Was bleibt vom Lumpigen Donnerstag in Landsberg haften? Die einfallsreichen Kostüme von Umzugsteilnehmern und Zuschauern, die aufwendig gestalteten Festwagen, die ausgelassene und friedliche Stimmung? Oder die Lautstärke vieler Festwagen sowie Scherben und Müll? Der Veranstalter der Gaudi, der Faschingsverein Licaria, sowie das städtische Ordnungsamt, die Polizei und das Rote Kreuz haben ihre Sicht der Dinge im Gespräch mit unserer Redaktion dargelegt. Sie ziehen Bilanz und blicken bereits ins Jahr 2026, das sicherlich Veränderungen bringen wird.
Thomas Bihler ist Mitglied des Elferrats der Licaria. Am Tag nach dem Lumpigen spricht er von einem Erfolg, vor allem mit Blick auf die vielen abgesagten Faschingsveranstaltungen in der Region. Er dankt den ehrenamtlichen Helfern von Technischem Hilfswerk, Feuerwehr, Roten Kreuz oder Bauernverband, die so eine Veranstaltung erst möglich machten. Deren Einsatz sei nicht selbstverständlich. Was ihn und seine Kollegen vom Elferrat besonders freut, ist die gute Stimmung, die rund um den Gaudiwurm geherrscht habe. „Man hat gemerkt, dass die Leute feiern und sich amüsieren wollen.“ Zur guten Stimmung hätten auch die Teilnehmenden beigetragen, egal, ob Fußgruppe oder Faschingswagen.
Einige Mottwagen müssen die Strecke nach der Hälfte verlassen
Allerdings, wie Bihler am Tag nach dem Umzug sagt, waren es heuer zu viele Teilnehmende, das werde man 2026 berücksichtigen. Fast 40 Festwagen und rund 15 Fußgruppen bedeuteten zwar einen Rekord, allerdings waren es schlicht zu viele für die Umzugsstrecke durch die Altstadt. Weil sich der Gaudiwurm staute, mussten einige Festwagen bereits am Sandauer Tor ausgeleitet werden, was bei den Mitfahrenden für Ärger sorgte, weil sie nur die Hälfte der Strecke mitfahren durften. Den Ärger bekamen Ernst Müller und seine Mitarbeiter vom städtischen Ordnungsamt zu spüren. Die Entscheidung sei aber in Absprache mit der Polizei getroffen worden, so Müller.

Für Kritik sorgt Jahr für Jahr auch die Lautstärke der Festwagen. Über ein Messgerät wird der Lärmpegel zwar bei der Aufstellung in der Von-Kühlmann-Straße kontrolliert, während des Umzugs, so Ernst Müller, werden die Regler aber wieder nach oben gedreht. Erlaubt seinen 95 Dezibel, im Vorderanger seien später aber 105 bis 110 Dezibel gemessen worden, in etwa die Lautstärke eines Rockkonzerts. Schlimm sei es vor allem in Hinteranger gewesen, wo sich aufgrund des Staus Wagen an Wagen reihte. „Dort haben die Scheiben regelrecht gewackelt“, sagt Müller.

Die einzelnen Wagengruppen seien deswegen nicht zu belangen, sondern der Veranstalter, also die Licaria, sagt Ernst Müller. Er schlägt vor, im nächsten Jahr von den Gruppen eine Kaution zu verlangen, die die Licaria bei Verstößen einhalten könne. Das gelte auch für andere Auflagen, etwa jene, dass die Fahrzeugbegleiter nüchtern sein sollen. Thomas Bihler befürwortet den Vorschlag. Man habe die Gruppen vor Beginn des Umzugs zwar auf die Auflagen hingewiesen, könne das aber während des Gaudiwurms nicht kontrollieren.

Polizeihauptkommissarin Anita Graf zieht am Freitag für die Polizei Bilanz. Der Lumpige Donnerstag sei aus polizeilicher Sicht sehr friedlich verlaufen. Die zwischen 6000 und 7000 Besucher hätten während des Umzugs ausgelassen und gänzlich ohne Auseinandersetzungen gefeiert. Danach hätten an die 5000 Personen die unterschiedlichen Veranstaltungsangebote in der Innenstadt genutzt. „Insgesamt war die Stimmung auch hier sehr friedlich, mit steigendem Alkoholkonsum kam es jedoch im Verlauf des späten Nachmittags und des Abends beziehungsweise der Nacht zu vereinzelten Straftaten in Form von Körperverletzungen, Sachbeschädigungen, Diebstählen und Beleidigungen.“

Lumpiger in Landsberg: Polizei sperrt Hellmairplatz wegen großen Andrangs
Kurzfristige Probleme gab es laut Polizei am Hellmairplatz. Gegen 16 Uhr sei die Veranstaltungsfläche so gut besucht gewesen, dass die Zugänge vorsorglich durch den Sicherheitsdienst mit Unterstützung der Polizei gesperrt wurden. „Dadurch konnte die Sicherheit der dort Feiernden auch weiterhin gewährleisten werden“, schreibt Anita Graf. Erstmals setzte die Polizei am Lumpigen auch eine Drohne ein. Deren Einsatz habe sich als sehr effektives Einsatzmittel erwiesen. So konnten unter anderem vereinzelt hilflose Personen insbesondere am Lechufer lokalisiert und Rettungskräfte schnell dorthin geleitet werden.

Das Lechufer am Postberg war auch heuer wieder ein beliebter Treffpunkt von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Obwohl der Bauhof in diesem Bereich die Von-Kühlmann-Straße bereits am Nachmittag gereinigt hatte, mussten die Mitarbeitenden am Freitagvormittag erneut ran. Am Lechufer fanden sich laut Ernst Müller jede Menge Scherben und Müll, die beseitigt werden mussten. Eine Sperrung des Geländes sei kaum möglich, zudem ist der Uferbereich Eigentum des Freistaats Bayern.
Neben dem Hauptplatz und dem Hellmairplatz war das Lechufer am Postberg auch das Haupteinsatzgebiet für das Rote Kreuz. „Wir waren mit über 30 Einsatzkräften aus Rettungsdienst und Bereitschaften im Einsatz“, sagt Pressesprecher Alf Erdt über den Lumpigen Donnerstag. Es habe generell ein höheres Aufkommen als vergangenes Jahr gegeben und die Rettungswagen seien eigentlich durchgehend im Einsatz gewesen. „Wir hatten rund 90 Versorgungen und etwa 25 Abtransporte ins Klinikum. Hauptsächlich handelte es sich um Schnittverletzungen, übermäßigen Alkoholkonsum und Unterkühlungen.“ Extreme Notfälle habe es jedoch keine gegeben.
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