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Landsberg: Ein Protest gegen die Zerstörung der Natur

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Ein Protest gegen die Zerstörung der Natur

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    „und alle Tiere rufen" vom Theater 5 ist ein wütender Protest.
    „und alle Tiere rufen" vom Theater 5 ist ein wütender Protest. Foto: Christian Rudnik

    Der Abend, den vier Schauspielerinnen, drei davon blutjung, dem Publikum im Landsberger Stadttheater offerierten, war ein nicht nur intensiver, sondern auch zweigeteilter Theaterabend. „und alle tiere rufen...“ von Thomas Köck ist ein wütender Protest gegen die mit zunehmendem Artensterben einhergehende Zerstörung einer ursprünglich intakten Natur.

    Es ist aber auch – und das ist die helle Seite – eine wunderbare Aufführung (Regie Kulturjournalist Christoph Leibold) mit allem, was Theater heute bieten kann, auch ohne aufwendiges Bühnenbild. Eine große Leinwand als Hintergrund, davor kunterbuntes Instrumentarium: Klavier/Keyboard, Drumset, Gitarre/Ukulele, Saxofon. Kostüme, die Unterschiedliches darstellen können, Bildprojektionen, Puppenspiel mit Live-Video, Publikumsbeschimpfung und ja, auch mehrfach Interaktion mit diesem. Das alles in Hochgeschwindigkeit: Zurücklehnen, gar Abschalten war nicht, die vier Mädels Emilia Giesler, Lotta Leibold, Sanna Morgenroth und Aline Pronnet, 15, 17, 19 und 33 Jahre alt, kannten keine Gnade.

    Sie jagten sich und das gesamte Auditorium durch ein Programm wie ein düsteres Verfallsszenario, tischten Erinnerungen aus Vergangenheit und Zukunft auf - „was einmal gewesen sein wird, welche Spuren hinterlassen worden sein werden“. Sie betonten dabei immer wieder „das hier ist kein Theaterstück“. Was es dann ist? „Es ist die Einsicht, dass all dies schon Vergangenheit ist. Wir sind Zeugen des Untergangs. Die Zeit der Menschen wird ein dünner Strich im Zeitgeschehen gewesen sein.

    Die Entwicklung unserer Spezies vom gebückten Affen zum aufrechten homo sapiens und wieder zurück als Scherenschnitt an der Leinwand, von Musik untermalt: Soll es so weitergehen? „Ihr müsst jetzt euren Arsch hochkriegen“, schleudern die Akteurinnen den Menschen im Theatersaal entgegen. „Sonst werden auch wir irgendwann verschwunden gewesen sein werden.“ So wie Kaninchennasenbeutler, Harlekinfrosch oder Steppenzebra – unwiederbringlich ausgerottet des Fortschritts wegen. Doch auch der Kapitalismus wird nicht überleben, „vorbei vorbei“ singen alle, auch das Publikum als Refrain. Einer der stärksten Momente des Abends ist das Spiel mit einer sehr kleinen Puppe, die als Riese auf die Leinwand projiziert wird, begleitet von Text aus dem off. Einerseits regt sich da Bewunderung für den Perfektionismus des Quartetts, andererseits lassen die Spielerinnen damit unangenehmes Grauen in einem hochsteigen. Sie machen sichtbar, was verloren gegangen sein wird, wenn alles so weitergeht wie bisher. Sich ändern? Ein Protestsong aus dem Jahr 1980 bereits macht wenig Hoffnung. Die Zeituhr tickt. Doch die Jugend gibt nicht auf.

    In Warnwesten animieren die Akteurinnen das Publikum. Eine Schönrednerin aus der Industrie wird lautstark ausgebuht. Das Publikum, eben noch auf der Leinwand in den bequemen Theatersesseln zu sehen, ist plötzlich weg, entfernt von der Zeitmaschine. „Das hier ist kein Theaterstück. Das hier ist das Ende dieser Zeit. Das hier ist euer Spiegel.“ „Why did we choose extinction?“ Ja, warum haben wir uns für das Aussterben auch unserer eigenen Spezies entschieden, schaufeln uns gedankenlos tagtäglich unser eigenes Grab? Eine Frage, mit der sich sicher einige der Anwesenden noch länger als an diesem einen Abend beschäftigt haben werden – um das wunderbare, immer wieder angewandte Futur II noch einmal zu bemühen.

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