
Plus Zu häufig werden Vergewaltigungsvorwürfe gegen Partner verharmlost oder nicht ernst genommen. Opfer wissen teilweise selbst nicht, dass das Recht auf ihrer Seite steht.
Es ist erschreckend zu denken, dass es immer noch Partnerschaften gibt, in denen ein Teil unter körperlicher oder sexueller Gewalt leidet und annimmt, dass dies zu ertragen sei. Das Sexualstrafrecht beinhaltet erst seit rund 26 Jahren, dass Vergewaltigung in Ehen strafbar ist. Bei der Abstimmung 1997 stimmten von 644 Abgeordneten 138 mit Nein. Das macht rund ein Fünftel aus. Ein Fünftel, das der Meinung war, es sei in Ordnung. Doch nur weil jemand das Jawort gibt, sei es zur Ehe oder Beziehung, ist dies keine Zusage für jegliche Art von Geschlechtsverkehr. Es gibt keinem der Partner das Recht, Sex einzufordern oder ihn sich gewaltsam zu verschaffen.
Nicht allein sexuelle Aufklärung sollte Teil des Schulunterrichts sein
Vertrauen sich Opfer sexueller Gewalt in diesen Fällen jemandem an – seien es Bekannte, die Polizei oder das Gericht – wird doch noch gefragt: Wieso hat man den Partner nicht verlassen, wieso ist man immer wieder zurück und wieso hat es vielleicht länger gedauert, bis es zur Anzeige kam? Freilich sind solche Situationen schwierig zu begreifen, wenn man überzeugt ist, dass man selbst alles anders handhaben würde. Traumatisierte Opfer müssen sich häufig rechtfertigen und Details offenbaren, die sie lieber nicht wieder durchleben möchten.
Wo kann man in der Gesellschaft also ansetzen und aufklären? In den Schulen wird im Unterricht allgemein über Sexualkunde gesprochen. Man solle ein Kondom benutzen, verhüten und mit dem ersten Mal auf den richtigen Moment warten. Doch in welchem Umfang wird jungen Menschen erklärt, dass Nein auch in einer Beziehung Nein bedeutet und das Recht auf der Seite der Opfer steht? Offen mit Jugendlichen darüber zu sprechen, was in Beziehungen in Ordnung ist, würde auch das Vertrauen bestärken, dass man sich an die Gesellschaft wenden kann, sollte man vergewaltigt werden. Dass man ernst genommen und nicht hinterfragt wird.
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