Startseite
Icon Pfeil nach unten
Landsberg
Icon Pfeil nach unten

Landkreis Landsberg: Befürworter der Fuchstalbahn sehen Kommunalpolitik in der Pflicht

Landkreis Landsberg

Befürworter der Fuchstalbahn sehen Kommunalpolitik in der Pflicht

    • |
    Eine Diesellok ist auf der Fuchstalbahn bei Landsberg unterwegs. Es besteht der Wunsch, dass auf der Bahnstrecke wieder Personenzüge fahren.
    Eine Diesellok ist auf der Fuchstalbahn bei Landsberg unterwegs. Es besteht der Wunsch, dass auf der Bahnstrecke wieder Personenzüge fahren. Foto: Christian Rudnik

    Unlängst sprach sich der Landsberger Kreisausschuss in einem Beschluss erneut dafür aus, dass auf der Fuchstalbahn wieder Personenzüge fahren. Bei einer Infoveranstaltung im Sportzentrum warben Befürworter nun für eine Wiederinbetriebnahme. Angesichts einer "entscheidenden Hürde" richten sie einen Appell an die Kommunalpolitik.

    Den ersten von drei Vorträgen hielt Thomas Frey, Regionalreferent und Geschäftsführer des Landesarbeitskreises Verkehr im Bund Naturschutz Bayern. Beim Klimaschutz sieht er den Verkehrssektor als großes Sorgenkind. Eine Verlagerung des Verkehrs auf die Bahn wäre in diesem Zusammenhang ein "Meilenstein". Dass eigentlich genug Geld da sei, zeigten die zahlreichen Straßenbauprojekte. In Freys Augen sollten Projekte wie die Reaktivierung der Fuchstalbahn aber auch im Sinne der Gerechtigkeit forciert werden: Nur so sei es auch für Bürgerinnen und Bürger im ländlichen Raum möglich, vom geplanten 49-Euro-Ticket zu profitieren.

    Würden genügend Menschen die Fuchstalbahn nutzen?

    Als besonders hohe Hürde für eine Wiederinbetriebnahme galt in der Vergangenheit das sogenannte 1000-Kriterium der bayerischen Staatsregierung. Im Fall der 29 Kilometer langen Strecke der Fuchstalbahn - der letzte Personenzug 1984 war übrigens batterie-elektrisch unterwegs - müssen Fahrgäste zusammen 29.000 Kilometer pro Tag fahren. Das wird erreicht, wenn 1000 Personen die ganze Strecke zwischen Landsberg und Schongau fahren. Sind Reisende nur auf einem Teil der Strecke unterwegs, muss die Fahrgastzahl entsprechend höher sein. Laut dem zweiten Referenten Andreas Holzhey, Diplom-Ingenieur für Verkehrswesen, sollte das 1000-Kriterium zu erfüllen sein. 

    Zählungen im Bereich des Römerkessels hätten ergeben, dass 1980 noch weniger als 6000 Fahrzeuge in diesem Bereich auf der B17 täglich unterwegs waren. 2015 seien es 16.000 gewesen. Ausgehend von 20.000 Insassen brauche man davon lediglich fünf Prozent, die die parallel verlaufende Bahnstrecke nutzten. Zudem sei seit dieser Erhebung die Zahl der Einwohner, Arbeitsplätze und Pendler in der Region gestiegen und steige weiter. 

    Holzhey bekräftigte, dass die Bahntrasse in einem guten Zustand ist. Im Falle einer Reaktivierung könnten Haltepunkte an die möglicherweise veränderte Siedlungsstruktur angepasst werden. In den Augen des Ingenieurs sollte bei der Fuchstalbahn allerdings über die Verbindung zwischen Schongau und Landsberg hinaus gedacht werden, denn über die Lechfeld-, Ammersee- und Pfaffenwinkelbahn würde ein Ringschluss gelingen. 

    Landsberger setzt sich für eine Stadtbahn ein

    Eine Nutzung für den Personenverkehr sei zwar auch mit Beeinträchtigungen verbunden, die nicht wegzudiskutieren seien, sagte Holzhey. Als Beispiel nannte er den Bahnübergang an der viel befahrenen Katharinenstraße in Landsberg. "Es gibt aber Lösungen, um diese Beeinträchtigungen möglichst gering zu halten." Andreas Holzhey zufolge hängt das Überleben der Fuchstalbahn am Personenverkehr. "So wie der Güterverkehr jetzt stattfindet ist es ein Wunder, dass er überhaupt noch existiert. Das kann sich bei einer anderen Konzernstrategie schnell ändern."

    Als dritter Redner trat der Landsberger Jens Klaumünzner auf. Nach eigenen Angaben versucht er seit einigen Jahren das Projekt mit voranzutreiben. Ihm kämen in der Debatte Menschen mit geringerem Einkommen oder ohne eigenen Pkw zu kurz. Mit der Fuchstalbahn könnte es auch eine Stadtbahn geben: Klaumünzner schweben Haltepunkte an der Augsburger Straße, nahe des Englischen Gartens oder im Bereich Obere Wiesen vor. Auch der Tourismus würde von den Personenzügen profitieren, weil die Stadt Landsberg besser zu erreichen wäre. Viele Einwohner machten sich an Wochenenden Richtung Berge auf und der Starnberger See wäre nicht mehr nur über München zu erreichen.

    Ein Besucher wünscht sich zunächst mehr Ausflugsfahrten

    Zu der Veranstaltung, die von Peter Satzger, Vorsitzender der Bund-Naturschutz-Kreisgruppe Landsberg moderiert wurde, waren rund 50 Personen gekommen, darunter Bürgermeister, Stadt- und Kreisräte. Harald Baumann, Sprecher des Arbeitskreises Fuchstalbahn in der Umweltinitiative Pfaffenwinkel hätte sich gewünscht, auch mit Skeptikern ins Gespräch zu kommen. Zu Wort meldeten sich aber ausschließlich Befürworter. Ein Mann schlug vor, die Sache "bescheiden" anzugehen. Es sollte zunächst versucht werden, mit Ausflugsfahrten "den Fuß in die Tür zu kriegen". Dazu müsse man die Kontakte zur Fahrzeugindustrie nutzen und auch gutes Marketing sei nötig.

    Bund-Vertreter Thomas Frey appellierte abschließend an die Kommunalpolitiker Druck bei der Staatsregierung zu machen. "Die entscheidende Hürde ist, dass mehr Geld in dieses System kommt." Die Referenten betonten, dass die Landkreise lediglich die Kosten für etwaige Park and Ride-Plätze oder die Zuwegungen tragen müssten.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden