Als Sitz des Vereins Die Kunstbaustelle wird Landsberg erneut zum Ausgangspunkt eines innovativen Projekts. Nach der Ausstellung „Das Labyrinth – 100 Jahre Hitlers Festungshaft“ widmet sich der Leiter Wolfgang Hauck nun einem weiteren ambitionierten Vorhaben: der digitalen Dokumentation der Verbrechen des Nationalsozialismus.
Der „NaziCrimesAtlas“ wurde von Wolfgang Hauck initiiert und wird unter der wissenschaftlichen Leitung der Historikerin Edith Raim realisiert, heißt es in einer Pressemeldung. Deren Forschungsarbeiten zu NS-Verbrechen bilden die Datengrundlage einer Datenbank mit über 50.000 Datensätzen. Die neuartige Smartphone-Applikation ermögliche die digitale Kartierung aller NS-Verbrechen zwischen 1933 und 1945, die nach Kriegsende verhandelt wurden. Nun sollen in einem ersten Teil die NS-Verbrechen in Deutschland zugänglich werden. Dabei werden die Fundstellen der Akten, die Tatorte und Tatbeschreibungen über eine App zugänglich gemacht.
„Von Landsberg aus wollen wir ein Zeichen setzen“
Das Projekt wurde in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Finanzierung des Projekts wird mit 780.000 Euro durch das Bundesministerium der Finanzen sichergestellt. Wolfgang Hauck, Initiator und Projektleiter, erklärte in Berlin: „Von Landsberg aus wollen wir ein Zeichen setzen – nicht nur für die Aufarbeitung der Vergangenheit, sondern auch für die Entwicklung kreativer und innovativer Projekte, die die Erinnerungskultur bereichern. Es ist unser Ziel, den Zugang zu den Daten über NS-Verbrechen endlich in einer zeitgemäßen und zugänglichen Form bereitzustellen.“ Die „Nazi Crimes App“ verfolgt das Ziel, die Verbrechen des Nationalsozialismus nicht nur in Deutschland, sondern langfristig auch europaweit digital zu dokumentieren. Laut Edith Raim liegt der Fokus der ersten Phase auf der Kartierung der Verbrechen innerhalb Deutschlands.
Die Wahl von Landsberg als Ausgangspunkt dieses Projekts sei insofern von symbolischer Bedeutung, als dass die Stadt sowohl mit der Festungshaft Hitlers im Jahr 1924 als auch mit der Funktion als Kriegsgefängnis im Jahr 1945 in Verbindung gebracht wird. Wolfgang Hauck sieht deswegen für die Stadt eine besondere Verantwortung. Die Präsentation von Inhalten mittels Tafeln, Texten und Videos in kleinräumigen musealen Formaten ist für ihn nicht nur unzureichend, sondern spiegelt ein unzeitgemäßes Verständnis von Erinnerungskultur wider. Diesbezüglich müssten neue, innovative Vermittlungskonzepte entwickelt werden. Dabei sei auch der Zugang zu authentischen Orten wie dem Lager Kaufering VII oder der unterirdischen Bunkeranlage in der Welfenkaserne von entscheidender Bedeutung. (AZ)
Die Veröffentlichung des „NaziCrimesAtlas“ ist für Mai geplant. Informationen zum Projekt unter: www.NaziCrimesAtlas.org
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