Das Polizeipräsidium Oberbayern Nord hat für das Jahr 2024 eine ausführliche Verkehrsunfallstatistik vorgelegt. Darin finden sich auch Erkenntnisse zu den Ursachen – nicht angepasste Geschwindigkeit bleibt demnach ein „Dauerbrenner“. Im Landkreis Landsberg ist die Zahl der Unfälle im Vergleich zu den Vorjahren angestiegen. Auch sind wieder mehr Menschen im Straßenverkehr ums Leben gekommen.
Laut der Statistik des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord ist es im vergangenen Jahr im Landkreis Landsberg zu 3119 Verkehrsunfällen gekommen. Das bedeutet einen leichten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr, als 3080 Verkehrsunfälle registriert wurden. 2020 wurden im Landkreis vergleichsweise wenige Unfälle gezählt (2673) und auch in den Jahren 2021 und 2022 waren es jeweils unter 3000. Zusammenhängen dürfte das mit der Corona-Pandemie, als das Verkehrsaufkommen auf den Straßen zurückgegangen ist.
Auf der A96 passieren 2024 mehr Unfälle als im Vorjahr
Wie der Bilanz außerdem zu entnehmen ist gab es im vergangenen Jahr recht viele Unfälle mit Personenschaden (541). Insgesamt wurden 738 Personen bei Verkehrsunfällen im Kreis Landsberg verletzt, was einen neuen Höchststand seit dem Jahr 2015 bedeutet. Zudem gab es mehr Tote (sieben Menschen) zu beklagen als in den drei vorangegangenen Jahren. Bei 162 Unfällen stellte sich die Geschwindigkeit als Ursache heraus, bei 41 war Alkohol im Spiel. In der Statistik sind 638 Verkehrsunfallfluchten im Landkreis Landsberg erfasst.
Auf der zum Teil durch den Landkreis Landsberg führenden A96 ist es vergangenes Jahr zu 912 Unfällen gekommen (737 im Vorjahr). Eine Person kam ums Leben, neben 23 Schwerverletzten gab es 274 Leichtverletzte.
Unfallschwerpunkte sind vor allem die stark frequentierten Straßen im Landkreis und die innerörtlichen Gebiete mit hoher Verkehrsbelastung, teilt Markus Siebert, Sachbearbeiter Verkehr bei der Polizeiinspektion Landsberg, auf Nachfrage mit. Innerorts zu nennen seien in der Hauptsache die Stadt Landsberg, die Marktgemeinden Kaufering und Dießen sowie die Gemeinde Utting. Unfallhäufungen sind der große Kreisverkehr an der B17 im Landsberger Westen, die Kreuzungen an der Staatsstraße 2027 (Panzerstraße) zwischen Obermeitingen und Geltendorf, die Anschlussstellen der A96 an das untergeordnete Straßennetz sowie die Staatsstraße entlang des Ammersee.„Anzumerken ist, dass die Unfallzahlen nach Bau der Lichtsignalanlage an der Anschlussstelle der A96 Landsberg-Ost zwischen Landsberg und Penzing deutlich zurückgingen“, sagt Siebert. „An Kreuzungen und Einmündungen sind die Gefahren durch Kreuzen/Abbiegen oft nur durch bauliche Veränderungen zu minimieren.“
Stark angestiegen sei die Zahl der Verkehrsunfälle mit Radfahrenden, so Siebert. 2023 waren es noch 152, im Jahr 2024 wurden 187 Unfälle aufgenommen. Ein Großteil der Radler ist alleinbeteiligt gestürzt.

Der Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord umfasst neben dem Kreis Landsberg die Landkreise Erding, Freising, Ebersberg, Dachau, Starnberg, Fürstenfeldbruck, Eichstätt, Pfaffenhofen, Neuburg-Schrobenhausen sowie die Stadt Ingolstadt. In der Gesamtbetrachtung geht die Verkehrsbilanz näher ins Detail. Demnach haben sich im vergangenen Jahr 46.360 Unfälle ereignet und damit weniger als im Vorjahr (47.189). Allerdings haben mehr Menschen auf den Straßen ihr Leben verloren (66, im Jahr 2023 53). 70 Prozent der Todesopfer sind bei Unfällen auf Landstraßen gestorben. Bei Motorradunfällen kamen 15 Personen ums Leben und bei Fahrradunfällen acht. Vier der insgesamt 28 Todesopfer auf motorisierten Krafträdern und Fahrrad beziehungsweise Pedelec hatten im vergangenen Jahr bei Verkehrsunfällen nachweislich keinen Helm benutzt.

Einen erheblichen Anteil am Unfallgeschehen machten mit 23 Prozent Tierunfälle – vor allem Wildunfälle – aus. Diese ereignen sich laut Polizei im gesamten Jahresverlauf, wobei der späte Frühling und der Frühsommer sowie der Herbst einen Schwerpunkt bilden.
Smartphones sorgen im Straßenverkehr für Ablenkung
Generell sind laut Statistik der Polizei die Hauptunfallursachen ungenügender Sicherheitsabstand, Fehler beim Abbiegen/Wenden/ Rückwärtsfahren/Ein- und Anfahren, Nichtbeachten der Vorfahrt und das Überschreiten der zulässigen Höchstgeschwindigkeit sowie nicht angepasste Geschwindigkeit. Allerdings ist davon auszugehen, dass bei etlichen Unfällen Ablenkung – etwa durch das Smartphone oder Entertainment-Technik im Fahrzeug – eine Rolle spielt. Die Unfallursache „Geschwindigkeit“ bezeichnet die Polizei als einen „Dauerbrenner“. Weitaus bedeutender als die tatsächliche Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit ist dabei ein nicht angepasstes Fahrverhalten im Hinblick auf die Straßen-, Verkehrs-, Sicht- und Wetterverhältnisse sowie den eigenen Fahrfertigkeiten.

Elektro-Tretroller, oft auch als E-Scooter bezeichnet, sind im öffentlichen Straßenverkehr seit Mitte 2019 erlaubt. Im Jahr 2024 ereigneten sich im Gebiet des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord 173 Verkehrsunfälle mit Beteiligung sogenannter Elektrokleinstfahrzeuge – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr (125). 172 Fahrer und Fahrerinnen erlitten Verletzungen, Todesfälle gab es nicht zu beklagen. Etwa 79 Prozent Unfälle wurden durch die Fahrer der E-Scooter selbst verursacht.
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