch die Aufstockung eine verschattungsfreies nach Süden ausgerichtetes Dach, das idealerweise für die geplante PV-Anlage genutzt werden könne.
Werkraum der Kauferinger Praxisklasse wird ertüchtigt
Über das Projektbudget der Grundschule wird zudem der Werkstattausbau für die Praxisklasse der Mittelschule finanziert, der mit rund 183.000 Euro beziffert. Stellvertretender Schulleiter und Betreuer Dietmar Perzl stellte das im Landkreis Landsberg einzigartige Konzept vor (Bericht über die Praxisklasse folgt), und erläuterte, dass der Raum nach einer externen Überprüfung nicht mehr als sicher gelte. Der Rat stimmte geschlossen für die Ertüchtigung der Werkstatt.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden