Das vergangene Jahr 2023 war auch im Landkreis Landsberg das bislang wärmste, das in den Wetterstationen aufgezeichnet wurde: Die Jahresdurchschnittstemperatur (gemessen auf der Wetterstation der Landesanstalt für Landwirtschaft in Hübschenried bei Dießen, Werte aus Landsberg sind seit mehreren Wochen nicht mehr im Internet abrufbar) lag mit 10,4 Grad Celsius etwas über dem bisherigen Rekordwert des Vorjahrs mit 10,2 Grad. Zum Vergleich: Für den Zeitraum von 1961 bis 1990 gilt als vieljähriges Mittel 7,4 Grad.
Anders als im ebenfalls sehr warmen Jahr 2022 war das vergangene Jahr aber überdurchschnittlich nass: In Hübschenried wurde eine Niederschlagsmenge von 1059 Litern pro Quadratmeter gemessen. 2022 waren es nur 829 gewesen, das langjährige Mittel liegt bei 973 Litern. Allerdings fehlte es in weiten Teilen der Region gerade in der Hauptwachstumszeit im späteren Frühjahr und im Frühsommer an Feuchtigkeit. Viel mehr Regen als üblich gab es ausgerechnet in der Ernte- beziehungsweise Ferienzeit und in den letzten Wochen des Jahres. Die Grundwasserstände dürften sich dadurch gut erholt haben. So verliefen die Jahreszeiten.
Wetter in Landsberg: Wieder ein Winter mit sehr wenig Schnee
Winter: Tage mit Schnee gab es nur wenige, aber immerhin lag nach einer überwiegend milden und windreichen ersten Januarhälfte zur Hochwinterzeit zwischen Sebastian (20. Januar) und Lichtmess (2. Februar) einiger Schnee. Danach gab es diesen nur noch episodenhaft um den 5. und 27. Februar herum und Ende März und Anfang April. Der kälteste Tag des Jahres fiel bezeichnenderweise auch nicht in die ersten Wochen des Jahres, sondern erst auf den Barbaratag am 4. Dezember im Winter 2023/24 mit -11,4 Grad.
Frühling: Im März herrschte Hochdruckwetter, verbunden mit oft kühlem Ostwind, vor. Die Freiluft-Malaktion der Malerin Angelika Böhm-Silberhorn auf dem Grundstück des Norwegerhauses in Eching, das im März abgerissen wurde, war genau von dieser Wetterlage begleitet. Diese Tendenz setzte sich bis Ostern (9. April) fort und ging nahtlos in eine sehr regenreiche zweite Monatshälfte und erste Maihälfte über. Die Maisfelder konnten erst im Mai bestellt werden. Zwar gab es keine Spätfröste, aber das regenreiche Wetter beeinträchtigte den Bienenflug und ließ eine magere Obsternte befürchten, die dann auch so eintrat.
Erst nach den Eisheiligen wird es anhaltend warm
Nach den Eisheiligen wurde es aber rasch angenehmer: Kurz vor dem Töpfermarkt in Dießen (18. bis 21. Mai) erreichte zwar der Ammersee die erste Hochwassermeldestufe, es folgten aber trockene und angenehme Markttage. Ähnlich war es an Pfingsten (28./29. Mai), eine beständige Nordost-Strömung sorgte bis Anfang Juni dafür, dass es nicht zu warm wurde.

Sommer: Der erste Teil des Sommers war trocken, der zweite ziemlich nass. Die erste Hitzeperiode kam pünktlich zum Sommeranfang mit drei heißen Tagen (am 22. Juni in der Spitze mit 34,3 Grad). Die zweite Hitzewelle folgte ab dem zweiten Juli-Wochenende: Sowohl beim Willibaldsfest am 9. Juli in Unterfinning als auch beim Ruethenfest in Landsberg (23. Juli) und beim Ritterturnier in Kaltenberg wurde es den Pferden sehr heiß. Am 11. Juli später zeigte das Thermometer 35,3 Grad an, bevor der Gewittersturm "Ronson" über den Landkreis hinwegfegte.
Wetter 2023: Der August war heiß und nass
Die Getreideernte begann früh, doch ab 24. Juli standen die Mähdrescher still, bis zum 10. August hielt sich regnerisches Wetter. Beim großen Dießener Flohmarkt am 6. August packten wegen des Dauerregens viele Aussteller nach kurzer Zeit schon wieder ihre Sachen. An Mariä Himmelfahrt (15. August) begann die dritte Hitzephase, die am 24. August mit 35 Grad ihren Höhepunkt erreichte. Bis Ende August folgte viel Regen, insgesamt wurden in diesem Monat 182 Liter pro Quadratmeter gemessen.

Herbst: Von Herbst konnte eigentlich bis in den Oktober hinein gar nicht die Rede sein, es blieb sommerlich und am Ammersee folgten viele vermeintlich letzte Badetage. Immer wieder erwärmte die Sonne Luft und Wasser. Der September war nach dem trockenen Juni (324 Sonnenstunden) mit 257 Sonnenstunden der zweitsonnigste Monat des Jahres. Am 13. Oktober wurden noch 27,6 Grad erreicht. Am darauffolgenden Kirchweihsonntag wurde es zwar kalt und regnerisch, aber dann blieb es bis zum Martinstag (11. November) überwiegend schön. Anschließend gab es Regen und Schnee satt: Mit 198 Litern Niederschlag (langjähriger Durchschnitt sind 63) war der November ungewöhnlich nass und ab Kathrein (25. November) folgte viel Schnee.
Der adventliche Winterzauber war schnell wieder vorbei
Als am ersten Advent mehr als 50 Zentimeter Schnee lagen, meinte man schon, dass es einen Winter wie in Kindertagen geben würde. Schließlich besagt auch eine Wetterregel, dass Schnee, der Anfang Dezember fällt, 100 Tage lieben bleibt. Es dauerte zwar knapp zwei Wochen bis die Schneemassen vollständig geschmolzen waren, doch richtig winterlich wurde es bis zum Jahresende nicht mehr. Dafür war am Ammersee ein ungewöhnliches Phänomen zu beobachten: Hochwasser im Winter und ein bis Weihnachten großteils überflutetes Ampermoos, wie man es zuletzt beim Pfingsthochwasser 1999 gesehen hatte. In den Tagen vor Weihnachten stürmte es wild und es gab nach den Schneebrüchen vom ersten Advent weitere Schäden an den Bäumen.

Fazit: Das Wetter im Jahr 2023 war bemerkenswert: Die Rekord-Wärme hatte auch eine Rekord-Vegetationszeit von 271 (2022: 262) Tagen, 14 (12) heiße Tage mit über 30 Grad, aber nur 70 (90) Frost- und 15 (13) Eistage zur Folge. Und obwohl es an 173 (166) Tagen regnete, schien die Sonne dennoch an 1992 (2275) Stunden. Das ist immer noch ein gutes Viertel mehr als der langjährige Durchschnitt zwischen 1961 und 1990. Wie im Jahr zuvor gab es auch 2023 keinen Monat, in dem die Durchschnittstemperatur unter dem Gefrierpunkt lag. Hingegen nähern sich die wärmsten Monate immer mehr einer 20-Grad-Durchschnittstemperatur an. Diese wurde im Juli mit 19,7 Grad ebenso wie im Juli 2022 fast erreicht.