Für das Landsberger BRK ist das neue Sozialzentrum an der Ehrenpreisstraße im Landsberger Süden ein wegweisendes Projekt. Der Rohbau steht, der Innenausbau läuft nun auf Hochtouren. Wegen Corona gibt es laut BRK-Kreisgeschäftsführer Andreas Lehner dabei zwar Verzögerungen. Dennoch ist er zuversichtlich, dass die Tagespflege bereits in den Sommermonaten eröffnen kann. Das Konzept ist darauf ausgelegt, dass sich insbesondere demenzkranke Personen in den Räumlichkeiten wohlfühlen.
Andreas Lehner ist zufrieden, wie es mit dem 5,2 Millionen Euro teuren Projekt vorangeht. Neben der Tagespflege sollen auf dem Grundstück unter anderem auch der ambulante Pflegedienst des BRK (bisher an der Max-Friesenegger-Straße), Büroräume, ein großer Lehrsaal, die Landsberger Tafel und zunächst neun Wohnungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter untergebracht werden.
Später soll noch ein weiterer Trakt gebaut werden
Im Herbst dieses Jahres soll alles fertig sein. In den nächsten fünf bis zehn Jahren ist laut Lehner geplant, dass ein weiterer Trakt mit Büros und zusätzlichen Wohnungen entsteht. „Im Zeitplan sind wir ungefähr ein halbes Jahr hinterher“, sagt Lehner. Die Kosten für das Millionenprojekt bewegten sich allerdings im zuvor gesetzten Rahmen: „Wir haben gut verhandelt und ausgeschrieben, bevor die Preise astronomisch in die Höhe geschossen sind.“
Daniela Kozinc, Pflegedienstleiterin beim Landsberger BRK, führte durch den geräumigen Innenbereich der Tagespflege, der für 22 Gäste ausgelegt ist. Dieser werde hinsichtlich der Einrichtung so geplant, dass die Pflegerinnen und Pfleger ideal auf die Leute eingehen könnten.
Gemeinsames Kochen als zentraler Teil der Betreuung
So soll es beispielsweise eine große Küche geben – denn das gemeinsame Kochen und Backen sei „ein zentraler Teil“ der Betreuung. Zur Wohlfühlatmosphäre werden Birkenstämme und eine „antike Bibliothek“ beitragen. Generell ist das Konzept laut Kozinc genau auf die Bedürfnisse von Demenzpatientinnen und -patienten zugeschnitten. Es würden etwa nur wenige Signalfarben verwendet. Bei der Gestaltung der Tagespflege werde generell eng mit Fachleuten zusammengearbeitet, sagt Kreisgeschäftsführer Andreas Lehner.
Für die Seniorinnen und Senioren sollen zudem sowohl im Innenbereich als auch im Garten „Bushaltestellen“ eingerichtet werden. Von dort sollen sie auf das Bild einer Stadtansicht blicken können. Lehner könnte sich das Lechwehr oder den Landsberger Hauptplatz als mögliche Motive vorstellen. Scheinbushaltestellen werden in der Pflege von Demenzerkrankten, die oft in die alte, vertraute Umgebung zurückkehren wollen, eingesetzt. Die Haltestelle sollen die Gefahr verringern, dass Bewohner sich außerhalb des Heims verlaufen.
Landsberger BRK-Chef hofft auf Rückkehr zur Normalität
Obwohl die entstehende Tagespflege bisher kaum beworben worden sei, führe sie schon jetzt eine Warteliste, sagt Daniela Kozinc. Für Andreas Lehner ist das ein Indiz dafür, wie hoch der Bedarf an solchen Angeboten aktuell ist. Reine Tagespflegeeinrichtungen gibt es im Landkreis Landsberg bis dato in Fuchstal, Rott, Igling und in Schwifting. „Durch Tagespflegestätten können Seniorinnen und Senioren länger in den eigenen vier Wänden leben. Und sie entlasten die pflegenden Angehörigen“, sagt der BRK-Kreisgeschäftsführer. In dieser Hinsicht könnten sie analog zu Kindertagesstätten gesehen werden.
Laut Lehner wird der Anteil der über 80-Jährigen in der Bevölkerung in den kommenden Jahren stark ansteigen und damit gehe auch der Bedarf an allen Leistungen für diese Altersgruppe deutlich nach oben. „Unser Pflegedienst hat im vergangenen Jahr 60.000 Kilometer mehr zurückgelegt als im Vorjahr.“ Die Kapazitäten sollen in diesem Jahr deswegen auch in diesem Bereich ausgebaut werden – sofern sich genügend Personal dazu findet. Andreas Lehner zufolge ist der Fachkräftemangel im sozialen Bereich – trotz der in seinen Augen „sehr guten Einstiegsgehälter und Azubi-Vergütung“ – die größte Herausforderung für das Landsberger BRK.
Ansonsten wünschten sich Lehner und seine Mitstreiter beim BRK (347 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie 1403 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer) in diesem Jahr eine „Rückkehr zur Normalität“. Die Corona-Krise wirke sich auf sämtliche Bereiche, in denen der Kreisverband tätig ist, aus.