Als am Ende des Abends im Landsberger Stadttheater gefühlt das gesamte Publikum im restlos ausverkauften Saal am Wogen und Tanzen war, spätestens da war klar: Das Benefizkonzert mit Ami und Wally Warning zugunsten des von Claus-Peter Reisch initiierten Projekts „Das rollende Klassenzimmer“ in syrischen Flüchtlingslagern in der Türkei war ein voller Erfolg. Dazu ein ganz besonderer: Ausrichter, Organisator war die Schule am Luisenhof, die im Oktober 2023 vom gleichnamigen bundesweiten Netzwerk den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ verliehen bekam. Als Patin für das Projekt hatte das Sonderpädagogische Zentrum damals Ami Warning aus München gewinnen können. Die Musikerin hatte bei der feierlichen Verleihung des Titels mit Gitarre und selbst geschriebenen Liedern bereits für Beifallstürme gesorgt. Sie wolle die Schule weiter begleiten und „auf jeden Fall ein Konzert mit Papa Wally Warning geben“, hatte sie seinerzeit versprochen.
Das Versprechen wurde eingelöst als Benefizkonzert ohne auch nur einen Cent Nebenkosten. Schülerinnen und Schüler der Projektgruppe „Schule ohne Rassismus“ hatten gemeinsam mit ihren Projektleitern Anne Bartholl und Andreas Leitenstorfer die gesamte Veranstaltung organisiert. „Im November haben wir mit den Vorbereitungen begonnen“, erzählt Leitenstorfer, „haben Unterstützer und Förderer gesucht, Werbung vorbereitet.“ So konnte für das Stadttheater ein Freitermin genutzt werden. Plakate und Flyer wurden kostenfrei gedruckt, Zutaten für die Pausenverpflegung wurden gespendet, die gesamten Einnahmen über den Kartenverkauf gingen an die Schule. Nicht zuletzt verzichteten Ami und Wally Warning auf ihre gesamte Gage und spendeten den Betrag komplett.
Claus-Peter Reisch stellt sein Projekt in der Türkei vor
Am Konzertabend selbst hatte die Projektgruppe der Schule am Luisenhof alle Fäden in der Hand. Künstler- und Pressebetreuung, Garderobe, Ticketkontrolle, Sicherheit, Essensverkauf, Moderation – das Stadttheater war fest in der Hand von Schülerinnen und Schülern. Und alle waren gespannt auf das Musikerduo. Zunächst aber stellte Claus-Peter Reisch, bekannt geworden als Kapitän des Flüchtlingsrettungsboots Life Line, sein 2022 gestartetes Projekt „Das rollende Klassenzimmer“ vor. Die Idee sei bei einer Lebensmittelverteilung in Flüchtlingslagern entstanden. Und wurde rasant umgesetzt: „Wir haben nach einem alten Reisebus gesucht, einen guten Preis ausgehandelt und zum Klassenzimmer umgebaut.“ Derzeit rollen zwei solcher Busse durch die Lager, bringen Schule zu den Kindern, die laut Reisch „regelrecht gierig“ auf Lernen seien. „Wir sind dafür ganz auf Spenden und Unterstützer angewiesen“, sagt Reisch und betont, „für Schule ist dort kein Geld da.“ Die monatlichen Kosten für das gesamte Beschulungsprojekt bezifferte er mit 15.000 Euro.

Unterstützt werde es unter anderem von Sternstunden und Seenotrettung sowie von den Staatskanzleien Bayerns und Sachsens. Wichtig seien auch Benefizveranstaltungen. So konnte Reisch das Bundespolizeiorchester München für ein Benefizkonzert am 15. März um 18 Uhr im Sportzentrum Kaufering gewinnen. Aus dieser Erfahrung wisse er, wie viel Arbeit die Organisation mache. Und er habe deshalb allergrößten Respekt vor den Schülerinnen und Schülern, die er in den vergangenen Wochen erst so richtig kennen lernte: „Bisher war die Schule am Luisenhof nur mein Wahllokal.“
Handgemachte Musik mit tiefgründigen Texten
Schließlich durfte die Musik zu Ton und Wort kommen. Die Botschaften, die Ami und Wally Warning von der Bühne schickten, waren klar: „Give Peace a Chance“, sang Wally mit rauer Stimme oder: „talking is easy, doing is hard“. Auch beschwor er seinen Glauben, beispielsweise mit „Jesus walked on the Water for me“. Ami zeigte mit Texten wie „I don‘t believe in fairy tales no more“ – „Ich glaube nicht mehr an Märchen“ – welch guten Draht sie zur Jugend hat, wie gut sie sich in deren Nöte und Ängste hineinversetzen kann. Mit zunehmender Dauer des Abends wurden die Lieder optimistischer, waren von zum Teil überbordender Fröhlichkeit – auch wenn es mitunter um Durchhaltevermögen ging, wie bei „Es gibt immer Gegenwind – wir bleiben wer wir sind“.
Ami und Wally Warning spulten dabei nicht nur ein Konzert herunter, sondern boten gemeinsam, fast wie bei einem Hauskonzert in familiärer Umgebung, echte, handgemachte Musik mit tiefgründigen Texten. Das Publikum, das zunächst noch vorsichtig wippte, taute immer mehr auf. Reggae, Hip-Hop, Soul – jeder Rhythmus wurde in Bewegung umgesetzt. Die Besucherinnen und Besucher sangen und klatschten, Wally Warning kramte seinen Urhit „No Monkey“ aus der Klangkiste und es wurde richtig turbulent. Musikwünsche flatterten auf die Bühne, wo zwei Vollblutmusiker spielten und sangen und improvisierten, wenn sie einen Wunschtitel eigentlich noch nie gemeinsam gespielt hatten.
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