Wissen Sie was eine Siebse ist? Wenn nicht sollten sie unbedingt ins Landsberger Stadttheater gehen. Das Stück „Krieg ums Sternchen“ bietet alles was man für einen interessanten Theaterabend braucht. Ein tolles Darstellerteam, eine gute Regie und viel Wortwitz. Reine Dialogstücke sind nicht immer leichte Kost, doch Constanze Günther als Trixi, Ferdinand Proft als Jens-Arne, Mike Bischof als Ivo und Luisa Bredschneijder als Ramona schaffen es scheinbar mühelos das Stück spannend zu machen. Regisseur Juri Olbrich hat sich dem Gender-Thema angenommen und es gelingt ihm dieses umstrittene Thema leicht, locker und mit viel Esprit auf die Bühne zu bringen. Das Ende darf man nicht verraten, es würde den Zuschauerinnen und Zuschauern (schon sind wir beim Thema) den Reiz nehmen. Aber vor allem das senegalesische Gendern trägt viel dazu bei, dass die Zuschauer etwas zum Lachen haben.
![Ramona (Luisa Bredschneijder) wundert sich über die Regeln und diskutiert mit Trixi (Constanze Günther). Ramona (Luisa Bredschneijder) wundert sich über die Regeln und diskutiert mit Trixi (Constanze Günther).](https://images.mgpd.de/img/104424867/crop/c1_1-w100/872555027/1883907373/jor09012025-51.jpg)
Die vier Akteure treffen sich jeden Mittwoch zu einer Scrabble-Gruppe. Das heißt, zuerst sind es nur drei. Alle haben ihren festen Platz. Alle sind einsam. Jeder auf seine Weise. Jens-Arne sucht dringend eine Frau, sprich Sex, Trixi geht auf in ihrer Gruppe, die sich einmal in der Woche im Gemeinschaftshaus trifft und Ivo ist der Meister-Scrabbler, der auf Turniere geht und dafür gerne mehr Anerkennung hätte. Jena-Arne bringt Zimtsterne mit, Trixi versucht Harmonie zu schaffen und Ivo glänzt mit seinem Wissen. Eigentlich ein eingespieltes Team, doch alles verändert sich, als Ramona dazukommt. Sie möchte mitmachen und das freut alle zuerst, vorwiegend Jens-Arne macht sich Hoffnungen, doch Ramona will nicht nur scrabbeln, sie will beim Scrabbeln auch gendern. Ein Schock für alle, vor allem für Ivo, der Germanist ist und die deutsche Sprache liebt. Er hasst die „Schluckaufpausen“ beim Sprechen mit dem Sternchen. Für ihn ist die Sprache seine Heimat und das Gendern würde die Sprache meucheln. Dafür findet er dann drastische Vergleiche und sieht das Gendern als „Geschlechtskrankheit“ an. Mike Bischof spielt diese Rolle mimisch einfach köstlich. Schon bevor er etwas sagt, muss man meist lachen. Er ist ein Superhirn, erinnert sehr an Sheldon Cooper aus „The Big Bang Theory“. Er nervt total mit seiner Arroganz, aber irgendwie mag man ihn doch. Bischof spielt das gekonnt aus und man merkt er genießt die Rolle, die schwierige Textpassagen hat, denn es gibt sensationelle Wortspiele, die allen einfallen.
![landsberger bühne im Stadttheater: von links Ivo (Mike Bischof), Jens-Arne (Ferdinand Proft) landsberger bühne im Stadttheater: von links Ivo (Mike Bischof), Jens-Arne (Ferdinand Proft)](https://images.mgpd.de/img/104424864/crop/c1_1-w100/1102506739/1668912038/jor09012025-30.jpg)
Ferdinand Proft als Jens-Arne ist zuerst sehr angetan von Ramona, doch später geht sie ihm zunehmend auf die Nerven. „Das macht jetzt keinen Spaß mehr“ sagt er und zeigt damit, dass ihm die Gruppe doch wichtig ist. Proft spielt den vermeintlichen Sexisten ein wenig zurückhaltend, sodass man ihm anmerkt, dass er doch eigentlich ganz in Ordnung ist. Die Rolle ist schwierig, gut besetzt und wie Constanze Günther als Trixi wichtig. Denn Ramona und Ivo sind die dominanten Charaktere. Deshalb braucht es einen Ausgleich. Constanze Günther spielt sehr überzeugend eine einsame Frau, deren einziger Lebensinhalt (“die schönsten Stunden der Woche) die Gruppe ist. Erst als sie die gefährdet sieht, wächst sie über sich hinaus und hat eine entscheidende Idee. Es macht Spaß ihr dabei zuzusehen.
![landsberger bühne im Stadttheater: von links Jens-Arne (Ferdinand Proft), Ivo (Mike Bischof), Ramona (Luisa Bredschneijder), Trixi (Constanze Günther) landsberger bühne im Stadttheater: von links Jens-Arne (Ferdinand Proft), Ivo (Mike Bischof), Ramona (Luisa Bredschneijder), Trixi (Constanze Günther)](https://images.mgpd.de/img/104424879/crop/c1_1-w100/1969092881/1434877834/jor09012025-4.jpg)
Und Spaß macht es auch Luisa Bredschneijder als Ramona zu sehen. Manchmal bekommt man fast ein bisschen Angst bei ihrer Wandlung von der nervigen jungen Frau, die gendern will, zur Fanatikerin, die (fast) vor nichts zurückschreckt. Sie will nicht Tänzer schreiben, doch für Tanzende fehlen ihr die Buchstaben. Von Mike erfährt sie, dass Tanzende und Tänzer eine völlig unterschiedliche Bedeutung haben, und sofort ist Mike frauenfeindlich. Sie besticht, erpresst und wird für die Gruppe hochgefährlich. Das spielt Luisa Bredschneijder so lebensnah und echt, dass man ihr jedes Wort glaubt. Die Gruppe wehrt sich und dann wird es spannend im Theater. Jeder fiebert mit, wie es weitergeht und manche können nicht mehr aufhören zu lachen, denn der Kampf ums Gendern der Gruppe ist ein einziger Kracher. Ob es die Auflösung am Schluss noch gebraucht hätte, ist die einzige Frage, die man sich eventuell noch stellen könnte. Das Bühnenbild ist super, lenkt nicht vom Dialog ab, kommt aber erst zum Schluss so richtig zum Einsatz. Ansonsten ist das eine sehr sehenswerte Vorstellung der landsberger bühne für alle, die Sprache mögen und sich über ihre Veränderung Gedanken machen oder einfach mal lachen möchten. Weitere Termine der Vorstellung unter www.landsberger-bühne.de im Internet. Kartenreservierungen im Reisebüro Vivell in Landsberg.
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