Auf dem Weg zum Gesundheitscampus stehen rund um das Klinikum Landsberg mehrere Bauprojekte an. Und von diesen Teilprojekten sorgte zuletzt insbesondere das geplante Facharztzentrum für Diskussionen. Vonseiten der Stadt, die für den Bebauungsplan zuständig ist, wurde die mögliche Ansiedlung einer großen Apotheke und eines Sanitätshauses mit Blick auf das Einzelhandelsentwicklungskonzept kritisch gesehen. Inzwischen ist ein Kompromiss gefunden: Das Klinikum verfolgt nun eine deutlich reduzierte Neubauvariante – mit einer kleineren Apotheke und ohne Sanitätshaus. Die Mitglieder des Bau-, Planungs- und Umweltausschusses können sich damit grundsätzlich anfreunden. In der jüngsten Sitzung werden aber auch Bedenken laut.
Laut Sitzungsvorlage wird die Fläche der Apotheke von 242 Quadratmetern auf 160 Quadratmeter reduziert. Ein Sanitätshaus (rund 268 Quadratmeter) ist nicht mehr Teil der Planungen. Im ärztlichen Bereich wird auf die Fachbereiche Dermatologie, Augenheilkunde, Neurologie und Rheumaklinik verzichtet. Landsbergs Wirtschaftsförderer André Köhn sprach in der Sitzung des Bauausschusses von einem Kompromiss, „den wir in weiten Teilen mittragen können.“ Das Einzelhandelsentwicklungskonzept der Stadt sieht vor, dass Sortimente einer Apotheke und eines Sanitätshauses nur im Bereich der Innenstadt sowie in Nahversorgungsstandorten verkauft werden.
„Der Einzelhandel alleine kann eine Innenstadt nicht mehr retten“
Die Stadt Landsberg hat die geänderten Planungen gutachterlich prüfen lassen. Dabei standen die Auswirkungen auf die Innenstadt im Fokus. Die Ergebnisse stellte Susanne André von der Cima Beratung + Management GmbH den Mitgliedern des Bauausschusses vor. „Der Kompromiss ist positiv zu bewerten“, sagte sie. André berichtete von Abschöpfungsquoten aus der Innenstadt zwischen 4 und 5 Prozent (ursprüngliche Planung: 10 Prozent). Sie begrüßte aus Handelssicht, dass sich nun eine kleinere Apotheke im Facharztzentrum ansiedeln soll. Diese sei kein „Flagship“ mehr.

In den Augen der Gutachterin ist die Landsberger Innenstadt grundsätzlich nach wie vor ein attraktiver Standort. Doch auch dort werde der Strukturwandel sichtbar. „Der Einzelhandel alleine kann eine Innenstadt nicht mehr retten“, so André. Jene in Landsberg werde auch durch das gastronomische, das kulturelle sowie das medizinische Angebot belebt. Laut Susanne André zieht es einer Erhebung zufolge jede zweite Person (auch) aufgrund eines Arztbesuches oder einer Gesundheitsleistung in die Innenstadt. Daraus ergebe sich eine Kopplungsfunktion – die Menschen gingen vor oder nach dem Besuch bei einem Arzt oder einer Ärztin noch einen Kaffee trinken oder shoppen.
Kleinere Apotheke am Landsberger Klinikum: Ist der Kompromiss ein Erfolg?
Das Facharztangebot in der Landsberger Innenstadt ist vergleichsweise dicht besetzt. Insgesamt erscheinen einzelne Verlagerungen daher akzeptabel, so André. Zum Wohl der Innenstadt sollten diese jedoch auf ein Minimum reduziert werden.
Im Großen und Ganzen konnten sich die Mitglieder des Bauausschusses mit den angepassten Planungen anfreunden. Er sei sehr froh, dass ein Kompromiss gefunden wurde, sagte Zweiter Bürgermeister Moritz Hartmann (Grüne), und verwies auf das Ziel, die Innenstadt zu stärken und nicht zu schwächen. Hartmann vertrat Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl (UBV) und leitete die Sitzung. Es gab aber auch die eine oder andere kritische Stimme. Franz Daschner (parteilos) warf die Frage auf, ob es tatsächlich als Erfolg zu bewerten ist, wenn die Apotheke um 80 Quadratmeter reduziert wird. Er befürchtet weiterhin negative Auswirkungen auf die Frequenz in der Innenstadt.
Das Projekt ist rund 200 Millionen Euro schwer
Für Hans-Jürgen Schulmeister (Landsberger Mitte) wäre es besser gewesen, so viele verschiedene Fachärzte wie möglich in das Facharztzentrum zu integrieren. Er habe gehört, dass auch in Kaufering ein Facharztzentrum entstehen könnte: „Das wird ein Wettbewerb sein.“ Vor diesem Hintergrund wünscht sich Schulmeister, dass die Mieten im Facharztzentrum am Klinikum so gestaltet werden, dass sich die Ärztinnen und Ärzte auch dort ansiedeln. Das Klinikum Landsberg ist ein Kommunalunternehmen des Landkreises. Der Beschluss, dass die Ergebnisse der Untersuchung als Grundlage für die Abwägung der Stellungnahmen in das laufende Bebauungsplanverfahren einfließen sollen, fiel einstimmig.
Das Facharztzentrum mit integriertem Gesundheitsamt soll dort errichtet werden, wo bisher drei Bestandsgebäude mit Verwaltung, Krankenpflegeschule und Gesundheitsamt nördlich des Klinikums stehen. Es ist eines von mehreren Projekten in den kommenden Jahren: Für den Ausbau des Klinikums zum Gesundheitscampus werden nach aktuellen Schätzungen mindestens 200 Millionen Euro benötigt. Vor einem Jahr erfolgte bereits der Spatenstich für den neuen Ausbildungscampus gegenüber dem Klinikum, der im Dezember fertiggestellt sein soll. Kernstück des Mammutprojekts ist ein Funktionsneubau im jetzigen Patientengarten.
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