Mit einem von Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger zelebrierten Eröffnungsgottesdienst in der Hauskapelle des Klosters der Dominikanerinnen startete die „Fazenda da Esperança – Heilige Katharina von Siena“ offiziell mit ihrer Arbeit in Landsberg. Sitz ist das Kloster an der Münchener Straße. Die Dominikanerinnen bleiben weiter Hausherrinnen, Verträge mit der Gemeinschaft sind in Aussicht gestellt. Es ist der sechste „Hof der Hoffnung“, der sich in Deutschland etablieren will und er soll für Frauen sein.
Die Einrichtung versteht sich als ein Ort, an dem Menschen jeden Alters Wege aus Sucht und Orientierungslosigkeit gezeigt werden. In seiner Predigt berichtete der Zelebrant von eigenen Erfahrungen. So habe er im Jahr 2000, als er noch Pfarrer in Irsee war, dort erste Überlegungen für eine Fazenda für Männer in Bickenried mitbegleitet. Die Bereitschaft unter der Bevölkerung im Allgäu sei groß gewesen. „Bedenken und Diskussionen gab es seitens der Profis.“ 2007 habe die Fazenda schließlich gegründet werden können. Das Konzept auf christlicher Basis breite sich jetzt aus, so der Weihbischof, und er sei dem hiesigen Kloster von Herzen dankbar für dessen Aufnahme.
Sechs der Höfe gibt es in Deutschland
Schwester Antonia Müller, stellvertretende Priorin im Landsberger Kloster, sprach von vorangegangenen Überlegungen. „Wir haben schon länger nach einer christlichen geistlichen Gemeinschaft gesucht, die unser Kloster einmal übernehmen könnte. Vor fünf Jahren haben wir die Fazenda da Esperança kennengelernt. Dass sie in Landsberg der Heiligen Katharina von Siena anvertraut wird, hat uns die Entscheidungsfindung leichter gemacht.“
Am Ende des Gottesdienstes sprach Europabeauftragte Michaela Fikus über Historie und Konzept vor. Die erste Fazenda habe ein deutscher Franziskanerpater 1983 in Brasilien gegründet. Seit 2010 sei die besondere Hilfe von der katholischen Kirche offiziell als geistliche Gemeinschaft anerkannt. „Heute gibt es 125 Fazendas in 27 Ländern auf der ganzen Welt.“ In Europa gebe es 14 Höfe in sechs Ländern – sechs davon befinden sich in Deutschland. „Eine Fazenda ist ein Ort offen für jeden, der sein Leben ändern möchte.“ Fikus nannte Süchte, Depressionen, Burnout. Es gebe keine Altersgrenze und keine Einschränkungen bezüglich Herkunft oder Religion. Ein Rekuperant, so werde der Hilfesuchende genannt, bleibe ein Jahr in der Fazenda. Das Leben dort sei geprägt von Gemeinschaft, Spiritualität und Arbeit. Im Miteinander werde das Evangelium konkret umgesetzt.
„Wir müssen für Hilfesuchende bekannt werden“
Die 28-jährige Leonie Schmid berichtete anschließend von ihren Erfahrungen. Das Heimatdorf in der Nähe von Biberach war zu eng, Berlin sollte es sein. Unbemerkt sei sie dort in die Droge gerutscht, der Bezug zur Familie verschwand und auch das eigene Leben sei weggebröckelt. Mit 17 sei sie in die Fazenda gekommen. „Ich wurde dort so genommen, wie ich bin, habe wieder zur Familie und auch zu Gott gefunden.“ Heute betreut Leonie Schmid junge Leute mit psychischen Erkrankungen.
Die Landsberger Fazenda da Esperança wird von der aus Brasilien stammenden Familie Jasper geleitet. Carla Jasper ist seit 14 Jahren in Deutschland und betreute 13 Jahre lang eine Fazenda in Havelland. Seit einem Jahr leben Carla und Kleberson Jasper mit ihren Kindern Pedro, Maria Clara und Helena in Landsberg. „Vor einem Monat haben wir begonnen, uns bekannt zu machen.“ Dafür werden Gemeinden sowie weitere öffentliche und soziale Einrichtungen besucht. Es werden persönliche Gespräche geführt und Flyer verteilt. „Wir müssen für Hilfesuchende bekannt werden.“ Über die Fazenda sagt Carla Jasper: „Wir machen keine Suchttherapie oder Drogenentgiftung, sondern Rekuperation. Der Rekuperant soll wieder zu sich selbst finden, für das Leben zurückgewonnen werden. Er soll lernen, in einer Gemeinschaft zu leben und vor Problemen nicht wegzulaufen, sondern Schwierigkeiten zu überwinden.“ Ein Mal pro Woche treffen sich alle zum „Seelenaustausch“. Dabei werde über alles gesprochen, was bedrückt, aber auch über Schönes. „Bei Bedarf werden Einzelgespräche geführt.“
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